Kapitel 11 Anstrengung (für Allah)

Qur’an:
Allah, der Erhabene, spricht:

(Und diejenigen, die sich mit aller Kraft für Uns einsetzen, die werden Wir gewiss auf Unseren Wegen leiten. Und Allah ist wahrlich mit denen, die Gutes tun.) (29:69)

(Und diene deinem Herrn, bis die Gewissheit zu dir kommt.) (15:99)

(So gedenke des Namens deines Herrn und widme dich ganz und gar Ihm.) (73:8)

(Und wer Gutes im Gewicht eines Stäubchens getan hat, wird es sehen.) (99:7)

(Und das, was ihr an Gutem für euch vorausschickt, das werdet ihr bei Allah wiederfinden – ja sogar besser und größer an Belohnung…) (73:20)

(Und was immer ihr an Gutem spendet, wahrlich, Allah weiß es wohl.) (2:273)

Hadith 95: Abu Huraira (r) überlieferte, dass der Gesandte Allahs (s.a.s.) sagte: “Allah, der Erhabene, sagt: Wer einen der Mir Nahestehenden zum Feind nimmt, dem habe Ich den Krieg erklärt. Mein Diener nähert sich Mir nicht mit etwas, das Ich mehr liebe als das, was Ich ihm zur Pflicht auferlegt habe. Mein Diener fährt fort, sich Mir durch zusätzliche Frömmigkeit zu nähern, bis Ich ihn liebe. Und wenn Ich ihn liebe, bin Ich sein Gehör, mit dem er hört, sein Sehvermögen, mit dem er sieht, seine Hand, mit der er zupackt, und sein Fuß, mit dem er geht. Wenn er Mich bittet, werde Ich gewiss erfüllen, und wenn er Mich um Beistand bittet, werde Ich ihm gewiss Zuflucht gewähren.” (Al-Bukhari)

Hadith 96: Anas ibn Malik (r) überlieferte, dass der Gesandte Allahs (s.a.s.) von seinem Herrn, dem Allmächtigen und Erhabenen, erzählte, dass dieser spricht: “Wenn sich einer Meiner Diener Mir eine Spanne nähert, komme Ich ihm eine Elle entgegen. Nähert er sich Mir eine Elle, komme Ich ihm die Weite seiner ausgestreckten Arme entgegen. Und wenn er zu Mir gehend kommt, laufe Ich ihm entgegen.” (Al-Bukhari)

Hadith 97: Ibn ‘Abbas (r) überlieferte, dass der Gesandte Allahs (s.a.s.) sagte: “Gesundheit und Zeit sind zwei Gaben, durch die viele Menschen übervorteilt sind.” (1) (Al-Bukhari)

(1) Gesundheit und Zeit sind wie das Kapital eines Geschäftsmannes, das gewinnbringend ist. Ebenso soll der Muslim seine Gesundheit und Freizeit für Allah einsetzen.

Hadith 98: ‘Aischa (r) erzählte, dass der Prophet (s.a.s.) in der Nacht stehend zu beten pflegte, bis seine Füße Risse bekamen. Daher sagte sie zu ihm: Warum tust du dies, oh Gesandter Allahs, obwohl Allah dir alle deine vergangenen und zukünftigen Fehler vergeben hat? Daraufhin sagte er: “Darf ich denn nicht ein dankerfüllter Diener sein?” (Al-Bukhari und Muslim) Die zitierte Fassung stammt von Al-Bukhari. In den beiden Sahih­ Werken von Al-Bukhari und Muslim wird der gleiche Hadith auch unter Berufung auf al-Mughira ihn Schu’ba berichtet.

Hadith 99: ‘Aischa (r) erzählte: Der Gesandte Allahs (s.a.s.) pflegte in den letzten zehn Nächten des Ramadan die Gebete sehr zu vertiefen und er weckte seine Familie dazu, um sich um die religiösen Arten der Anbetung intensiv zu bemühen; und er hielt sich von seinen Frauen fern. (Al-Bukhari und Muslim)

Hadith 100: Abu Huraira (r) überlieferte, dass der Gesandte Allahs (s.a.s.) sagte: “Der starke Gläubige ist Allah lieber als der schwache Gläubige; in jedem ist jedoch Gutes vorhanden. Halte dich fest an das, was dir nützt, flehe Allah um Hilfe an und gib nicht auf! Sollte dir etwas zustoßen, dann sage nicht: Hätte ich nur dies und das getan! Aber du sollst sagen: Allah hat es bestimmt und Sein Wille geschieht, denn sonst hätte ich nur dem Satan die Tür geöffnet.” (Muslim)

Hadith 101: Abu Huraira (r) überlieferte, dass der Gesandte Allahs (s.a.s.) sagte: “Die Hölle ist von Gelüsten umgeben, und das Paradies von Widerwärtigkeiten.” (Muslim) In der Version von Al-Bukhari heißt es statt “umgeben” “verdeckt.”

Hadith 102: Abu ‘Abdullah Hudhaifa ihn al-Yaman (r) erzählte: Eines Nachts betete ich hinter dem Propheten (s.a.s.). Er begann mit der Rezitation der Sure Al-Baqara (1), und ich sagte mir, er werde sich beim hundertsten Vers verbeugen. Er aber fuhr danach fort und ich sagte mir, er werde die ganze Sure in der ersten Rak’a vollenden. Er fuhr allerdings fort und begann mit der (Rezitation der) Sure An-Nisa’, las sie durch und las dann die Sure Al-‘Imran. (2) Dabei las er sie alle langsam und deutlich vor und schloss alle Lobpreisungen, Schutzformeln und Bittgebete, die in diesen Versen erwähnt sind, ausführlich mit ein. Als er sich dann verbeugte, wobei er die Worte “Subhana rabbiyal-‘azim” (3) wiederholte, war seine Verbeugung (Ruku’) nahezu so lange, wie sein Beten im Stehen (Qiyam). Dann sagte er: “Sami’a-llahu liman hamidah, rabbana lakal-hamd” (4) richtete sich wieder auf und blieb stehen, so lange wie er in der Verbeugung (Ruku’) verweilt hatte. Dann warf er sich nieder, und sagte: “Subhana rabbiyal-a’la” (5) und seine Niederwerfung dauerte so lange, wie sein Stehen. (Muslim)

(1) Die Sure Al-Baqara ist die zweite und längste Sure des Qur’an.
(2) Die Suren Al-Imran und An-Nisa’ sind die dritte und vierte Sure im Qur’an. Sie sind nach der Sure Al-Baqara die nächstlängeren Suren. Diese drei Suren umfassen über ein Fünftel des gesamten Qur’an.
(3) Auf Deutsch bedeutet dies: «Gepriesen sei mein Herr, der Allerhabene!»
(4) Auf Deutsch bedeutet dies: « Allah hört denjenigen, der Ihn preist, Dein ist das Lob, oh unser Herr!»
(5) Auf Deutsch bedeutet dies: «Gepriesen sei mein Herr der Allerhöchste!»

Hadith 103: Ibn Mas’ud (r) erzählte: Eines Nachts schloss ich mich dem Gesandten Allahs (s.a.s.) im Gebet an. Er verweilte im Stehen (Qiyam) so lange, bis ich beinahe etwas Schlechtes getan hätte. Man fragte ihn: Was hättest du denn getan? Er sagte: Ich hätte mich hingesetzt und ihn gelassen. (Al-Bukhari und Muslim)

Hadith 104: Anas ihn Malik (r) berichtete, dass der Gesandte Allahs (s.a.s.) sagte: “Drei begleiten den Verstorbenen zum Grab: seine Angehörigen, sein Vermögen und seine Taten. Zwei da­ von, nämlich die Angehörigen und sein Vermögen verlassen ihn. Das Dritte, sein Verdienst, bleibt bei ihm.” (Al-Bukhari und Muslim)

Hadith 105: Ibn Mas’ud (r) berichtete, dass der Gesandte Allahs (s.a.s.) sagte: “Das Paradies ist jedem von euch näher als sein Schnürsenkel, und ähnlich ist es auch mit der Hölle.” (Al-Bukhari)

Hadith 106: Abu Firas Rabi ‘a ihn Ka’b al-Aslami (r), ein Diener des Propheten (s.a.s.) und einer der Ahl-us-Suffa, (1) sagte: Ich verbrachte meine Nächte immer in der Nähe des Gesandten Allahs (s.a.s.), damit ich ihm Wasser für seine Waschungen und seinen Bedarf bringen konnte. Eines Tages sagte er (s.a.s.) zu mir: “Was wünschst du dir von mir?” Ich sagte: Ich bitte darum, in deiner Gesellschaft im Paradies zu sein! Er (s.a.s.) sagte weiter: “Und was noch?” Ich sagte: Nur dies! Da sagte er (s.a.s.): “Dann hilf mir, indem du dich selbst oft vor Allah niederwirfst.” (Muslim)

(1) Die Ahl-us-Suffa waren eine Gruppe von armen und frommen Muslimen, die sich in der Moschee von Medina aufzuhalten pflegten.

Hadith 107: Abu ‘Abdullah (oder Abu Abdur-Rahman) Thauban (r), der freigelassene Sklave des Propheten (s.a.s.), sagte: Ich habe den Gesandten Allahs (s.a.s.) sagen hören: “Vermehre deine Niederwerfungen, denn jede Niederwerfung vor Allah wird deinen Rang um einen Grad erhöhen und eine deiner Sünden tilgen.” (Muslim)

Hadith 108: Abu Safwan ‘Abdullah ibn Busr al-Aslami (r) berichtete, dass der Gesandte Allahs (s.a.s.) sagte: “Der Beste unter den Menschen ist derjenige, der ein langes Leben genießen durfte, in dem er gute Werke vollbracht hat.” (At-Tirmidhi) Dies ist ein guter Hadith (hasan).

Hadith 109: Anas (r) berichtete: In der Schlacht von Badr (1) war mein Onkel Anas ihn an-Nadr (r) abwesend. Später sagte er zum Propheten (s.a.s.): Oh Gesandter Allahs! Ich war beim ersten Kampf, den du gegen die Götzendiener geführt hast, nicht dabei. Wenn mir Allah einen anderen Kampf gegen die Götzendiener ermöglichen sollte, werde ich Allah zeigen, was ich zu tun imstande bin. Am Tag der Schlacht von Uhud gerieten die Muslime in schwere Bedrängnis. Da rief mein Onkel: Oh Allah! Ich entschuldige mich für das Verhalten jener (meiner Leute), und ich trage keine Mitschuld an dem, was jene (Götzendiener) getan haben! Dann stürmte er vor und sagte zu dem entgegenkommenden Sa’d ihn Muadh (r): Oh Sa’d ihn Muadh! Beim Herrn der Ka’ba, ich rieche den Duft des Paradieses jenseits von Uhud! Sa’d ihn Muadh erzählte: Oh Gesandter Allahs! Es ist unbeschreiblich, was er tat! Anas ihn Malik sagte: Wir fanden an seinem Körper mehr als achtzig Verletzungen, zugefügt von Schwertern, Speeren und Pfeilen. Zudem hatten die Götzendiener seinen toten Körper so sehr verstümmelt, dass keiner von uns ihn identifizieren konnte. Erst seine Schwester konnte ihn an seinen Fingern erkennen. Anas sagte: Wir waren der Ansicht, dass mein Onkel und ähnliche Märtyrer mit der Offenbarung des folgenden Qur’anverses gemeint sind: ( Unter den Gläubigen sind Männer, die sich wahrhaft an das hielten, was sie Allah gelobt hatten. Und unter ihnen sind solche, deren Schicksal sich erfüllt hat, und unter ihnen sind solche, die noch darauf warten. Und sie haben sich nicht im geringsten geändert.) (Sure 33:23) (Al-Bukhari und Muslim)

(1) Die Schlacht von Badr war eine der ersten bewaffneten Auseinandersetzungen der Muslime in Medina mit den ungläubigen Mekkanem. Sie fand im Jahre 624 n.Chr., also dem Jahr 2 nach der Hidschra statt und endete mit dem überraschenden Sieg der Muslime.

Hadith 110: Abu Mas’ud ‘Uqba ibn ‘Amru al-Ansari (r) erzählte: Als der Qur ‘anvers bezüglich des Almosengebens (Sadaqa) offenbart wurde, pflegten wir Lasten auf unserem Rücken zu tragen, um etwas zu verdienen, das wir als Sadaqa geben konnten. Einer von uns stellte eine beträchtliche Summe als Sadaqa zur Verfügung, und sie (die Heuchler) bemerkten, er habe dies nur getan, um den Leuten etwas vorzuheucheln. Ein anderer gab eine Handvoll (Datteln), und sie sagten: Allah hat gewiss seine Handvoll (Datteln) nicht nötig. Daraufhin wurde offenbart: (Diejenigen, die über jene Gläubigen lästern, die bereitwillig Sadaqa geben, und über jene, die nichts außer ihrer Hände Arbeit (als Beitrag) finden können, und sie deswegen verspotten – Allah wird ihrer Spotten und ihnen wird schmerzliche Strafe zuteil.) (Sure 9:79) (Al-Bukhari und Muslim)

Hadith 111: Abu Dharr Dschundub ibn Dschunada (r) berichtete davon, dass der Gesandte Allahs (s.a.s.) erzählte, dass Allah, der Gesegnete und Erhabene, sagt: “Oh Meine Diener: Mir selbst habe Ich Unrecht verwehrt und auch euch habe Ich es verboten, so tut untereinander kein Unrecht. Oh Meine Diener: Ihr seid alle umherirrend, außer dem, den Ich rechtleite, so erstrebt Meine Rechtleitung, dann leite Ich euch. Oh Meine Diener: Ihr alle habt Hunger, außer demjenigen, den Ich speise, so erbittet Speise von Mir, dann speise Ich euch. Oh Meine Diener: Ihr seid alle entblößt, außer dem, den Ich kleide, so bittet Mich um Kleidung, dann kleide Ich euch. Oh Meine Diener: Ihr überschreitet (Meine Gebote) bei Nacht und am Tage, und Ich vergebe alle Missetaten, so bittet Mich um Vergebung, dann vergebe Ich euch. Oh Meine Diener: Mir kann keiner von euch Schaden zufügen, und so schadet ihr Mir nie, und keiner von euch kann Mir Nutzen bringen, und so nutzt ihr Mir nie. Oh Meine Diener: Wenn die ersten und die letzten unter euch (bis zum Jüngsten Tag) – seien es Menschen oder Dschinn – eins werden würden, wie einer, der die frömmste und aufrichtigste Seele unter euch hätte, so fügt dies Meiner Herrschaft nichts hinzu. Oh Meine Diener: Wenn die ersten und die letzten unter euch – seien es Menschen oder Dschinn – sündigeren Herzens wären als irgendeiner unter euch, so vermindert dies Meine Herrschaft um nichts. Oh Meine Diener: Wenn die ersten und die letzten unter euch – seien es Menschen oder Dschinn – auf einer einzigen Anhöhe stünden und Mich bäten, und Ich jedem einzelnen gäbe, worum er Mich bittet, so vermindert das nicht das, was bei Mir ist, um mehr als das, was eine Nadel vermindert, wenn sie (mit ihrer Spitze) die Oberfläche des Meeres berührt. Oh Meine Diener: Es zählen allein eure Taten, die Ich euch anrechne, danach gebe Ich euch für sie volle Belohnung. Wer dann Gutes erlangt, der soll Allah preisen, und wer Anderes erhält, soll nur sich selbst tadeln.” (Muslim)

Nach der Version von Muslim sagte Sa’id, dass Abu Idris, wenn er diesen Hadith hörte, auf die Knie zu fallen pflegte. Und von Ahmad ibn Hanbal (rA) ist bekannt, dass er sagte: Bei den Menschen Asch-Scham kennt man keinen erhabeneren Hadith, als diesen.