Kapitel 157 Das Totengebet und die überlieferten Bittgebete

Das Gebet enthält vier Takbirat (1): Nach dem ersten Takbir spricht jeder für sich nach dem Ta’awudh (2) die Sura Al-Fatiha. Nach dem zweiten Takbir erbittet man das Heil und den Segen für den Propheten Muhammad (s.a.s.), indem man spricht: O Allah schenke Muhammad und der Familie Muhammads Heil, wobei es erwünscht ist, dass man den ganzen zweiten Teil des Taschahhud spricht: So wie Du auch Abraham und die Familie Abrahams gesegnet hast, in allen Welten. Du bist gewiss der Preiswürdige, der Ruhmvolle. Man soll nicht beten, wie es heute oft getan wird, indem man sich auf Aya 56 der 33.Sura i Wahrlich, Allah sendet Segnungen auf den Propheten, und Seine Engel bitten darum für ihn) alleine beschränkt, denn das würde das Gebet ungültig machen. Dann folgt der dritte Takbir und danach spricht man ein Bittgebet für den Verstorbenen und für die Muslime anhand der Hadithe, die wir hier später, so Allah will, erwähnen werden. Nach dem vierten Takbir spricht man (lautlos) ein Bittgebet wie das folgende empfohlene: O Allah! Versage uns nicht seinen Lohn (d.h. des Toten) und suche uns nicht nach ihm (d.h. seinem Tod) heim und vergib uns und ihm! Gemäß dem nachstehenden Hadith des Ibn Abi ‘Auf (r) ist es bevorzugt, lange Bittgebete nach dem vierten Takbir zu sprechen, im Gegensatz zu dem, was die meisten Leute üblicherweise tun. Zu den bevorzugten Bittgebeten nach dem dritten Takbir zählen die folgenden Hadithe:

(1) Im Aufrechtstehen, ohne Ruku‘ (gebeugte Haltung) oder Sudschud (Niederwerfung).
(2) Indem man sagt: Ich suche Zuflucht bei Allah vor dem verfluchten Satan.

Hadith 935: Abu Abdur-Rahman ‘Auf ibn Malik (r) berichtete: Der Gesandte Allahs (s.a.s.) verrichtete ein Totengebet, von dessen Bittgebet ich folgendes im Gedächtnis festhalte: “O Allah! Verzeihe dem Toten und habe Erbarmen mit ihm! Gewähre ihm Frieden und Vergebung, eine ehrenvolle Wohnstätte und einen breiten Eingang und führe seine reinigende Waschung mit Wasser, Schnee und Eis durch, so dass er von all seinen Sünden befreit wird, wie Du das weiße Gewand vom Schmutz gereinigt hast! Gewähre ihm eine bessere Wohnstätte als seine irdische, eine bessere Familie als seine bisherige, eine bessere Gattin als seine auf Erden und führe ihn ins Paradies und beschütze ihn vor den Qualen des Grabes und des Höllenfeuers!” Ich wünschte sogar, ich wäre jener Tote. (Muslim)

Hadith 936: Es berichteten Abu Huraira (r), Abu Qatada (r) und Abu Ibrahim Al-Aschhali (r), der von seinem Vater (r) – einem Gefährten des Propheten (s.a.s.) – hörte, dass der Prophet (s.a.s.) ein Totengebet leitete und folgendes gesagt hat: “O Allah! Vergib unseren Lebenden und Toten, unseren Jungen und Alten, unseren Männern und Frauen, den Anwesenden von uns und den Abwesenden! O Allah! Wen von uns Du am Leben lässt, den lasse als (guten) Muslim leben! Und wen von uns Du dahinscheiden lässt, den lasse als Gläubigen hinscheiden! O Allah! Versage uns nicht seinen Lohn und suche uns nicht nach ihm (seinem Tod) heim!”

(Al-Hakim vermerkt: Die Überlieferung von Abu Huraira ist ein starker Hadith nach den Regeln von Bukhari und Muslim. At-Tirmidhi vermerkte: Bukhari sagt, die beste Überlieferung dieses Hadithes ist die von Al-Aschhali. Al-Bukhari vermerkt: Die beste Überlieferung in diesem Kapitel ist der Hadith von ‘Auf Ibn Malik).

Hadith 937: Abu Huraira (r) berichtete: Ich hörte den Gesandten Allahs (s.a.s.) sagen: “Wenn ihr das Totengebet verrichtet, so soll euer Bittgebet für den Toten aufrichtig sein.” (Abu Dawud)

Hadith 938: Abu Huraira (r) berichtete: Der Prophet (s.a.s.) hat in einem Totengebet gesagt: “O Allah! Du bist der Herr dieses Toten, ihn hast Du geschaffen, zum Islam geleitet, seine Seele zu Dir genommen und Du weißt am besten, was er verbarg und was er kundtat; dennoch sind wir hier bei Dir als Fürsprecher für ihn. Wir bitten Dich, ihm zu vergeben.” (Abu Dawud)

Hadith 939: Wathila ibn Al-Asqa’ (r) berichtete: Der Gesandte Allahs (s.a.s.) leitete ein Totengebet, da hörte ich ihn bitten: “O Allah! Dein Diener Soundso, Sohn des Soundso, ist unter Deiner Obhut und im Schutz Deiner beschützenden Nachbarschaft; so bitte ich Dich, ihn vor des Grabes Heimsuchung und der Höllenqual zu bewahren, denn Du bist es, dem die Erfüllung und die Lobpreisung gehört! O Allah! Vergib ihm und habe mit ihm Erbarmen, denn Du bist der Vergebungsreiche, der Barmherzige.” (Abu Dawud)

Hadith 940: ‘Abdullah ibn Abi Aufa (r) berichtete, dass er das Totengebet für eine Tochter von ihm verrichtete, in dem er die vier Takbirat sprach. Nach dem vierten Takbir sprach er lange Bittgebete für sie, so lang wie die Zeit zwischen zwei Takbirat sonst beträgt. Danach vermerkte er: So pflegte der Gesandte Allahs (s.a.s.) es zu tun.

In einer anderen Version heißt es: Nachdem er vier Takbirat sprach, schwieg er lange, so dass ich dachte, er würde einen fünften Takbir sprechen, doch er beendete das Gebet mit zwei Taslim (Friede sei mit euch) nach der rechten und dann nach der linken Seite. Als er wegging fragten wir ihn: Was hast du getan? Er sagte: Ich würde nichts mehr tun, als was ich den Gesandten Allahs (s.a.s.) tun sah, oder: So tat es auch der Gesandte Allahs (s.a.s.).
(Al-Hakim, mit dem Vermerk: Ein starker Hadith)