Alyy Ibn Abi Talib

Vetter des Propheten, Allahs Segen und Friede auf ihm.

Alyy war über neun Jahre alt, als der Prophet seine göttliche Sendung erhielt. Eines Tages sah er seinen Vetter und dessen Frau Chadidscha ihre Stirn auf den Boden neigen. Sie priesen Allah den Allmächtigen. Alyy war erstaunt; denn nie zuvor hatte er jemanden in dieser Weise beten sehen. Als das Gebet beendet war, fragte Alyy seinen Vetter, was dieses fremdartige Verhalten bedeute. Der Prophet sagte: Wir beten Allah, den Einzigen, an. Ich rate dir, es ebenso zu machen. Neige niemals dein Haupt vor Al-Lat, Al-Uzza oder anderen Götzen! Von so etwas habe ich noch nie gehört, sagte Alyy, ich will zuerst meinen Vater fragen und es dir dann sagen. Du solltest jetzt noch nicht mit jemandem darüber sprechen, sondern selbst darüber nachdenken und dann zu einem Entschluss kommen, riet der Prophet seinem kleinen Vetter.

Am nächsten Morgen nahm Alyy den Islam an. Er war der erste Jugendliche, der sich der Gemeinschaft des Islam anschloss. Eine ungewöhnlich selbständige Entscheidung für einen Jungen dieses Alters, besonders in einer Gesellschaft, die dem Götzendienst huldigte! Sie war ein Beweis für seine ihm angeborene Liebe zur Wahrheit. Alyy (r) wuchs in der liebenden Fürsorge des Propheten, Allahs Segen und Friede auf ihm, heran. Er bekam eine tiefe Einsicht in die grundlegende Wirklichkeit des Lebens und des Glaubens. Alyys Liebe zum Propheten, Allahs Segen und Friede auf ihm, kannte keine Grenzen.

In der Nacht, als der Prophet nach Yathrib, dem späteren Al-Madina, aufbrach, war dessen Haus von blutrünstigen Männern umzingelt. Ringsum blitzten gezückte Schwerter, und die Männer waren bereit, den Mann, der aus dem Haus heraustrat, in Stücke zu schlagen. Der Prophet bat Alyy, sich in sein Bett zu legen, während er selbst unbemerkt das Haus verließ. Der Prophet versicherte seinem Vetter, dass ihm dabei nichts Übles passieren würde. Alyy sprang freudig in das Bett und schlief ruhig die ganze Nacht lang. Um das Haus schwebte der Tod, aber Alyy kümmerte sich nicht darum. Er war glücklich darüber, dass er helfen konnte, das Leben des Propheten, Allahs Segen und Friede auf ihm, zu retten.

Alyy war ein naher Blutsverwandter des Propheten, aber dieser wollte ihn noch enger an sich binden und gab ihm seine Tochter Fatima (r) zur Frau. Sie war seine jüngste und von allen am meisten geliebte Tochter. Alyy würdigte diese Ehre damit, dass er keine andere Frau nahm, so lange Fatima lebte. Al-Hasan (r) und Al-Husain (r) waren ihre beiden Söhne, die der Prophet, Allahs Segen und Friede auf ihm, wie seine eigenen Kinder liebte.

Alyy (r) war der Held so mancher Schlacht zu Lebzeiten des Propheten. Mit Ausnahme des Feldzugs nach Tabuk nahm er an allen Schlachten und Feldzügen teil. In der Schlacht von Badr vollbrachte Alyys Schwert wahre Wunder: Nach arabischer Kampfart traten drei der tapfersten Krieger der Makkaner zum Einzelkampf vor, und Alyy tötete zwei von ihnen. Die Feinde verloren dadurch den Mut.

Auf dem Schlachtfeld von Uhud stand Alyy (r) tapfer an der Seite des Propheten, Allahs Segen und Friede auf ihm.

Nach Uthmans Ermordung wurde er der vierte Kalif der Muslime. Eines Tages kam Alyy (r) wie üblich am Freitagmorgen zur Moschee. Er ging um die Moschee herum, um den Leuten zu sagen, dass sie sich zum Gebet fertig machen sollten. Da sprang plötzlich ein Agent seiner Feinde auf ihn zu, schlug mit dem Schwert auf ihn ein und verwundete ihn am Kopf. Alyy (r) stürzte zu Boden, und jetzt fiel sein Mörder über ihn her und hieb ihm mit dem Schwert auf den Kopf. Blut strömte hervor, und Alyys Bart färbte sich dunkelrot. Haltet den Attentäter! schrie der Kalif den Umstehenden zu, die vor Entsetzen wie gelähmt waren. Schwer verwundet wurde Alyy (r) nach Hause getragen. Dann ließ er den Attentäter zu sich bringen und sagte: Tötet ihn, wenn ich sterbe, aber wenn ich am Leben bleibe, will ich selbst mit ihm abrechnen, sobald ich dazu in der Lage bin. Im Laufe des Tages wurde dem Kalifen jedoch klar, dass keine Hoffnung mehr für ihn bestand. Er ließ seine Söhne rufen und gab ihnen den Rat, dem Islam zu dienen.

Am gleichen Abend verschied Alyy, möge Allah an ihm Wohlgefallen haben, der vierte rechtgeleitete Kalif des Islam. Er ist 63 Jahre alt geworden und starb im selben Alter, in dem der Prophet, Allahs Segen und Friede auf ihm, starb.

In den letzten Augenblicken seines Lebens wiederholte er ständig folgende Verse des Quran aus Sura 99, Vers 7 und8: Wer also Gutes im Gewicht eines Stäubchens tut, wird es sehen, und wer Schlechtes im Gewicht eines Stäubchens tut, wird es sehen. (DM)