An-Nadir

einer der drei großen jüdischen Stämme in Al-Madina (Banu Quraiza und Banu Qainuqa).

Wie ihre Glaubensgenossen, die Banu Quraiza, besaßen sie die landwirtschaftlich ergiebigsten Teile der Oase mit Dattelpalmen, und waren wohlhabend. Innerhalb der politischen Auseinandersetzungen in Al-Madina vor der Hidschra erscheinen sie als Verbündete der Al-Aus. Als sie dem Propheten (s.) Widerstand geleistet hatten, wurden sie vertrieben und ihnen nur erlaubt, ihre Tiere zu beladen.

Der Prophet, Allahs Segen und Friede auf ihm, begab sich zu dem jüdischen Stamm der Banu An-Nadir, damit sie ihm bei der Bezahlung der Blutschuld für jene beiden Männer helfen, die Amr Ibn Umayya zuvor umgebracht hatte. Der Prophet (s.) war dazu verpflichtet, da ihn mit den beiden Ermordeten ein Schutzversprechen verbunden hatte. Andererseits waren die beiden Stämme Banu An-Nadir und Banu Amir Bundesgenossen.

Als der Prophet, Allahs Segen und Friede auf ihm, nun mit seiner Bitte zu den Banu An-Nadir kam, erklärten sie sich bereit, ihm zu helfen. Dann zogen sie sich zur Beratung zurück und sprachen zueinander: In eine so günstige Lage bekommen wir diesen Mann nie wieder der Prophet, Allahs Segen und Friede auf ihm, saß nämlich neben der Wand eines ihrer Häuser wer steigt also auf das Haus, wirft einen Stein auf ihn und befreit uns so von ihm? Einer von ihnen, Amr Ibn Dschihasch, erklärte sich dazu bereit und stieg auf das Haus, um einen Stein auf den Propheten, Allahs Segen und Friede auf ihm, zu werfen. Dieser saß dort mit einigen seiner Gefährten, darunter Abu Bakr, Umar und Alyy, als ihn eine Botschaft vom Himmel erreichte, in der ihm das Vorhaben jener Leute offenbart wurde. Er machte sich deshalb sogleich auf den Rückweg nach Al-Madina (ohne aber seinen Gefährten etwas davon gesagt zu haben). Diese warteten bei den Banu An-Nadir auf ihn, und als es ihnen zu lange wurde, suchten sie ihn.

Ein Mann, der gerade aus Al-Madina kam, erzählte ihnen schließlich, er habe den Propheten, Allahs Segen und Friede auf ihm, in die Stadt kommen sehen. Sie folgten ihm dorthin, und als sie ihn erreichten, berichtete er ihnen von dem Verrat, den die Juden gegen ihn geplant hatten.

Dann ließ er zum Krieg gegen sie rüsten, zog mit den Männern los und fiel über die Banu An-Nadir her. Es war dies im Monat Rabiu-l-awwal. Er belagerte sie sechs Tage. Danach erfolgte die Offenbarung des Weinverbots. Die Juden hatten sich in ihren Burgen vor ihm verschanzt. Als der Prophet, Allahs Segen und Friede auf ihm, darauf befahl, ihre Palmen abzuschlagen und Feuer daran zu legen, riefen sie ihm zu: O Muhammad! Du hast bisher mutwillige Zerstörungen verboten und alle die getadelt, die sie durchführten. Wie kommt es dann, dass du unsere Palmen abschlägst und verbrennst?

Unter den Banu Auf, einer Untergruppe der Al-Chazradsch von Al-Madina, gab es einige Männer, darunter der Feind Allahs Abdullah Ibn Ubaiyy, Wadia, Malik Ibn Abi Qauqal, Suwaid und Dais, die den Banu An-Nadir hatten folgendes ausrichten lassen: Haltet stand und verteidigt euch. Wir werden euch nicht aufgeben. Kämpft man gegen euch, werden wir auf eurer Seite kämpfen, vertreibt man euch, ziehen wir mit euch weg.“

Die Banu An-Nadir erwarteten nun diese versprochene Hilfe, doch jene taten nichts. Da erfüllte Allah ihre Herzen mit Schrecken, und sie baten den Propheten, Allahs Segen und Friede auf ihm, er möge sie vertreiben, ihnen aber ihr Leben lassen und ihnen erlauben, so viel von ihrem Besitz mitzunehmen, wie die Kamele tragen konnten, außer ihren Waffen. Der Prophet war damit einverstanden. Sie schleppten alles fort, was die Kamele zu tragen imstande waren. Es gab sogar einige, die ihre Häuser bis zum Oberbalken der Tür zerstörten, diesen auf den Rücken eines Kameles luden und damit wegzogen.

Sie begaben sich nach Chaibar, einige auch nach Syrien. Unter ihren Adligen, die nach Chaibar gingen, waren Sallam, Kinana und Huyaiyy.

Nachdem sie sich in Chaibar angesiedelt hatten, unterwarf sich ihnen die dortige Bevölkerung. Mit Kind und Kegel zogen sie davon. Pfeifen und Tamburine hatten sie bei sich, und Sängerinnen zogen spielend hinter ihnen drein. Mit einem solchen Prunk und einem solchen Stolz machten sie sich auf den Weg, wie man es damals noch bei keinem Stamm je gesehen hatte. Den übrigen Besitz ließen sie dem Propheten, Allahs Segen und Friede auf ihm, zurück.

Es wurde ein Gut, über das er verfügen konnte, wie er wollte. Er verteilte es unter die ersten Auswanderer.

Von den Al- Ansar erhielten lediglich Sahl Ibn Hunaif und Abu Dudschana etwas, die über Armut klagten.

Nur zwei Männer des Stammes Banu An-Nadir wurden Muslime, jedoch allein, um ihren Besitz zu retten.

Die gesamte Sura Al-Haschr (Die Versammlung, Nr. 59) wurde über die Banu An-Nadir offenbart. Darin wird geschildert, mitwelcher Strafe sie Allah heimsuchte, wie Er Seinem Propheten die Oberhand über sie gab und was Er mit ihnen tat. (Rtt)