Kapitel 05 Beaufsichtigung

Qur’an:
Allah, der Erhabene, spricht:

(Und setze dein Vertrauen in den Allmächtigen, den Allbarmherzigen, Der dich sieht, wie du (allein beim Gebet) stehst, und wie du dich bewegst unter denen, die sich niederwerfen.) (26:217-219)

(Und Er ist bei euch, wo ihr auch seid. Und Allah sieht, was ihr tut.) (57:4)

(Vor Allah ist wahrlich nichts verborgen, weder auf Erden, noch im Himmel.) (3:5)

(Dein Herr ist wahrlich ständig auf der Wacht.) (89:14)

(Er kennt die Täuschung der Blicke und das, was die Herzen verborgen halten.) (40:19)

Hadith 60: ‘Umar ihn al-Khattab (r) berichtete: Einst, als wir bei dem Gesandten Allahs (s.a.s.) saßen, erschien plötzlich ein Mann, dessen Kleidung strahlend weiß und dessen Haar tiefschwarz war, und der kein Anzeichen einer Reise an sich hatte, und den niemand von uns kannte. Er setzte sich neben den Propheten (s.a.s.), wobei seine Knie die des Propheten (s.a.s.) berührten. Die Hände auf seine Oberschenkel legend sagte er: Oh Muhammad! Kläre mich auf, was wirklich Islam ist. Der Prophet (s.a.s.) sagte: “Islam ist, dass du bezeugen sollst, dass es keinen Gott außer Allah allein gibt und dass Muhammad Sein Gesandter ist, und dass du das Gebet verrichtest, die Zakat zahlst, das Fasten während des Monats Ramadan beachtest und die Pilgerfahrt zum Hause Allahs durchführst, wenn du dazu in der Lage bist.” Der Mann sagte: Das ist richtig! Und wir waren erstaunt, dass er ihn fragte und sogleich die Richtigkeit der Antwort bestätigte. Dann sagte er: Erzähle mir vom Glauben! Der Prophet (s.a.s.) sagte: “Du sollst glauben an Allah, an Seine Engel, an Seine Bücher, an Seine Propheten, an den Jüngsten Tag, und du sollst glauben, dass Er das Schicksal bestimmt, sei es gut oder schlecht.” Der Mann sagte: Das ist richtig! Jetzt erzähle mir vom rechten Tun. Der Prophet (s.a.s.) sagte: “Du sollst Allah anbeten, als ob du Ihn siehst, und wenn du Ihn auch nicht siehst, so bedenke, dass Er dich beobachtet.” Der Mann sagte: Nun erzähle mir vom Jüngsten Tag. Der Prophet (s.a.s.) sagte: “Davon weiß der Gefragte nicht mehr als der Fragende.” Der Mann sagte dann: Nun, so lass mich einige der Zeichen des Jüngsten Tages wissen. Der Prophet (s.a.s.) sagte: “Dass die Dienerin ihren Herrn gebärt und dass barfüßige, nackte, mittellose Schafhirten Bauten in die Höhe ziehen.” Dann verabschiedete sich der Mann, und ich blieb noch geraume Zeit dort. Schließlich sagte der Prophet (s.a.s.) zu mir: “Oh ‘Umar, weißt du, wer dieser Fragesteller war?” Ich antwortete: Allah und Sein Gesandter wissen es am besten! Da sagte er (s.a.s.): “Es war Gabriel, der kam, um euch zu unterweisen und euch eure Religion zu lehren.” (Muslim)

Hadith 61: Abu Dharr Dschundub ihn Dschunada und Mu’adh ihn Dschabal (r) überlieferten, dass Allahs Gesandter (s.a.s.) sagte: “Fürchte Allah, wo immer du bist, und lass der bösen Tat eine Gute folgen, so wird sie sie auslöschen, und verhalte dich den Menschen gegenüber auf die beste Weise!” (At-Tirmidhi)
Dies ist ein guter Hadith (hasan).

Hadith 62: Ibn ‘Abbas (r) berichtete, dass er auf dem Reittier hinter dem Propheten saß, als er (s.a.s.) zu ihm sagte: “Mein Junge! Ich lehre dich einige Worte: Bewahre Allah, so wird Er dich bewahren. Bewahre Allah, dann wirst du Ihn bei dir finden. Wenn du irgendjemanden bittest, dann bitte Allah. Wenn du Hilfe suchst, dann suche Hilfe bei Allah. Und wisse, dass, wenn die gesamte Gemeinde beschließt, dir in einer Sache zu nutzen, sie dir nur in etwas nutzt, das Allah schon für dich niedergeschrieben hat, und dass sie, wenn sie beschließt, dir in einer Sache zu schaden, dir nur in etwas schadet, das Allah schon für dich niedergeschrieben hat. Die Schreibfedern sind abgesetzt und die Tinte ist getrocknet.” (At-Tirmidhi)

Dies ist ein guter und gesunder Hadith (hasan sahih). In einer anderen Version, außer der bei At-Tirmidhi, heißt es: “Bewahre Allah, dann findest du Ihn bei dir. Lerne Allah kennen, solange du sorglos bist, dann kennt Er dich in der Not. Wisse, dass das, was dich verfehlte, dich nicht treffen sollte. Und was dich trifft, sollte dich nicht verfehlen. Und wisse, dass der Sieg auf Seiten der Geduld ist, dass Trost mit der Sorge, und Not mit Erleichterung einhergeht.”

Hadith 63: Anas ibn Malik (r) sagte: Ihr tut Dinge, die ihr als winzige Sünden betrachtet, die wir hingegen zur Zeit des Propheten (s.a.s.) als schwerwiegende Sünden betrachteten. (Al-Bukhari)

Hadith 64: Abu Huraira (r) überlieferte, dass Allahs Gesandter (s.a.s.) sagte: “Allah, der Erhabene, ist selbstachtungsvoll, und Seine Selbstachtung zeigt sich, sobald der Mensch beginnt Dinge zu tun, die Er verboten hat.” (Al-Bukhari und Muslim)

Hadith 65: Abu Huraira (r) überlieferte, dass er den Gesandten Allahs (s.a.s.) folgendes Gleichnis erzählen hörte: “Es waren Drei vom Volke Israel, die Allah prüfen wollte. Der Erste war ein Leprakranker, der Zweite ein Kahlköpfiger und der Dritte war blind. Er sandte ihnen einen Engel in Menschengestalt zu. Dieser ging zu dem Leprakranken und fragte: Was möchtest du am liebsten? Er antwortete: Eine schöne Farbe und hübsche Haut und Heilung von dieser Krankheit, die die Menschen mich meiden ließ. Der Engel strich mit seiner Hand über seinen Körper, und seine Krankheit verschwand und sein Körper bekam eine schöne Farbe. Dann fragte ihn der Engel weiter: Welchen Besitz hättest du am liebsten? Der Mann sagte: Kamele (oder Kühe (1)). Daraufhin wurde dem Mann eine trächtige Kamelstute gegeben, und der Engel sagte: Möge Allah sie für dich segnen! Sodann ging er zu dem kahlköpfigen Mann und fragte ihn: Was möchtest du am liebsten? Der Mann antwortete: Schönes Haar und Ersatz für das Fehlende, weswegen mich die Leute verabscheuen. Der Engel fuhr mit seiner Hand (über seinen Kopf), und seine Krankheit war geheilt und er bekam schönes Haar. Daraufhin fragte ihn der Engel: Welchen Besitz hättest du am liebsten? Der Mann sagte: Rinder, worauf ihm eine trächtige Kuh gegeben wurde, und der Engel sagte: Möge Allah sie für dich segnen! Sodann kam der Engel zu dem Mann der blind war, und fragte ihn: Was möchtest du am liebsten? Er sagte: Dass Allah mir mein Sehvermögen wiedergeben möge, damit ich die Leute um mich herum sehen kann. Der Engel strich ihm mit seiner Hand über die Augen, und Allah gab ihm sein Sehvermögen wieder. Dann fragte ihn der Engel: Welchen Besitz hättest du am liebsten? Der Mann sagte: Ziegen, und ihm wurde eine trächtige Ziege gegeben. Diese Tiere brachten ihre Jungen zur Welt, und bald hatte einer ein Tal voller Kamele, der andere ein Tal voller Kühe und der Dritte ein Tal voller Ziegen. Nach einiger Zeit besuchte der Engel den Leprakranken in dessen ursprünglicher Gestalt und sagte zu ihm: Ich bin arm und habe alle Mittel zum Lebensunterhalt im Verlauf meiner Reise aufgebraucht, und nun weiß ich nicht mehr, an wen ich mich wenden soll, außer an dich und an Allah. Ich bitte dich im Namen Dessen, Der dir eine angenehme Farbe gegeben hat und schöne Haut und Wohlstand, mich mit einem Kamel auszustatten, um meine Reise zu vollenden. Er antwortete: Ich habe viele Verpflichtungen zu erfüllen. Da sagte der Engel: Mir scheint, dass ich dich vorher schon einmal gesehen habe. Warst du nicht ein Leprakranker, der von den Leuten gemieden wurde, der arm war, und den Allah reich machte? Der Mann sagte: Ich habe diesen Besitz von meinen Vorfahren geerbt. Der Engel sagte: Wenn du eine Lüge sprichst, möge Allah dich in den Zustand zurückversetzen, in dem du warst. Dann kam er zu dem Kahlköpfigen in dessen ursprünglicher Gestalt, wiederholte seine Bitte und erhielt eine Antwort ähnlich der, die er von dem Leprakranken bekommen hatte. Auch zu diesem sagte er: Wenn du eine Lüge sprichst, möge Allah dich in den Zustand zurückversetzen, in dem du warst. Darauf besuchte der Engel den blinden Mann in dessen früherer Gestalt und sagte zu ihm: Ich bin ein armer Reisender. Meine Vorräte sind aufgebraucht und ich kann mein Reiseziel nicht erreichen, außer mit deiner oder Allahs Hilfe. Ich bitte dich im Namen Allahs, Der dir deine Sehfähigkeit zurückgegeben hat, mir eine Ziege zu geben, die sich als Hilfe erweisen mag, mein Ziel zu erreichen. Der Mann sagte: Ich war wirklich blind, und Allah gab mir mein Augenlicht zurück. Du magst nehmen was du willst, und zurücklassen was du willst. Bei Allah, ich werde dir nichts verweigern, was auch immer du im Namen Allahs, des Allmächtigen und Erhabenen, zu nehmen wünschst. Der Engel sagte: Behalte alles, was du hast. Ihr wurdet alle Drei geprüft. Allah ist wahrhaft über dich erfreut und erbost über deine Gefährten.” (Al-Bukhari und Muslim)

(1) Der Überlieferer ist sich hier nicht sicher

Hadith 66: Abu Ya’la Schaddad ihn Aus (r) führte an: Der Gesandte Allahs (s.a.s.) sagte: “Scharfsinnig ist derjenige, der sich selbst kritisch betrachtet und nach dem strebt, was ihm nach dem Tod zum Wohl gereichen wird; und schwachsinnig ist derjenige, der Sklave seiner Begierden bleibt, und von Allah nur die Erfüllung seiner Wünsche erbittet.” (At-Tirmidhi)
Dies ist ein guter Hadith (hasan).

Hadith 67: Abu Huraira (r) überlieferte, dass Allahs Gesandter (s.a.s.) sagte: “Zum guten Muslim-Sein gehört, zu lassen, was einen nichts angeht.” (At-Tirmidhi und andere)
Nach At-Tirmidhi ist dies ein guter Hadith (hasan).

Hadith 68: ‘Umar (r) überlieferte, dass der Prophet (s.a.s.) sagte: “Man soll einen Ehemann nicht nach dem Grund fragen, (1) weshalb er seine Frau geschlagen hat.” (Abu Dawud und andere).

(1) da es sein kann, dass es sich um intime Angelegenheiten handelt.