Kapitel 03 Geduld (Sabr)

Qur’an:
Allah, der Erhabene, spricht:

(Oh ihr, die ihr glaubt! Seid geduldig und wetteifert in Geduld und seid standhaft und fürchtet Allah, damit ihr erfolgreich sein werdet.) (3:200)

(Und bestimmt werden Wir euch prüfen mit etwas Angst, Hunger und Minderung an Besitz, Seelen und Früchten. Doch verkünde frohe Botschaft den Geduldigen.) (2:155)

(Den Standhaften wird wahrlich ihr Lohn gegeben ohne zu rechnen.) (39:10)

(Wer aber geduldig ist und verzeiht – dies ist fürwahr ein Zeichen fester Entschlossenheit.) (42:43)

(Oh die ihr glaubt, sucht Hilfe in Geduld und Gebet; wahrlich, Allah ist mit den Geduldigen.) (2:153)

(Und Wir werden euch ganz gewiss so lange prüfen, bis Wir die kenntlich machen, die sich unter euch mit aller Kraft (für Unsere Sache) einsetzen und standhaft sind… ) (47:31)

Zur Geduld und ihren Vorzügen gibt es noch viele bekannte Verse im Qur’an.

Hadith 25: Abu Malik al-Harith ibn ‘Asim al-Asch’ari (r) berichtete, dass der Gesandte Allahs (s.a.s.) sagte: “Die Reinheit ist die Hälfte des Glaubens. Alhamdu lillah (1) füllt die Waagschale (am Tag des Jüngsten Gerichts), und Subhana-llah (2) und Alhamdu lillah füllt, was zwischen Himmel und Erde ist. Das Gebet ist ein Licht, Almosen sind ein Beweis (der Frömmigkeit), Geduld ist der Glanz und der Qur’an ist das maßgebende Argument für oder gegen dich. Jedermann geht in den Tag und verkauft seine Seele und erwirkt ihre Befreiung oder ihr Verderben.” (Muslim)

(1) Auf Deutsch bedeutet dies: «Gelobt sei Allah!»
(2) Auf Deutsch bedeutet dies: «Gepriesen sei Allah!»

Hadith 26: Abu Sa’id ibn Malik ibn Sinan al-Khudri (r) überlieferte, dass einige Leute aus den Reihen der Ansar den Gesandten Allahs (s.a.s.) baten, ihnen etwas zu geben und er gab es ihnen. Sie baten erneut und er gab ihnen so lange, bis nichts mehr übrig blieb. Dann sagte er (s.a.s.) zu ihnen: “Solange mir etwas verbleibt zögere ich nicht, es euch zu geben. Erinnert euch aber: Wer Reinheit begehrt, so macht Allah ihn rein; und wer sich zufrieden gibt (mit dem was er hat), den wird Allah bereichern; und wer sich geduldet, dem wird Allah Geduld schenken. Kein Geschenk ist besser und umfangreicher für einen von euch als die Geduld.” (Al-Bukhari und Muslim)

Hadith 27: Abu Yahya Suhaib ibn Sinan (r) überlieferte, dass der Gesandte Allahs (s.a.s.) sagte: “Der Gläubige ist zu bewundern, da alles für ihn gut ist. Und niemanden außer einem Gläubigen zeichnet dies aus: Wenn ihm etwas Erfreuliches widerfährt und er dankt (Allah) dafür, so ist das gut für ihn. Wenn er von einer Prüfung heimgesucht wird und sich in Geduld übt, so ist das auch gut für ihn.” (Muslim)

Hadith 28: Anas (r) überlieferte: Als der Prophet (s.a.s.) (kurz vor seinem Tod) schwer erkrankte und an seiner Krankheit litt, sagte Fatima (r): Ah! Wie schwer ist das Leiden meines Vaters! Daraufhin sagte er: “Bald (1) gibt es kein Leiden mehr für deinen Vater.” Als er verschied, sagte sie: Ah! Mein Vater! Er hat auf das Rufen seines Herrn geantwortet. Ah, mein Vater! Der Himmel des Paradieses ist ihm zum Zufluchtsort geworden. Ah, mein Vater! Wir geben Gabriel dein Ableben bekannt. Als er (s.a.s.) begraben wurde, klagte Fatima (r): Wie könnt ihr nur den Gesandten Allahs (s.a.s.) mit Erde bestreuen? (Al-Bukhari)

(1) Wörtlich: Nach dem heutigen Tag.

Hadith 29: Usama ihn Zaid (r), der Diener des Gesandten Allahs (s.a.s.), den dieser sehr mochte, wie er auch dessen Vater gemocht hatte, berichtete, dass eine Tochter des Gesandten (s.a.s.) nach ihm (s.a.s.) aussandte, als ihr Sohn im Sterben lag. Er (s.a.s.) sandte ihr seinen Gruß mit der Botschaft: “Allah gehört, was Er schenkt, und Ihm gehört, was Er (wieder) nimmt. Alles hat seine angemessene Frist, die Er allein bestimmt. Sie (die Tochter) solle sich gedulden und (auf die Belohnung Allahs dafür) vertrauen.” Doch sie schickte nochmals in Allahs Namen nach ihm, dass er zu ihr komme. Er (s.a.s.) machte sich also zu ihrem Haus auf, in Begleitung von Sa’d ihn ‘Ubada, Mu’adh ihn Dschabal, Ubai ihn Ka’b, Zaid ihn Thabit und anderen Gefährten (r). Man reichte ihm den Jungen und er nahm ihn auf seinen Schoß. Als er den Todeskampf des Kindes sah, begannen seine Augen Tränen zu vergießen, worauf Sa’d (r) ihn (verwundert) fragte: Oh Gesandter Allahs, was soll das sein? Der Prophet (s.a.s.) erwiderte: “Das ist die Barmherzigkeit, die Allah, der Erhabene, in die Herzen Seiner Diener gelegt hat.”

Nach einer anderen Version sagte er (s.a.s.): “Das ist die Barmherzigkeit, die Allah, der Erhabene, in die Herzen bestimmter Diener von Ihm gelegt hat; denn Allah wird sich derjenigen Seiner Diener erbarmen, die barmherzig sind.” (Al-Bukhari und Muslim)

Hadith 30: Suhaib (r) überlieferte, dass der Gesandte Allahs (s.a.s.) erzählte: “Man erzählt, dass es einst einen König gab, der einen Zauberer (in seinem Dienst) hatte. Als der Zauberer alt wurde, sagte er zu dem König: Da ich jetzt alt werde, bestimme bitte einen jungen Mann, den ich die Zauberei lehren kann. Der König schickte also einen jungen Mann zu ihm, der in der Kunst der Zauberei unterrichtet werden sollte. Auf dem Weg des jungen Mannes zum Zauberer lebte ein Mönch, bei dem der Junge zu sitzen pflegte und dessen Reden er gern lauschte. Der Junge war so erfreut durch das Gespräch mit dem Mönch, dass er sich immer zu dem Mönch setzte, wenn er zum Zauberer ging. Dies ließ den Jungen zu spät kommen, worauf der Zauberer ihn schlug. Als der Junge sich beim Mönch darüber beklagte, sagte der Mönch zu ihm: Wenn du Angst vor dem Zauberer hast, sag ihm: Meine Leute hielten mich auf, und wenn du dich vor deiner Familie fürchtest, sag ihnen: Ich habe mich wegen des Zauberers verspätet. Diese Strategie setzte sich eine Zeitlang fort. Einst sah der junge Mann, dass ein gewaltiges Tier den Menschen den Weg blockierte. Der junge Mann sagte bei sich: Jetzt werde ich merken, ob der Zauberer besser ist oder der Mönch. Er hob nun einen Stein auf und sagte: Allah! Wenn das Verhalten des Mönches Dir wohlgefälliger ist als die Tätigkeit des Zauberers, dann töte dieses Tier, so dass die Leute durchgehen können. Und dann warf er mit dem Stein nach dem Tier und tötete es, womit er den Leuten den Durchgang ermöglichte. Der junge Mann erzählte dieses dem Mönch, der zu ihm sagte: Mein Sohn, heute bist du mir zuvorgekommen und ich glaube, dass du jetzt ein Stadium erreicht hast, in dem du geprüft werden könntest. Sollte das geschehen, verrate mich nicht. Der junge Mann begann, Menschen zu heilen, die von Geburt an Blindheit litten, unter Lepra und anderen Krankheiten. Diese Nachricht gelangte zu einem königlichen Höfling, der erblindet war. Er ging zu dem jungen Mann mit vielen Geschenken und sagte: All dieses wird dein sein, wenn du mich heilst. Der junge Mann sagte zu ihm: Ich heile niemanden. Es ist Allah allein, der Heilung gewährt. Wenn du deinen Glauben an Allah bekundest, will ich für dich beten und Er wird dir Gesundheit gewähren. Da sprach er seinen Glauben an Allah aus, Der ihm das Sehen wiedergab. Danach ging er zum königlichen Hof und saß dort wie gewöhnlich. Der König fragte ihn: Wer hat dir dein Sehen wiedergegeben? Der Mann antwortete: Mein Herr! Der König fragte weiter: Hast du einen Herrn außer mir? Er antwortete: Mein Herr und dein Herr ist Allah. Der König befahl, den Höfling gefangen zu nehmen und foltern zu lassen, bis er den Namen des jungen Mannes bekannt gab, und der wurde vor den Herrscher gebracht, der zu ihm sagte: Mein Sohn, bist du in der Zauberei so weit gekommen, dass du Leute vom Leiden der Blindheit, Lepra und anderen Gebrechen heilen kannst? Der junge Mann sagte: Ich heile überhaupt niemanden. Es ist Allah, der heilt. Da wurde auch er inhaftiert und gefoltert, bis er dem König Namen und Wohnort des Mönchs wissen ließ. Dieser wurde ebenfalls herbei zitiert und aufgefordert, seinen Glauben zu widerrufen, was er aber verweigerte. Der König ließ daraufhin eine Säge holen, die mitten auf den Kopf des Mönches gesetzt wurde, und er wurde in zwei Teile entzwei geschnitten. Danach wurde nach dem Höfling des Königs geschickt und er wurde aufgefordert, seinen Glauben zu leugnen. Er weigerte sich ebenfalls und wurde genauso gespalten. Dann wurde der junge Mann gebracht und aufgefordert, seinem Glauben zu entsagen, doch auch der weigerte sich, dies zu tun. Der König übergab den jungen Mann seinen Leuten und sagte ihnen: Bringt ihn zu dem und dem Berg, und wenn ihr den Gipfel erreicht habt und er sich immer noch weigert seinem Glauben abzuschwören, werft ihn vom Berggipfel hinunter. Sie brachten ihn also zum Berggipfel. Dort flehte er: Oh Allah! Befreie mich von diesen, auf welche Art Du willst. Sogleich erschütterte ein Erdbeben den Berg und die Männer des Königs fielen hinab. Der junge Mann kam zurück zum König, der fragte: Was ist mit deinen Begleitern passiert? Er antwortete: Allah, der Erhabene, hat mich vor ihnen gerettet. Da wurde er anderen Männern übergeben, denen aufgetragen wurde, ihn in einem kleinen Boot aufs Meer hinaus zu bringen und ihn, im Falle des Widerstandes seinen Glauben aufzugeben, in die See zu werfen. Also nahmen sie ihn mit sich fort und dann betete er: Oh Allah! Befreie mich von diesen auf welche Art Du willst! Da erlitt das Boot Schiffbruch und die Männer ertranken. Und wieder kehrte der junge Mann zurück zum König, der ihn fragte: Was ist mit deinen Begleitern passiert? Er antwortete: Allah, der Erhabene, hat mich vor ihnen gerettet und er fügte hinzu: Du wirst nicht fähig sein, mich zu töten, wenn du nicht tust, was ich dir sage. Der König fragte nach: Was ist das? Der junge Mann antwortete: Versammle die Leute auf offenem Gelände und lass mich von einem Palmstamm hängen. Dann nimm einen Pfeil aus meinem Köcher und sprich, indem du ihn in die Mitte eines Bogen spannst: Im Namen Allahs, des Herrn diesen jungen Mannes, und schieße den Pfeil auf mich. Wenn du das tust, wirst du mich töten können. Der König ging dementsprechend vor. Die Leute wurden veranlasst, sich auf freiem Feld zu versammeln, der Mann wurde von dem Stamm einer Palme hinunter gehängt, der König nahm einen Pfeil aus seinem Köcher, und indem er ihn in die Mitte des Bogens spannte sagte er: Im Namen Allahs, des Herrn dieses jungen Mannes und schoss ihn ab. Der Pfeil traf den jungen Mann an der Schläfe, der hob seine Hand zur Schläfe und starb.
Als die Leute dies sahen, sprachen sie: Wir erklären unseren Glauben an den Herrn dieses jungen Mannes. Der König bekam zu hören: Schau! Was du befürchtet hast, ist geschehen: Die Leute haben ihren Glauben an den Herrn dieses jungen Mannes bekundet. Der König befahl, an beiden Seiten der Wege Gräben auszuheben. Als sie fertig waren, wurde in ihnen Feuer entzündet. Dann wurde verkündet, dass jeder, der sich weigere, seinem Glauben zu entsagen, in die brennenden Gräben geworfen werde oder aufgefordert werde, hineinzuspringen. Die Dinge nahmen so ihren Lauf bis eine Frau hervorkam, begleitet von einem Jungen, doch sie weigerte sich, in das Feuer geworfen zu werden, woraufhin der Junge sie ermutigte und sagte: Oh meine Mutter! Sei standhaft; du bist auf dem richtigen Pfad.” (Muslim)

Hadith 31: Anas (r) berichtete, dass es dem Propheten (s.a.s.) einst passierte, dass er an einer Frau vorüberging, die über einem Grab weinte. Er sagte zu ihr. “Fürchte Allah und sei geduldig!” Die Frau – nicht wissend wer er war – erwiderte: Lass mich allein, denn du bist nicht betroffen wie ich. Als man ihr danach erzählte, dass er der Gesandte Allahs (s.a.s.) war, ging sie zu dem Haus des Propheten und sah, dass er keinen Türhüter hatte. Sie ging hinein und sagte zu ihm: Ich habe dich nicht erkannt. Er (s.a.s.) sagte: “Die wahre Geduld ist, bei dem ersten Schlag (geduldig zu sein).” (Al-Bukhari und Muslim)

In der Version von Muslim heißt es, “dass sie über ihren Jungen weinte.”

Hadith 32: Abu Huraira (r) berichtete, dass Allahs Gesandter (s.a.s.) gesagt hat: Allah, der Erhabene, spricht: “Es gibt keine andere Belohnung von Mir für Meinen gläubigen Diener, wenn Ich seinen besten Freund von den Bewohnern dieser Welt zu Mir genommen habe, und er dies mit Geduld trägt, als das Paradies.” (Al-Bukhari)

Hadith 33: ‘Aischa (r) berichtete, dass sie den Gesandten Allahs (s.a.s.) nach der Pest befragte. Er (s.a.s.) erzählte ihr, “die Pest sei eine Qual, welche Allah, der Erhabene, als Strafe schickt, wem Er will. Aus dieser Qual wird Barmherzigkeit für die Gläubigen; denn jeder Diener Allahs, der durch die Pest gequält wird und an seinem Wohnsitz geduldig ausharrt, wohl wissend, dass ihm nur das geschehen wird, was Allah für ihn bestimmt hat, wird den gleichen Lohn erhalten wie ein Märtyrer.” (Al-Bukhari)

Hadith 34: Anas (r) überlieferte, er habe den Gesandten Allahs (s.a.s.) sagen hören, dass Allah, der Erhabene, gesagt hat: “Wenn Ich einen Meiner Diener plage, indem er seine (beiden) Teuersten (1) verliert, so gewähre Ich ihm das Paradies als Ersatz.” (Al-Bukhari)

(1) Mit den «Teuersten» sind die Augen gemeint.

Hadith 35: Es berichtete ‘Ata’ ibn Abi Rabah (r), dass Ibn ‘Abbas (r) zu ihm sagte: Möchtest du, dass ich dir eine Bewohnerin des Paradieses zeige? Ich sagte: Gewiss! Er sagte zu mir: Diese schwarze Frau! Sie kam zum Propheten (s.a.s.) und sagte zu ihm: Ich bin Epileptikerin und wenn ich einen Anfall habe, wird mein Körper bloßgelegt. Bitte bete zu Allah für mich. Er (s.a.s.) sagte: “Wenn du es vorziehst, geduldig zu sein, wann immer du von deinem Leiden gequält wirst, wirst du ins Paradies gelangen. Wenn du jedoch wünscht, dass ich für dich bete, wird Allah dich heilen.” Sie sagte: Ich werde es mit Geduld ertragen, doch bete bitte, dass mein Körper sich nicht enthüllt, wenn ich einen Anfall habe. So betete er wie von ihr gewünscht. (Al-Bukhari und Muslim)

Hadith 36: Abu Abdur-Rahman ‘Abdullah ibn Mas’ud (r) berichtete, dass er sich erinnere, als wenn er den Propheten (s.a.s.) sehe, als er (s.a.s.) die folgende Begebenheit aus dem Leben eines der Propheten erzählte: “Er wurde von seinem Volk geschlagen und so schwer verletzt, dass er heftig blutete, und er musste das Blut aus seinem Gesicht wischen, wobei er bat: Oh Allah, vergib meinem Volk, denn sie wissen nicht, was sie tun.” (Al-Bukhari und Muslim)

Hadith 37: Abu Sa’id und Abu Huraira (r) überlieferten, dass der Prophet (s.a.s.) sagte: “Für eine jede Sorge, Krankheit, Leid, Bekümmernis, Verletzung oder Gram, die einen Muslim plagt, sogar für den Stich eines Dorns, nimmt Allah etwas von seinen Sünden fort.” (Al-Bukhari und Muslim)

Hadith 38: Ibn Mas’ud (r) erzählte: Ich besuchte den Propheten (s.a.s.) als er Fieber hatte. Ich sagte zu ihm: Oh Gesandter Allahs! Du hast sehr hohes Fieber. Er (s.a.s.) sagte: “Ja wirklich, es ist so stark, wie wenn zwei Männer von euch Fieber hätten.” Ich fragte: Heißt das, dass du die doppelte Belohnung erhältst? Er (s.a.s.) sagte: “So ist es. Wenn ein Muslim auch nur durch einen Dorn verletzt wird, vergibt ihm Allah dafür eine seiner Sünden, und sie fallen von ihm ab, wie Laub von einem Baum.” (Al-Bukhari und Muslim)

Hadith 39: Abu Huraira (r) berichtete, dass der Prophet (s.a.s.) sagte: “Wenn Allah einen Menschen begünstigen will, macht Er dies, indem Er ihm eine Härte auferlegt.” (Al-Bukhari)

Hadith 40: Anas (r) berichtete, dass der Gesandte Allahs (s.a.s.) sagte: “Niemand soll sich nach dem Tod sehnen, weil ihn ein Unglück getroffen hat. Wenn jemand von euch so sehr des Lebens überdrüssig ist, sollte er sagen: Oh Allah, erhalte mich am Leben, solange das Leben besser für mich ist, und nimm mich (zu Dir), wenn der Tod besser für mich ist.” (Al-Bukhari und Muslim)

Hadith 41: Abu ‘Abdullah Khabbab ibn al-Aratt (r) sagte: Wir beklagten uns bei dem Gesandten Allahs (s.a.s.), während er seinen Kopf im Schatten der Ka’ba auf sein Gewand gelegt hatte, indem wir sagten: Betest du nicht um Hilfe für uns? Willst du nicht die Hilfe Allahs für uns erbitten? Daraufhin sagte er (s.a.s.): “Einst verfolgte man die Gläubigen, indem man sie in ein Loch eingrub und ihren Kopf in zwei Teile sägte, oder ihr Fleisch mit Eisenkämmen von den Knochen schabte, doch nichts von alledem konnte sie von ihrem Glauben abbringen. Bei Allah! Allah wird gewiss diese Botschaft vollenden, bis der Reiter, der von San’a bis Hadramaut (Jemen) gelangt, nichts außer Allah fürchtet, und den Wolf für seine Schafe. Doch ihr drängelt zu sehr.” (Al-Bukhari)

In einer anderen Version heißt es, dass der Gesandte (s.a.s.) mit dem Kopf auf seinem Gewand lag, und wir von den Ungläubigen hart bedrängt wurden.

Hadith 42: Es erzählte Ibn Mas’ud (r): Am Tag von Hunain (1) begünstigte der Gesandte Allahs (s.a.s.) einige Leute beim Verteilen der Kriegsbeute: So gab er al­ Aqra’ ibn Habis und ‘Uyaina ibn Hisn je hundert Kamele und bevorzugte auch einige arabische Honoratioren. Ein Mann sagte: Bei Allah, das ist weder eine gerechte Verteilung, noch ist sie um Allahs willen. Ich sagte: Bei Allah, ich werde den Gesandten Allahs (s.a.s.) hiervon unterrichten. Als ich ihm dies erzählte, wurde sein Gesicht rot und er (s.a.s.) sagte: “Wer wird noch Gerechtigkeit ausüben, wenn Allah und Sein Gesandter es nicht tun?” Dann fügte er hinzu: “Möge Allah Erbarmen mit Moses haben! Man hat ihm mehr Unrecht getan als dies (hier), jedoch blieb er geduldig.” Als ich dies hörte, sagte ich zu mir selbst: Gewiss werde ich nie wieder etwas derartiges zu ihm weiterleiten! (Al-Bukhari und Muslim)

(1) Die Schlacht von Hunain fand im Jahre 630 n.Chr. statt, also im Jahre 8 nach der Hidschra, und endete mit einem Sieg der Muslime über die Götzendiener.

Hadith 43: Anas (r) überlieferte, dass der Gesandte Allahs (s.a.s.) sagte: “Wenn Allah einen Seiner Diener begünstigen will, so lässt Er ihn im Diesseits leiden. Wenn Er ihn nicht begünstigen will, so bestraft Er ihn überhaupt nicht, bis zum Tag des Gerichts.” Er (s.a.s.) sagte auch: “Die Höhe der Belohnung entspricht dem Umfang des Leidens, und wenn Allah, der Erhabene, ein Volk liebt, so prüft Er es. Ist der Mensch damit zufrieden, so genießt er Allahs Wohlgefallen. Grollt er deswegen, so verdient er Seinen Groll.” (At-Tirmidhi)

Dies ist ein guter Hadith (hasan).

Hadith 44: Anas (r) berichtete, dass Abu Talha (r) einen kranken Sohn hatte. Während Abu Talha einmal nicht zu Hause war, starb dieser Junge. Als Abu Talha zurückkam, fragte er seine Frau: Wie geht es meinem Sohn? Die Mutter des Jungen, Umm Sulaim, sagte: Er war noch nie so ruhig. Dann gab sie ihm zu essen. Nachdem er gegessen hatte, schlief er mit ihr. Danach sagte sie: Nun begrabt den Jungen! Am Morgen ging Abu Talha zu Allahs Gesandtem (s.a.s.) und berichtete ihm davon. Er (s.a.s.) fragte ihn: “Habt ihr letzte Nacht zusammen geschlafen?” Abu Talha antwortete: Ja! Da bat der Prophet: “Oh Allah, segne die beiden!”, und seine Frau bekam einen Sohn. Da sagte Abu Talha zu mir: Bring ihn zum Propheten, Anas, und er gab mir auch ein paar Datteln mit. Der Prophet (s.a.s.) fragte mich: “Habt ihr etwas mitgebracht?”, und ich erwiderte: Ja, ein paar Datteln. Da nahm er (s.a.s.) eine, zerkaute sie und rieb damit den Gaumen des Säuglings ein, und nannte ihn ‘Abdullah. (Al-Bukhari und Muslim)

Nach der Version von Al-Bukhari sagte Ibn ‘Uyaina: Einer der Ansar berichtete: Ich habe neun Söhne (von ‘Abdullah) gesehen, die alle den Qur’an auswendig gelernt hatten. In der Version von Muslim lautet dieser Hadith wie folgt: Als der Sohn von Abu Talha starb, sagte Umm Sulaim zu ihrer Familie: Erzählt Abu Talha nichts von seinem Sohn, bevor ich mit ihm darüber geredet habe. Als er nach Hause kam, gab sie ihm zu essen, und er aß und trank. Dann zog sie sich so schön wie nie zuvor an, und er schlief mit ihr. Als sie sah, dass er satt und zufrieden war, sagte sie zu ihm: Oh Abu Talha! Was denkst du, wenn jemand einer Familie etwas ausleiht und es später zurückfordert, hat sie das Recht dies zu verweigern? Er antwortete: Nein! Daraufhin sagte sie: Dann hoffe auf Belohnung in Bezug auf deinen Sohn! Abu Talha war erbost und sagte: Du hast mir nichts davon erzählt, bis ich mich verunreinigt hatte, und nun erzählst du mir von meinem Sohn. Dann ging er zu Allahs Gesandtem (s.a.s.) und erzählte ihm, was geschehen war. Er (s.a.s.) sagte: “Möge Allah eure Nacht segnen!”, und sie wurde schwanger. Der Prophet (s.a.s.) ging einst auf eine Reise, und sie begleiteten ihn. Der Prophet (s.a.s.) hatte die Gewohnheit, Medina nicht des Nachts zu betreten (um seine Familie nicht zu stören). In der Nähe von Medina setzten allerdings ihre Wehen ein. So musste Abu Talha bei ihr bleiben, und der Prophet (s.a.s.) zog weiter. Abu Talha betete: Oh Allah! Du weißt, wie sehr ich es begehre, den Gesandten (s.a.s.) zu begleiten, wenn er kommt oder geht. Und Du siehst, was mich nun festhält! Doch Umm Sulaim sagte: Oh Abu Talha, ich habe keine Schmerzen mehr. Lass uns weitergehen! So gingen sie weiter und siehe, als sie in Medina ankamen, gebar sie einen Jungen. Anas (r) erzählte weiter: Meine Mutter sagte zu mir: Oh Anas, lass niemanden ihn stillen, bis du ihn morgen zum Propheten (s.a.s.) gebracht hast! Am nächsten Morgen brachte ich den Säugling zum Gesandten Allahs (s.a.s.). Das Ende dieses Hadithes ist oben beschrieben.

Hadith 45: Abu Huraira (r) überlieferte, dass der Gesandte Allahs (s.a.s.) sagte: “Nicht derjenige ist stark, der den Gegner zu Boden schlägt, sondern derjenige, der sich nicht gehen lässt, wenn er gereizt wird.” (Al-Bukhari und Muslim)

Hadith 46: Sulaiman ihn Surad (r) erzählte: Ich saß beim Propheten (s.a.s.), als sich zwei Männer so beschimpften, dass das Gesicht des einen rot wurde und seine Halsadern anschwollen. Da sagte Allahs Gesandter (s.a.s.): “Ich weiß einen Satz, der seinen Zorn bändigen kann, wenn er ihn sagen würde: A’udhu billahi min asch-schaitan-ir­ radschim (1)” Die Anwesenden, sagten: Der Prophet (s.a.s.) hat gesagt, du solltest “A’udhu billahi min asch-schaitan­ ir-radschim sagen!” (Al-Bukhari und Muslim)

(1) Auf Deutsch bedeutet dies: «Ich suche Zuflucht bei Allah vor dem Satan, dem Verdammten!»

Hadith 47: Muadh ihn Anas (r) überlieferte, dass der Prophet (s.a.s.) sagte: “Wer seinen Zorn bändigen kann, obwohl er in der Lage ist sich zu rächen, den wird Allah, der Gepriesene, der Erhabene, am Tag des Gerichts, vor den Augen der Menge zu sich rufen und ihn unter den Huris (1) wählen lassen, welche er möchte.” (Abu Dawud und At-Tirmidhi)

Nach At-Tirmidhi ist dies ein guter Hadith (hasan).

(1) Huri ist die Bezeichnung für Jungfrauen des Paradieses.

Hadith 48: Abu Huraira (r) überlieferte, dass ein Mann zu dem Propheten (s.a.s.) sagte: Gib mir einen Rat! Er (s.a.s.) sagte: “Zürne nicht!” Und er wiederholte dies mehrmals und er (s.a.s.) sagte: “Zürne nicht!” (Al-Bukhari)

Hadith 49: Abu Huraira (r) berichtete, dass der Gesandte Allahs (s.a.s.) sagte: “Der Gläubige, ob Mann oder Frau, wird immer wieder geprüft werden, am eigenem Leib, an seinen Nachkommen und an seinem Gut, bis er ohne Sünde Allah, dem Erhabenen, gegenübersteht.” (At-Tirmidhi)
Dies ist ein guter und gesunder Hadith (hasan sahih).

Hadith 50: Ibn ‘Abbas (r) erzählte: Einst kam ‘Uyaina ibn Hisn als Gast seines Neffen al-Hurr ibn Qais, der zu dem (dem Kalifen) ‘Umar nahestehenden und beliebten Kreis gehörte, (nach Medina). Jener Kreis um ‘Umar (r) wurde von Qur’anlesern und Rezitatoren gebildet, die, unabhängig von ihrem Alter, seine Berater waren. Da sagte ‘Uyaina zu seinem Neffen: Oh mein Neffe! Du erfreust dich des Vertrauens des Amir al-Mu’minin (1) (‘Umar); würdest du die Genehmigung für mich erlangen, dass ich ihn sehe? Al­ Hurr erbat dies, und ‘Umar gewährte es. Als ‘Uyaina vor ‘Umar stand, sagte er zu ihm: Wisse, Sohn des Khattab! Bei Allah, was du uns gewährst ist weder reichlich, noch behandelst du uns gerecht! ‘Umar wurde so zornig, dass er ihn beinahe bestraft hätte. Da sagte al-Hurr zu ihm: Oh Amir al-Mu’minin Allah, der Erhabene, sagte zu Seinem Propheten (s.a.s.): (Übe Nachsicht und gebiete Gutes, und wende dich ab von den Törichten) (Sure 7:199), und dieser ist einer der Törichten. Bei Allah, ‘Umar gewann seine Fassung wieder, als er diesen Qur’anvers hörte, denn der Qur’an war für ihn Grundlage allen Tun und Handelns. (Al-Bukhari)

(1) Amir al-Mu’minin bedeutet soviel wie «Führer der Gläubigen», und ist ein Titel des Kalifen.

Hadith 51: Ibn Mas’ud (r) überlieferte, dass Allahs Gesandter (s.a.s.) sagte: “Nach mir werden Selbstsucht und Verwerfliches kommen, was ihr nicht kennt und was ihr verurteilen würdet.” Sie (seine Gefährten) sagten: Oh Gesandter Allahs, was gebietest du uns zu tun? Er (s.a.s.) sagte: “Ihr solltet eure Pflichten erfüllen, und Allah um das bitten, was Er euch an Rechten bestimmt hat.” (Al-Bukhari und Muslim)

Hadith 52: Abu Yahya Usaid ibn Hudair (r) überlieferte, dass einer der Ansar zum Gesandten Allahs (s.a.s.) sagte: Oh Gesandter Allahs, möchtest du mich nicht mit einer Tätigkeit betrauen, wie du es mit dem Soundso getan hast? Er (s.a.s.) antwortete: “Nach mir wird euch Selbstsucht treffen, doch seid geduldig, bis ihr mich am Fluss Al-Haud (im Paradies) trefft.” (AI-Bukhari und Muslim)

Hadith 53: Abu Ibrahim ‘Abdullah ibn Abi Aufa (r) überlieferte: Während des Krieges mit einem Feind wartete Allahs Gesandter (s.a.s.) bis zum Sonnenuntergang, dann sagte er zu den Muslimen: “Oh ihr Menschen! Wünscht nicht, dem Feind im Kampf zu begegnen, und bittet Allah um Wohlbefinden. Aber wenn ihr den Feind trefft, dann seid standhaft und wisst, dass das Paradies im Schatten des Schwertes liegt.” Dann fügte er (s.a.s.) hinzu: “Oh Allah! Offenbarer des Buches! Beweger der Wolken! Überwinder aller Parteien! Besiege sie (die Feinde) und hilf uns, sie zu besiegen!” (Al-Bukhari und Muslim)