Abdullah Ibn Ubaiyy Ibn Salul

Vor der Ankunft des Propheten (s.) einer der führenden Männer unter den Al-Chazradsch.

Seine Bekehrung zum Islam war nur sehr halbherzig; er wird zu den schlimmsten “Heuchlern” gerechnet und war an manchen Intrigen gegen die Muslime beteiligt.
Er starb in Al-Madina 631.

Dschabir Ibn Abdullah, Allahs Wohlgefallen auf beiden, berichtete: Wir befanden uns auf dem Weg zu einer Schlacht, und es kam vor, dass ein Mann von den Auswanderern (Al-Muhadschirun) einem Mann von den Helfern von Al-Madina (Al-Ansar) einen Fußtritt gab. Der Mann aus Al-Madina rief aus: Hilfe, o ihr Al-Ansar! Und der andere aus Makka rief aus: Hilfe, o ihr Al-Muhadschirun! Dies hörte der Gesandte Allahs, Allahs Segen und Friede auf ihm, und fragte: Was geschieht da? Die Leute erzählten ihm, dass ein Mann von den Al-Muhadschirun einem Mann von den Al-Ansar einen Fußtritt gegeben hatte, worauf der Mann von den Al-Ansar ausrief: Hilfe, o ihr Al-Ansar! Und der andere ausrief: Hilfe, o ihr Al-Muhadschirun! Der Prophet, Allahs Segen und Friede auf ihm, sagte: Unterlasset das; denn dies stinkt!

Als der Prophet anfangs nach Al-Madina kam, waren die Al-Ansar in der Mehrzahl. Später waren die Al-Muhadschirun in der Mehrzahl. Da sagte Abdullah Ibn Ubaiyy: Haben sie dies getan? Ich schwöre bei Allah, dass – wenn wir nach Al- Madina zurückkehren – gewiss der Ehrwürdige den Demütigten von dort vertreiben wird! Darauf sagte Umar Ibn Al- Hattab, Allahs Wohlgefallen auf ihm: Lass mich, o Gesandter Allahs, den Kopf dieses Heuchlers abschlagen! Der Prophet, Allahs Segen und Friede auf ihm, erwiderte: Lass ihn, damit die Leute nicht sagen, dass Muhammad seine Gefährten umbringt! (Bu).

Haikal berichtete: Umar Ibn Al-Chattab hatte im Heer einen Bediensteten, der sein Pferd führte. Nach Beendigung des Kampfes drängte er sich mit einem Mann von Al-Chazradsch am Brunnen, und sie stritten und schrien einander an. Da rief der von Al-Chazradsch die Al-Ansar und Umars Bediensteter die Al-Muhadschirun zu Hilfe. Ibn Ubaiyy Ibn Salul, der mit den Heuchlern nur zu diesem Feldzug ausgezogen war, um Beute zu machen, hörte das Rufen, und es regte sich der Groll gegen die Al-Muhadschirun und gegen den Propheten (s.) in seiner Seele. Er sagte zu den um ihn Sitzenden: Die Al-Muhadschirun übertreffen uns bereits an Zahl in unseren Wohnstätten, und bei Allah, ich betrachte uns und sie nicht anders als wie die Vorfahren sagten: Mästest du deinen Hund, frisst er dich. Bei Allah, wenn wir nach Al-Madina zurückkehren, werden die Mächtigeren die Schwächeren daraus vertreiben. Sodann sagte er zu denen, die von seinem Stamm anwesend waren: Das habt ihr mit euren eigenen Händen bewerkstelligt: Ihr habt sie in euer Land gelassen und euer Vermögen unter ihnen verteilt. Bei Allah, hättet ihr ihnen nicht gegeben, was in euren Händen war, hätten sie sich einem anderen Gebiet als dem euren zugewandt. Jemand überbrachte dem Gesandten Allahs diese seine Rede, nachdem er mit seinen Feinden fertig war.

Umar Ibn Al-Chattab war bei ihm und wurde ob dessen, was er hörte, zornig und sagte: Schick Bilal Ibn Rabah, um ihn zu töten! Da wandte sich der Prophet, Allahs Segen und Friede auf ihm, zu Umar und sagte: O Umar, was wäre, wenn die Leute sich unterhielten und sagten, Muhammad tötet seine eigenen Gefährten! Zugleich ahnte er jedoch, dass die Angelegenheit noch ernster werden würde, sollte er nicht einen energischen Schritt unternehmen. Deshalb befahl er die Leute zu einer Stunde zum Aufbruch zu rufen, zu der die Muslime nicht aufzubrechen pflegten.

Ibn Ubaiyy Ibn Salul erfuhr, was dem Propheten, Allahs Segen und Friede auf ihm, über ihn berichtet worden war, und beeilte sich, in seiner Gegenwart zu leugnen, was ihm zugeschrieben worden war, und bei Allah zu schwören, er habe desgleichen nie gesagt oder verlauten lassen. Dies änderte jedoch nichts an Muhammads Entschluss zum Aufbruch. Vielmehr marschierte er mit den Leuten den ganzen langen Tag über bis zum Abend sowie die ganze Nacht hindurch bis zum Morgen und einen Teil des zweiten Tages, bis sie die Sonne nicht mehr ertragen konnten.

Als die Leute lagerten schliefen sie, kaum dass sie sich auf den Boden gelegt hatten, aufgrund ihrer übergroßen Ermüdung ein. Die Mühsal ließ die Leute Ibn Ubaiyys Gerede vergessen. Sie kehrten danach mit der Beute und den Gefangenen von den Banu Al-Mustaliq nach Al-Madina zurück, unter ihnen Dschuwairiya, die Tochter von Al-Harith Ibn Abi Dirar, dem Führer des besiegten Stammes. Die Muslime erreichten Al-Madina, wo auch Ibn Ubaiyy wohnte, dessen Neid über Muhammad und die Muslime sich nicht legte; wenn er auch den Islam, ja Glauben zur Schau stellte und darauf beharrte, dass, was dem Gesandten Allahs bei Al-Muraisi über ihn mitgeteilt worden war, zu leugnen.

Unterdessen wurde die Sura “Al-Munafiqun” (Die Heuchler) offenbart, die das Wort des Erhabenen enthält: Wenn die Heuchler zu dir kommen, sagen sie: Wir bezeugen, dass du in Wahrheit der Gesandte Allahs bist. Und Allah weiß, dass du wahrhaftig Sein Gesandter bist. Doch Allah bezeugt, dass die Heuchler Lügner sind. Sie haben ihre Eide lediglich zu ihrem Schutz vorgebracht; so wenden sie vom Wege Allahs ab. Schlimm ist wahrlich das, was sie zu tun pflegen. Dies ist so, weil sie glaubten und hernach ungläubig wurden. So ist ein Siegel auf ihre Herzen gesetzt worden, so dass sie nicht begreifen können. Und wenn du sie siehst, so gefallen dir ihre Gestalten; und wenn sie sprechen, horchst du auf ihre Rede. Sie sind, als wären sie aufgerichtete Holzklötze. Sie glauben, jeder Schrei sei gegen sie gerichtet. Sie sind der Feind, darum nimm dich vor ihnen in Acht. Allahs Fluch über sie! Wie werden sie abgewendet? Und wenn zu ihnen gesprochen wird: Kommt her, der Gesandte Allahs will für euch um Verzeihung bitten!, dann wenden sie ihre Köpfe zur Seite, und du siehst, wie sie sich in Hochmut abkehren. Es ist ihnen gleich, ob du für sie um Verzeihung bittest oder nicht für sie um Verzeihung bittest. Allah wird ihnen nie verzeihen; wahrlich, Allah rechtleitet kein frevelhaftes Volk. Sie sind es, die sagen: Spendet nicht für die, die mit dem Gesandten Allahs sind, bis sie ihn verlassen, während doch die Schätze der Himmel und der Erde Allahs sind; allein die Heuchler verstehen nichts. Sie sagen: Wenn wir nach Al-Madina zurückkehren, dann wird der Würdigste sicher den Geringsten aus ihr vertreiben, obwohl die Würdigkeit nur Allah und Seinem Gesandten und den Gläubigen zusteht; aber die Heuchler wissen es nicht. O ihr, die ihr glaubt, Lasst euch durch euer Vermögen und eure Kinder nicht vom Gedenken an Allah abhalten. Und wer das tut – das sind die Verlierenden. (63:1-9)

Da nahmen einige Leute an, dass diese Verse das Todesurteil gegen Ibn Ubaiyy bedeuteten und der Prophet (s.) ohne Zweifel seine Hinrichtung befehlen werde.

Deshalb kam sein Sohn, Abdullah Ibn Ubaiyy, der zu den Muslimen gehörte, und sagte: O Gesandter Allahs, ich habe gehört, du willst Ibn Ubaiyy hinrichten lassen; so du es also tun lässt, gib mir dazu den Befehl, und ich bringe dir seinen Kopf; denn, bei Allah, die Al-Chazradsch wissen, dass es unter ihnen keinen Mann gibt, der seinen Vater mehr ehrt als ich. Wahrlich, ich fürchte, solltest du einem anderen den Befehl geben, der ihn dann tötet, so wird es meine Seele nicht zulassen, dass ich den Mörder meines Vaters unter den Menschen wandeln sehe. Ich würde ihn töten und auf diese Weise einen Gläubigen für einen Ungläubigen töten und das Höllenfeuer betreten.

So sprach also Abdullah Ibn Abdullah Ibn Ubaiyy Ibn Salul zum Propheten (s.). Der Prophet sagte zu Abdullah, nachdem er dessen Worte gehört hatte: Wir werden ihn nicht töten, sondern uns ihm gegenüber milde erweisen und den Umgang mit ihm freundlich pflegen, solange er unter uns weilt. (Hkl)