Einleitung
In dieser Sura erinnert Allah (t) Seinen Propheten Muhammad, Allahs Segen und Friede auf ihm, daran, dass Er immer an seiner Seite ist, und dass Jenseits besser für ihn ist als das diesseitige Leben. Muhammad (a.s.s.) wird aufgetragen, allen Liebe zu zeigen, und Allahs Botschaft zu verkünden. Obwohl Muhammad in dieser und der nächsten Sura angesprochen wird, spricht diese Botschaft alle Gläubigen an, um Allahs Wahrheit zu verbreiten.

Beim Vormittag (93:1)
93:1-2 – Dies ist eine Art Schwur, die Allah (t) allein zusteht und von uns Menschen nicht angewendet werden darf. Allah (t) schwört beim Vormittag, den Er erschaffen hat und hinter dem eine gewaltige Gesetzmäßigkeit der Erdumdrehung vor der Sonne geschieht. Das herrliche und angenehme Morgenlicht am Vormittag ist das Gegenteil von der Nacht, die alle Dinge mit ihrer Dunkelheit verhüllt.

und bei der Nacht, wenn alles still ist! (93:2)
Siehe 93:1

Dein Herr hat dich weder verlassen, noch verabscheut. (93:3)
93:3 – Mit diesem Schwur in 93:1-2 tröstet Allah (t) Seinen Propheten Muhammad, Allahs Segen und Friede auf ihm, und versichert ihm Seinen Beistand bei der Ausführung seiner Aufgabe.

Wahrlich, das Jenseits ist besser für dich als das Diesseits. (93:4)
93:4-5 – Mit diesem Schwur in 93:1-2 wird ferner in diesem Vers betont, dass das Jenseits besser als Diesseits ist, sowohl für den Propheten selbst, als auch für jeden Menschen, der an Allah und Seine Botschaft glaubt. Dort – d.h. im Jenseits – wird jeder wohlzufrieden sein, sowohl der Prophet selbst als auch jeder, der ihm folgt.

Und wahrlich, dein Herr wird dir geben und du wirst wohlzufrieden sein. (93:5)
Siehe 93:4

Hat Er dich nicht als Waise gefunden und aufgenommen (93:6)
93:6-8 Hier zählt Allah (t) vor Seinem Propheten die Gnaden und Wohltaten auf, die Er ihm gewährt hat, und erinnert ihn daran, dass Er es ist, Der seit Beginn seines Wachstums nichts fehlen ließ. Allah (t) will ihn damit auf das vorbereiten, was Er für später mit ihm vorhat. Muhammad (a.s.s.) soll aus den vorangehenden Gnadenerweisen ermessen können, was er noch von Allahs Güte zu erwarten hat, damit er sich auf den besten Ausgang sowie das Zunehmen des Guten und des Ansehens einstellen könnte und nicht kleinmütig und ungeduldig würde. “Hat er dich nicht … gefunden”: Hier ist vom “Finden” im Sinne eines Wissens um die Lage Muhammads die Rede. Gemeint ist: Warst du nicht ein Waise? Muhammads Vater starb nämlich, als Muhammad ein Embryo von sechs Monaten war, und seine Mutter starb, als er sechs Jahre alt war. Darauf bestellte Allah Muhammads Vaterbruder Abu Talib zum Bürgen über ihn und erweckte in Abu Talib ein Gefühl der Zuneigung für ihn, so dass Abu Talib ihn gut erzog. “Auf dem Irrweg”: Gemeint ist, dass Muhammad sich damals noch gegenüber dem Wissen um die offenbarten Gesetze und dem, was nur durch belehrt werden erkannt werden kann, auf dem Irrweg befand und keine Ahnung davon hatte. So sagt Allah (t): “Du wusstest damals nicht, was eine Offenbarungsschrift ist.” (42:52). Indessen sagt man auch, dass Muhammad (a.s.s.) sich in seiner Jugend auf einem Bergpfad bei Makka verirrte und dass Abu Dschahl ihn zu seinem Großvater ‘Abdulmuttalib zurückbrachte. “Und rechtgeleitet”: und dich mit dem Qur’an und den offenbarten Gesetzen bekannt gemacht. Oder: und dafür Sorge getragen, dass du deinem Großvater und deinem Onkel väterlicherseits nicht länger durch Verirrung entzogen warst. Wenn man behauptet, dass Muhammad vierzig Jahre hindurch genauso lebte wie seine Stammesgenossen, und wenn man das in dem Sinne meint, dass er genau wie sie der Wissenschaften ermangelte, die man nur durch belehrt werden gewinnen kann, so ist das gut. Wenn man es aber in dem Sinne meint, dass er nach der Religion und dem Unglauben seiner Stammesgenossen lebte, dann Allah behüte! Denn die Propheten müssen vor und nach dem Eintritt ihres Prophetentums vor schändlichen Sünden schwerer und leichterer Art bewahrt (ma‘sum) bleiben, und wie steht es da wohl mit dem Unglauben und der Unkenntnis des Schöpfers? Die Antwort darauf gibt das Wort: “Und wir dürfen Allah keine Teilhaber beigesellen.” (12:38). In den Augen der Ungläubigen wäre es für den Propheten (a.s.s.) ein hinreichender Mangel gewesen, wenn er vor dem Eintritt des Prophetentums im Unglauben gelebt hätte. “Und reich gemacht”: und dich entweder durch das Vermögen deiner Gattin Chadidscha oder durch die Beute, die Allah dir zukommen ließ, reich gemacht. Im letzten Sinne hat der Prophet gesagt: ”Mein Unterhalt ist unter den Schatten meiner Lanze gestellt.“ Indessen sagt man auch, es sei gemeint: Allah hat dir Zufriedenheit verliehen und dein Herz reich gemacht. (Zam, Gät) (vgl. dazu 6:94; 19:95).

, und dich auf dem Irrweg gefunden und richtig geführt (93:7)
Siehe 93:6

, und dich dürftig gefunden und reich gemacht? (93:8)
Siehe 93:6

Was die Waise angeht, so unterdrücke sie nicht. (93:9)
93:9-11 – Diese Worte in diesem Versblock bilden ein Gebotskomplex aus drei Punkten: Was die Waise angeht, so unterdrücke sie nicht. Und was den Bittenden angeht, so fahre ihn nicht an, und sprich überall von der Gnade deines Herrn. Der Bittende, oder wörtlich der Fragende, kann nicht nur ein Bettler sein, sondern jemand, der in einer schwierigen Lage um Hilfe bittet, sei es nun materiell, ideell oder nur zur Belehrung (vgl. oben 80:1ff. und die Anmerkung dazu). Von Allahs Wohltaten zu sprechen ist eine Art Dankbarkeit Ihm gegenüber. Mit einer solchen Verhaltensweise verschwindet die Geheimtuerei über das Gehortete. Es sind Befehle, die sowohl an den Propheten selbst, der sowieso sich im vorbildlichen Benehmen eines Gesandten Allahs verhält, als auch an jeden Menschen nach ihm bis zum Tage des Weltuntergangs. Diese Anweisungen spiegeln hier die Alltagsnöte wider, insbesondere in einer von Gier und Materialismus zersetzten Gesellschaft. (ÜB)

Und was den Bittenden angeht, so fahre ihn nicht an (93:10)
Siehe 93:9

, und sprich überall von der Gnade deines Herrn. (93:11)
Siehe 93:9