Abschiedspilgerfahrt

Hadschdschatu-l-wada; die letzte Pilgerfahrt des Propheten Muhammad, Allahs Segen und Friede auf ihm, (632) während derer er eine eindrucksvolle Predigt hielt und die Männer zur guten Behandlung der Frauen ermahnte.

Im Jahre zehn der Hidschra, also 23 Jahre nach der ersten Offenbarung, zog der Prophet noch einmal mit vielen anderen Muslimen gemeinsam nach Makka, um die Pilgerfahrt zu vollziehen. Er war jetzt schon über sechzig Jahre alt, und die Zahl seiner Anhänger war nicht mehr gering.

In diesem Jahr pilgerten weit über hunderttausend Muslime aus allen Teilen Arabiens nach Makka. Sie alle kamen, um Allah, Dem einzigen Gott zu dienen und Ihn allein anzubeten.

Welch eine Veränderung hatte Allah, der Allmächtige, in diesem Land geschehen lassen! Wo früher Götzen angebetet wurden, wo die Menschen einander betrogen und sich gegenseitig umbrachten, herrschte jetzt Frieden; Frieden durch die Ergebung in den Willen Allahs und in Seine Gesetze.

Nach der Pilgerfahrt kehrte der Prophet nach Al-Madina, der “Stadt des Propheten”, zurück.

Schon kurze Zeit später, im Alter von 63 Jahren, erkrankte er schwer. Er litt unter starken Kopfschmerzen und wurde bald so schwach, dass er nicht mehr ohne Hilfe gehen konnte. (DM)

In dieser Abschiedspilgerfahrt hielt der Prophet, Allahs Segen und Friede auf ihm, folgende Predigt: Alles Lob gebührt Allah! So loben wir Ihn, bitten Ihn um Hilfe, flehen Ihn um Vergebung an und wenden uns zu Ihm. Und wir suchen Zuflucht bei Allah vor den Übeln unserer selbst und unserer schlechten Taten. Wen Allah rechtleitet, den kann niemand irreleiten, und wen Allah irregehen lässt, für den gibt es keinen, der ihn rechtleitet. Ich bezeuge, dass kein Gott da ist außer Allah allein, Der keinen Partner hat. Sein ist das Reich, und Ihm gebührt alles Lob, und Er hat Macht über alle Dinge; Er gibt das Leben und Er gibt den Tod, und Er ist aller Dinge Mächtig. Kein Gott ist da außer Allah allein; Er hat Sein Versprechen erfüllt und Seinem Diener Sieg verliehen und die verbündeten Gegner vernichtet. O ihr Menschen, hört auf meine Worte; denn ich weiß nicht, ob ich mir euch jemals wieder nach diesem Jahr, in einer solchen Versammlung, begegnen werde. O ihr Menschen, Allah sagt: O ihr Menschen, Wir haben euch aus Mann und Frau erschaffen und euch zu Völkern und Stämmen gemacht, auf dass ihr einander erkennen möget. Wahrlich, vor Allah ist von euch der Angesehenste, welcher der Gottesfürchtigste ist. Wahrlich, Allah ist Allwissend, Allkundig. (Sura 49:13)

Ein Araber ist nicht vorzüglicher als ein Nichtaraber, noch ein Nichtaraber vorzüglicher als ein Araber; ein Schwarzer ist nicht vorzüglicher als ein Weißer, noch ein Weißer vorzüglicher als ein Schwarzer, außer durch Frömmigkeit. Die Menschen stammen von Adam, und Adam ist aus Erde. Wahrlich, jedes Privileg, sei es auf Grund von Blut oder Besitz, ist unter diesen meinen Füßen ausgelöscht, außer der Aufsicht über die Al-Kaba und dem Tränken der Pilger. O ihr Leute der Quraisch, bringt nicht weltliche Güter, für die ihr Verantwortung tragt, während andere Werke für das Jenseits bringen; denn ich kann nichts bei Allah für euch tun. Wahrlich, alle Dinge aus der Al-Dschahiliyya sind nun unter meinen Füßen ausgelöscht. Die Blutrache der Al- Dschahiliyya ist aufgehoben, und die erste Blutrache, die ich aufhebe, ist das Blut des Rabia Ibn Al-Harith, der bei den Banu Sad aufgezogen und von den Huthail getötet worden war. Die Zinsen aus der Al-Dschahiliyya sind aufgehoben, und der erste Zins, den ich aufhebe, ist der des Al-Abbas Ibn Abdulmuttalib. All das ist aufgehoben.

O ihr Leute, wahrlich euer Blut, euer Gut und eure Ehre sind unantastbar, bis ihr eurem Herrn gegenübersteht, ebenso wie der heutige Tag und der jetzige Monat und diese eure Stadt heilig sind. Und ihr werdet euch eurem Herrn begegnen und Er wird euch über eure Taten befragen. Dies habe ich euch wahrlich gesagt. O ihr Leute, ihr habt ein gewisses Recht über eure Frauen, und sie haben ein gewisses Recht über euch. Sie haben euch gegenüber die Pflicht, nicht euer Bett entehren zu lassen und keine offenkundige Schändlichkeit zu begehen. Wenn sie das tun, so hat Allah euch erlaubt, sich von ihrem Lager zu trennen und sie zu schlagen, aber nicht heftig; doch wenn sie aufhören, erhalten sie ihren Unterhalt und ihre Kleidung wie üblich. Wahrlich, der Frau ist es nicht erlaubt, etwas vom Besitz ihres Mannes wegzugeben außer wenn er es gestattet. Behandelt die Frauen gütig; denn sie sind eure Schützlinge und können nicht für sich selbst einstehen. Fürchtet Allah hinsichtlich der Frauen; denn ihr habt sie genommen im Schutz Allahs und habt durch Allahs Wort legalen Verkehr mit ihnen.

O ihr Menschen, Allah der Erhabene hat jedem, dem es zukommt, seinen Anteil am Erbe angeordnet, und es braucht kein Testament für einen Erben gemacht zu werden. Das Kind bringt ihr ins Bett, und der Ehebrecherin gehört der Stein. Und die Abrechnung dafür liegt bei Allah. Wer eine andere Abstammung als seinen Vater angibt oder sich als Klienten eines anderen als seines Schutzherrn ausgibt, auf dem lastet der Fluch Allahs. Schulden müssen bezahlt werden, Geliehenes ist zurückzugeben, Geschenke sind zu erwidern, und der Bürge hat fällige Schulden zu zahlen. Wahrlich, ein Verbrecher ist nur für sich verantwortlich.

Ein Mensch kann nicht für das Verbrechen seines Vaters verantwortlich gemacht werden, noch der Vater für das seines Kindes. Nichts, was dem (Glaubens-) Bruder gehört, ist einem erlaubt, es sei denn, er gäbe es gern und freiwillig. Tut euch nicht selbst Unrecht. O ihr Menschen, jeder Muslim ist der Bruder des anderen, und wahrlich, die Muslime sind Brüder. Und was eure Sklaven angeht, so gebt ihnen zu essen, von dem, was ihr esst, und kleidet sie, wie ihr euch kleidet. Kehrt nach mir nicht zum Unglauben zurück, so dass ihr euch die Köpfe abschlagt. Wer ein Pfand hat, soll es dem zurückgeben, der es ihm anvertraut hat. Wenn euch ein schwarzer Sklave mit abgeschlagener Nase befiehlt und euch durch das Buch Allahs leitet, so hört auf ihn und gehorcht ihm! O ihr Menschen, es gibt keinen Propheten nach mir und keine neue Offenbarungsgemeinschaft nach euch. Und ich habe euch etwas hinterlassen, wodurch ihr nach mir nie mehr irregehen werdet, wenn ihr euch daran haltet: das Buch Allahs und die Sunna Seines Propheten.

Und hütet euch davor, in religiösen Dingen die Grenzen zu überschreiten; denn diejenigen, die vor euch waren, sind durch Überschreiten der Grenzen in Glaubensfragen ins Verderben gestürzt worden. Wahrlich, Satan hat die Hoffnung aufgegeben, jemals in diesem euren Lande verehrt zu werden, aber es wird eine Art von Gehorsam ihm gegenüber geben in Dingen, die ihr für gering haltet in euren Werken, und das wird ihn befriedigen, so hütet euch vor ihm in eurer Religion. Wahrlich, dienet eurem Herrn, verrichtet das Gebet und fastet im Ramadan, zahlt die Zakah für eure Güter mit gutem Willen, und vollzieht die Pilgerfahrt zum Hause Allahs und gehorcht den Herrschenden; so werdet ihr ins Paradies eingehen.

Wer anwesend ist, künde dies dem Abwesenden; denn gar viele, denen es mitgeteilt wird, sind aufmerksamer als die, die zuhören. Und wenn ihr über mich befragt würdet, was würdet ihr sagen? Sie antworteten: Wir bezeugen, dass du die dir anvertraute Aufgabe recht erfüllt hast und die Botschaft mitgeteilt hast und uns guten Rat gegeben hast.

Da sprach der Gesandte Allahs, seinen Zeigefinger gen Himmel hebend, und dann auf die Leute deutend: O Allah, bezeuge es, o Allah, bezeuge es! (Schi)