Hidschra (f)

Die islamische Zeitrechnung beginnt mit dem Jahr der Hidschra, der Auswanderung des Propheten Muhammad (s.) von Makka nach Al-Madina; genauer gesagt mit dem Anfang des Mondjahres, in welchem die Hidschra stattfand.

Der 16. Juli 622 ist daher der 1. Al-Muharram des Jahres 1.

Das islamische Jahr ist ein reines Mondjahr und somit zehn bzw. elf Tage kürzer als ein Sonnenjahr; 100 Sonnenjahre der europäischen Zeitrechnung entsprechen also ungefähr 103 Jahren der islamischen Zeitrechnung.

Die Reihenfolge der islamischen bzw. arabischen Monate ist:
Al-Muharram,
Safar,
Rabiu-l-Awwal,
Rabiu-l-Ahir,
Dschumada-l-Úla,
Dschumada-l-Ahira,
Radschab,
Saban,
Ramadan,
Sawwal,
Dhu-l-Qada,
Dhul-Hidschdscha.

Obwohl viele Muslime bei Verfolgungen getötet wurden, blieben die Überlebenden dennoch standhaft in ihrem Glauben, übten Geduld und vertrauten allein auf Allah. Als die Qual zu schlimm wurde, empfahl der Prophet Muhammad voller Mitleid den Muslimen, nach Yathrib auszuwandern. Mit der Zeit machten sich alle auf den Weg dorthin. Zum Schluss waren nur noch der Prophet, sein Vetter Alyy und Abu Bakr, der engste Vertraute des Propheten, in Makka.

Als die Makkaner nun hörten, dass die Muslime in Yathrib Anhänger und Freunde gefunden hatten und dort in Sicherheit leben konnten, bekamen sie es mit der Angst zu tun. Sie befürchteten nämlich, die Muslime könnten an ihnen Rache nehmen. Nach einer längeren Beratung beschlossen sie, Muhammad zu töten. Sie wollten ihn nachts, wenn er schlief, mit ihren Schwertern erschlagen. Aber Allah, der Allmächtige, stand Seinem Propheten gegen den Mordplan zur Seite. Er sandte den Engel Dschibril (Gabriel) herab, um den Propheten zu warnen. Daraufhin hatte der Prophet die Eingebung, diese Nacht nicht wie üblich an seiner Schlafstelle zu verbringen. Er bat seinen Vetter Alyy, in seinem Bett zu schlafen und versicherte ihm, dass Allah ihm nichts Übles geschehen lassen würde. Und so kam es auch. Als die Makkaner nachts in das Haus des Propheten schlichen, sahen sie eine Gestalt, die in eine Decke gehüllt war, an Muhammads Schlafstelle liegen. Sie dachten natürlich, es sei der Prophet selbst. Wie groß war aber ihre Enttäuschung, als sie feststellten, dass es Alyy war. Niedergeschlagen und verbissen kehrten sie zurück.

Zur selben Zeit erteilte Allah Seinem Propheten die Erlaubnis, nach Yathrib auszuwandern. Abu Musa berichtete, dass der Prophet, Allahs Segen und Friede auf ihm, sagte: Ich sah eines Tages im Traum, dass ich von Makka in ein anderes Land auswanderte, in dem es Palmen gab. Ich und die Leute in meinem Haushalt gingen davon aus, dass es sich dabei um Al-Yamama oder Al-Hadschar handelte. Es war aber Al-Madina, Yathrib. Dort habe ich im Traum Kühe gesehen, die, bei Allah, etwas Gutes bedeuten; diese wurden als die Gläubigen am Tage der Schlacht von Uhud gedeutet. Es war wirklich das Gute, was Allah uns an Segen und als Belohnung für die Wahrhaftigkeit beschert hat, das Allah uns auch nach dem Tag der Schlacht von Badr zuteilwerden ließ.

Der Prophet und Abu Bakr machten sich gemeinsam auf den weiten, beschwerlichen Weg nach Yathrib und ritten auf zwei Kamelstuten los. Außer ihrer Familie wusste niemand etwas von ihrem Aufbruch. Doch die Makkaner merkten bald, dass der Prophet die Stadt Makka verlassen hatte. Sie wurden sehr zornig und setzten für jeden, der Muhammad zurückbrächte, eine hohe Belohnung aus. Der Prophet und sein treuer Freund Abu Bakr versteckten sich zunächst drei Tage lang in einer Berghöhle.

Allah, der Allmächtige, ließ vor dem Eingang der Berghöhle eine Spinne ihr Netz spinnen und eine Taube ihr Nest bauen, so dass kein Verfolger Verdacht schöpfte. Trotzdem war Abu Bakr in Sorge, sie könnten entdeckt werden; er sagte zum Propheten, Allahs Segen und Friede auf ihm: Wenn einer der Verfolger unter seine Füße blicken würde, würde er uns sehen! Der Prophet erwiderte: Was hältst du, Abu Bakr, von zwei Menschen, bei denen Allah der Dritte ist?

Suraqa berichtete: Die Boten der Ungläubigen aus dem Stamm Quraisch kamen zu uns und gaben das Blutgeld bekannt, das jedem bezahlt werden solle, der den Gesandten Allahs, Allahs Segen und Friede auf ihm, und Abu Bakr tötet oder gefangen nimmt. Während ich mich in einer der Versammlungen meines Stammes der Banu Mudladsch befand, kam ein Mann von ihnen zu uns und berichtete stehend folgendes, während wir dasaßen: O Suraqa, ich habe vor kurzem Personen wahrgenommen, die an der Küste vorbeizogen. Ich halte sie für Muhammad und seine Gefährten! Ich wusste, dass sie es waren, dennoch sagte ich zu ihm: Sie sind es nicht gewesen; denn du sahst nur den Soundso und den Soundso, die von hier vor unseren Augen aufbrachen. Ich blieb noch für eine Weile in der Versammlung, stand dann auf und ging anschließend in meine Wohnung.

Ich befahl meiner Sklavin, meine Pferdestute hinter einen Hügel zu führen und dort auf mich zu warten. Ich nahm mein Schwert und ging vom Hinterhaus hinaus, lief dann den Hügel hinauf, das Tal hinunter und ritt anschließend auf meiner Stute. Ich ritt sehr schnell, bis ich ihnen nahe war. Da strauchelte die Stute, und ich fiel von ihr herab. Ich stand wieder auf und zog aus meinen Satteltaschen die Götzenfiguren heraus, die ich auslegte, um die Weisung von ihnen zu erhalten, ob ich dem Propheten und seinem Begleiter Schaden zufügen sollte oder nicht. Das Vorzeichen kam mit einem Ergebnis, das entgegen meinem eigenen Wunsch war. Daraufhin handelte ich dennoch entgegen dem Vorzeichen der Götzen und zog ihnen weiter nach, bis ich die Quran- Rezitation des Gesandten Allahs, Allahs Segen und Friede auf ihm, ins Ohr bekam, wobei er sich nicht einmal umschaute, während Abu Bakr sich häufig umsah.

Da sanken die Beine meiner Stute im Sand bis zu den Knien ein. Ich stieg sodann ab und wurde heftig zu dem Tier, das sich schließlich doch aus dem Sand befreien konnte, und als es dastand, sah ich aus den Steckspuren seiner Vorderbeine eine Staubwolke kommen, die wie eine Rauchsäule bis zum Himmel hinaufreichte. Ich nahm die Götzen wieder zu Hilfe, und das Vorzeichen kam mit dem Ergebnis, das ich mir nicht gewünscht hatte. So rief ich den von mir Verfolgten zu und gab ihnen das Wort der Sicherheit. Sie blieben stehen, und ich ritt wieder auf meiner Stute, bis ich sie erreichte. Auf Grund der Hindernisse, die zwischen mir und ihnen überwunden worden waren, hegte ich in meiner Seele die Vermutung, dass sich doch die Botschaft des Gesandten Allahs, Allahs Segen und Friede auf ihm, durchsetzen würde.

Ich sagte zu ihm: Deine Leute haben ein Blutgeld für dich ausgesetzt! Ich teilte ihnen mit, was die Leute mit ihnen vorhatten. Ich bot ihnen Reiseproviant und andere Gegenstände an, die sie von mir weder angenommen noch um einen Teil davon gebeten hatten. Sie sagten nur: Halte nur unsere Sache geheim! Ich bat den Propheten, mir ein Schriftstück mit der Zusage über meine Sicherheit schreiben zu lassen, und er wies Amir Ibn Fuhaira an, der dies auf einem Stück Leder niederschrieb. Danach zog der Gesandte Allahs, Allahs Segen und Friede auf ihm, weiter.

Und Urwa Ibn Az-Zubair berichtete: Der Gesandte Allahs, Allahs Segen und Friede auf ihm, traf auf dem Weg Az-Zubair, der mit einer Karawane von muslimischen Geschäftsleuten zusammen war, die sich auf der Rückreise aus Syrien befanden. Da bekleidete Az-Zubair den Gesandten Allahs, Allahs Segen und Friede auf ihm, und Abu Bakr mit weißen Kleidungsstücken. Als die Muslime in Al-Madina davon hörten, dass der Gesandte Allahs, Allahs Segen und Friede auf ihm, von Makka aufgebrochen war, pflegten sie täglich vormittags ins Freie hinauszugehen und auf ihn zu warten. Sie blieben solange, bis die Mittagshitze sie zwang, in ihre Häuser zurückzukehren. Dies geschah tagtäglich, und die Wartezeit wurde immer länger.

Als sie sich einmal in ihren Häusern aufhielten, stieg ein Jude aufs Dach eines hohen Gebäudes hinauf, um aus irgendeinem Grund Ausschau zu halten; da erblickte er in der Ferne den Gesandten Allahs und seinen Gefährten, deren Gestalten ab und zu in der Luftspiegelung verschwanden. Der Jude konnte dies nicht für sich behalten und rief mit aller Stärke seiner Stimme aus: Ihr Araber! Da kommt euer Oberhaupt, auf das ihr wartet! Die Muslime machten mobil, trugen ihre Waffen und empfingen den Gesandten Allahs, Allahs Segen und Friede auf ihm, als er noch weit entfernt im Freien war.

Er führte sie dann in eine Richtung nach rechts, bis er sich mit ihnen beim Stamm von Banu Amr Ibn Auf niederließ. Dies geschah an einem Montag im Monat Rabiu-l-Awwal.

Da stand Abu Bakr auf, und der Gesandte Allahs, Allahs Segen und Friede auf ihm, schwieg. Diejenigen Muslime, die aus Al-Madina kamen, und den Gesandten Allahs, Allahs Segen und Friede auf ihm, nie zuvor gesehen hatten, grüßten zuerst Abu Bakr. Als aber die Sonne für den Gesandten Allahs, Allahs Segen und Friede auf ihm, zu heiß wurde, begab sich Abu Bakr zu ihm, um ihn mit seinem Gewand gegen die Sonne zu schützen. So erkannten die Menschen die Person des Gesandten Allahs, Allahs Segen und Friede auf ihm.

Der Gesandte Allahs blieb dann beim Stamm von Banu Amr Ibn Auf etwas länger als zehn Nächte und baute anschließend die Moschee, die auf der Grundlage der Gottesfurcht errichtet wurde. Dort verrichtete der Gesandte Allahs, Allahs Segen und Friede auf ihm, das Gebet. Danach ritt er auf seiner Kamelstute und zog zusammen mit den Menschen weiter, bis diese an der Stelle der jetzigen Moschee des Gesandten Allahs, Allahs Segen und Friede auf ihm, an der bereits einige der Muslime ihre Gebete zu verrichten pflegten, anhielt und niederkniete.

Seinerzeit wurde diese Stelle als Dattellager benutzt und gehörte Suhail und Sahl, zwei verwaisten Jungen in der Obhut von Sad Ibn Zurara. Der Gesandte Allahs, Allahs Segen und Friede auf ihm, sagte, als sein Reittier dort niederkniete: Hier – so Allah will – ist die Niederlassung. Der Gesandte Allahs rief dann die beiden verwaisten Jungen zu sich und bot ihnen den Kauf des Dattellagers an, um es als Moschee zu benutzen.

Diese sagten: Nein, wir schenken es dir, o Gesandter Allahs! Der Gesandte Allahs lehnte aber die Schenkung ab und erklärte sich nur für den Kauf bereit. Anschließend kaufte er es und baute dort eine Moschee.

Während der Bauarbeiten fing der Gesandte Allahs an, selbst mit den Leuten die Ziegel zu tragen und sprach währenddessen: Diese Last ist nicht wie die Last eines Dattellagers! Denn diese ist bei unserem Herrn segensreicher und reiner. O Allah! Der wahre Lohn ist doch der Lohn des Jenseits, so sei gnädig mit den muslimischen Helfern von Al-Madina und den muslimischen Auswanderern aus Makka.