Gebetsruf

(Athan) Durch den Athan wird verkündet, dass die jeweilige Gebetszeit angebrochen ist.

Der Gesandte Allahs hat den Athan im ersten Jahr der Hidschra eingeführt. Der Gebetsruf soll langsam, deutlich, würdevoll und mit lauter Stimme ausgeführt, jedoch nicht gesungen werden.

Er hat folgenden Wortlaut:
Allahu akbar (Allah ist größer) (viermal).
Ashadu alla ilaha illa-llah (Ich bezeuge, dass kein Gott da ist außer Allah) (zweimal).
Ashadu anna Muhammada-r-rasulu-llah (Ich bezeuge, dass Muhammad der Gesandte Allahs ist) (zweimal).
Hayy ala-s-Salah (Kommt her zum Gebet) (zweimal).
Hayy ala-l-falah (Kommt her zum Erfolg) (zweimal).
(Nur beim Fadschr-Gebet:) : As-Salatu hairum-mina-n-naum (Beten ist besser als Schlafen (zweimal).
Allahu akbar (Allah ist größer) (zweimal).
La ilaha illa-llah (Kein Gott ist da außer Allah) (einmal).

Die Worte des Athan sprechen bereits den Grundinhalt des islamischen Glaubens und die Grundanliegen des Gebets an. Der Muslim soll deshalb dem Athan mit Aufmerksamkeit und Andacht zuhören und auch die Worte des Gebetsrufers (Muaththin) leise wiederholen.

Nach den Worten “Hayy ala-s-Salah” und “Hayy ala-l-falah” sagt der Zuhörende: La haula wala quwata illa billah (Es gibt keine Macht und keine Kraft außer durch Allah).

Wenn man beim Athan zum Fadschr-Gebet die Worte “As-Salatu hairum-mina-n-naum” hört, sagt man: Sadaqta (du hast die Wahrheit gesagt).

Nach dem Athan soll der Muslim den Segen Allahs für den Propheten Muhammad erbitten, z. B. mit den Worten: Allahumma salli ala Muhammad wa ala alihi wa sahbihi wa sallim (O Allah. Segne Muhammad, seine Familie und seine Gefährten und gib ihnen Frieden).

Der bekannte Dua, der nach jedem Gebetsruf ausgesprochen wird, lautet nach der Lehre des Gesandten Allahs (s.) wie folgt: Allahumma rabba hathihi-d-dawati-t-tamma, was-salati-l-qaima, ati Muhammdan al-wasilata wal-fadila; wabathhu maqamam-mahmudan allathi waattah; war-zuqna safaatah; innaka la tuhlifu-l-miad (O Allah, Herr dieses vollkommenen Glaubens und dieses immerwährenden Gebets, gib Muhammad die Rangstellung im Paradies und die Gnadenfülle und erwecke ihn [am Tage des Jüngsten GerichtsDh zu der ruhmvollen Stellung, die Du ihm zugesprochen hast, und schenke uns seine Fürbitte; denn Du bist Der, Der Sein Versprechen nicht bricht).

Mit dem Athan wird zwar zur Vorbereitung zum Gebet aufgerufen, er selbst ist aber kein Bestandteil des Gebets.

Der Gebetsrufer braucht zwar während des Athan nicht im Zustand der rituellen Reinheit zu sein, sollte aber aus Liebe zur Lobpreisung Allahs diesen Zustand anstreben.

Da das Rufen des Athan wegen der genauen Einhaltung der Gebetszeiten eine Vertrauenssache ist, muss der Gebetsrufer eine vertrauenswürdige und verantwortungsbewusste Person sein.

Die historische Überlieferung lautet: Nachdem sich der Prophet, Allahs Segen und Friede auf ihm, mit seinen ausgewanderten Anhängern in Yathrib, dem späteren Al-Madina, eingerichtet hatte, verfestigte sich der Islam dort. Das Gebet war eingesetzt, die Armensteuer und das Fasten zur Pflicht gemacht, die gesetzlichen Strafen festgelegt und das Erlaubte und das Verbotene vorgeschrieben.

Der Islam hatte in Yathrib seine Heimat gefunden. Und es waren diese Helfer, über die Allah im Quran offenbarte: Und jene, die vor ihnen in der Behausung (des Islam) wohnten und im Glauben heimisch geworden sind, lieben jene, die bei ihnen Zuflucht suchten, und hegen in sich kein Verlangen nach dem, was ihnen gegeben wurde, sondern sehen (die Flüchtlinge gern) vor ihnen selbst bevorzugt, auch wenn sie selbst in Dürftigkeit leben. Und wer vor seiner eigenen Habsucht bewahrt ist – das sind die Erfolgreichen. (59:9)

Als der Prophet, Allahs Segen und Friede auf ihm, zu ihnen gekommen war, hatten sich die Gläubigen zunächst ohne besonderen Aufruf zu den festgelegten Zeiten bei ihm zu den Gebeten versammelt. Zuerst hatte der Prophet, Allahs Segen und Friede auf ihm, daran gedacht, wie die Juden mit einem Hornblasen zum Gebet aufrufen zu lassen, doch dann missfiel ihm dieser Gedanke, und er ließ eine Klapper machen, durch deren Schlagen die Muslime zum Gebet gemahnt wurden.

In dieser Zeit hatte Abdullah Ibn Zaid einmal einen Traum und ging am nächsten Morgen zum Propheten und erzählte ihm davon: Letzte Nacht ging im Traum ein Mann an mir vorüber. Er war mit zwei grünen Gewändern bekleidet und trug eine Klapper in der Hand. Ich fragte ihn: Du Diener Allahs, verkaufst du mir die Klapper? Was willst du damit machen?, fragte er mich. Wir rufen zum Gebet damit., sagte ich ihm. Ich sage dir etwas Besseres dafür, nämlich, den Ruf: “Allahu akbar, Allahu akbar, Allahu akbar. Ashadu alla ilaha illa-llah. Ashadu anna Muhammada-r-rasulu-llah. Hayy ala-s-salah. Hayy ala-l-falah. Allahu akbar. La ilaha illa-llah”.“
Als er dies dem Propheten erzählt hatte, rief dieser aus: Wahrlich, ein wahrer Traum, inschaa-llah (so Allah will) ! Gehe zu Bilal und trage es ihm vor. Er soll mit jenen Worten zum Gebet rufen; denn er hat eine wirkungsvollere Stimme als du!“

Als Umar zu Hause erstmals Bilal zum Gebet hatte rufen hören, ging er, sein Gewand über den Boden schleppend, zum Propheten und sprach: O Prophet Allahs! Bei Dem, Der dich mit der Wahrheit gesandt hat! Ich hatte genau den gleichen Traum wie Abdullah Ibn Zaid!“ „

Al-Hamdu-lillah (Alles Lob gebührt Allah), erwiderte der Prophet, Allahs Segen und Friede auf ihm.

Muhammad Ibn Dschafar berichtete: Mein Haus war das höchste im Umkreis der Moschee, und Bilal rief von dort täglich zum Morgengebet. Er kam stets, bevor es dämmerte, und erwartete den Anbruch des Morgens. Sobald er das Frühlicht erblickte, streckte er seine Arme aus und rief: O Allah, ich preise dich und erflehe deine Hilfe, dass sich die Quraisch zu dieser Religion bekennen mögen. Ich habe nie erlebt, dass er diese Worte einmal vor dem Gebetsruf weggelassen hätte.“