Kapitel 23 Gutes gebieten und Schlechtes verbieten

Qur’an:
Allah, der Erhabene, spricht:

(Und es soll unter euch eine Gemeinschaft sein, die zum Rechten aufruft, und das Rechte gebietet und das Unrecht verwehrt. Sie sind es, die erfolgreich sein werden.) (3:104)

(Ihr seid die beste Gemeinschaft, die unter den Menschen hervorgebracht worden ist. Ihr gebietet das Rechte und verwehrt Unrecht und glaubt an Allah… ) (3:110)

(Übe Nachsicht und gebiete Gutes und wende dich ab von den Törichten.) (7:199)

(Die gläubigen Männer und die gläubigen Frauen sind einander Beschützer und Helfer. Sie gebieten das Gute und verwehren das Üble… ) (9:71)

(Verflucht wurden die Ungläubigen unter den Kindern Israels durch die Zunge Davids und Jesus, des Sohnes der Maria. Dies, weil sie sich widersetzten und ( Allahs Gesetze) immer wieder übertraten. Sie hinderten einander nicht an den Missetaten, die sie begingen. Übel wahrlich war das, was sie zu tun pflegten.) (5:78-79)

(Und sprich: Die Wahrheit ist von eurem Herrn! So möge wer will (sie) annehmen und wer will möge (sie) ablehnen.) (18:29)

(So tue offen kund, wie dir geboten worden ist… ) (15:94)


(Und als sie das vergaßen, wozu sie ermahnt worden waren, da retteten Wir jene, die vom Bösen abhielten. Doch Wir erfassten jene, die Unrecht taten mit einer schlimmen Strafe, weil sie sich des Frevels schuldig gemacht hatten.) (7:165)

Hadith 184: Abu Sa’id al-Khudri (r) überlieferte, dass er den Gesandten Allahs (s.a.s.) sagen hörte: “Wer von euch etwas Übles sieht, soll es mit eigener Hand ändern, und wenn er dies nicht vermag, so soll er es mit seiner Zunge verändern, und wenn er dies nicht kann, dann mit seinem Herzen, und dies ist die schwächste Form des Glaubens.” (Muslim)

Hadith 185: Ibn Mas’ud (r) überlieferte, dass der Gesandte Allahs (s.a.s.) sagte: “Alle Propheten, die vor mir von Allah gesandt wurden, hatten Vertraute und Gefährten, die ihrem Vorbild folgten und ihren Anweisungen gehorchten. Nach ihnen kamen Leute, die nicht taten, was sie sagten, und machten, wozu sie nicht aufgefordert waren. Derjenige, der Dschihad gegen diese mit seinen Händen unternimmt, ist ein Gläubiger; derjenige, der Dschihad gegen sie mit seinem Herzen unternimmt, ist ein Gläubiger; und derjenige, der Dschihad gegen sie mit seiner Zunge unternimmt, ist ein Gläubiger. Außer diesem existiert kein Körnchen Glauben.” (Muslim)

Hadith 186: Abul-Walid ‘Ubada ibn as­ Samit (r) berichtete: Wir huldigten dem Gesandten Allahs (s.a.s.) und verpflichteten uns, unter allen Umständen auf ihn zu hören und ihm zu gehorchen, unter schweren oder leichten Umständen, in guten oder schlechten Zeiten und in Zeiten, in denen anderen ein Vorrang über uns eingeräumt werden würde, und wir uns ihrer Autorität nicht entgegenstellen sollten, außer wenn wir einen offenkundigen Unglauben sehen würden, worüber wir einen klaren Beweis von Allah haben; und immer die Wahrheit zu sagen, wo immer wir uns befinden und außer Allah niemanden fürchten. (Al-Bukhari und Muslim)

Hadith 187: Es überlieferte an­ Nu’man ibn Baschir (r), dass der Prophet (s.a.s.) sagte: “Das Gleichnis dessen, der Allahs Grenzen beachtet und dessen, der diese überschreitet, ist wie Reisende auf einem Schiff, die per Los darüber entscheiden, wer auf das Oberdeck und wer unter das Deck soll. Jene unter Deck müssten dann über das Oberdeck gehen, um Wasser zu holen. So schlugen sie den Leuten vom Oberdeck vor ihnen zu erlauben, ein Loch in den Schiffsboden zu bohren, um so Wasser zu schöpfen und sie nicht mehr zu stören. Wenn die Bewohner des Oberdecks den anderen ihren Plan durchführen ließen, würden sie alle gemeinsam umkommen; aber wenn sie sie davon abhielten, würden sie sich selbst retten und alle anderen dazu.” (Al-Bukhari)

Hadith 188: Die Mutter der Gläubigen Umm Salama Rind bint Abi Umayya Hudhaifa (r) überlieferte, dass der Prophet (s.a.s.) sagte: “Es werden Menschen zur Herrschaft über euch ernannt werden, von deren Taten ihr em1ge in Übereinstimmung mit den Geboten Allahs und einige im Gegensatz dazu finden werdet. Derjenige, der dies innerlich verabscheut, ist von Rechenschaft (vor Allah) befreit, und derjenige, der etwas dagegen unternimmt (mit Wort oder Tat), ist vor Sünde sicher, doch derjenige, der ihnen folgt und damit zufrieden ist, wird Rechenschaft ablegen müssen.” Die Leute fragten: Oh Gesandter Allahs, sollen wir nicht gegen sie kämpfen? Er (s.a.s.) sagte: “Nicht, solange sie weiterhin ihr Gebet unter euch verrichten.” (Muslim)

Hadith 189: Die Mutter der Gläubigen, Umm al-Hakam Zainab bint Dschahsch (r), überlieferte: Einmal kam der Prophet (s.a.s.) zu mir, und der Schreck steckte in seinen Gliedern, und er sagte: “Es gibt keinen Gott außer Allah. Wehe den Arabern wegen des nahenden Unheils. Ein Riss ist in der Mauer, die Gog und Magog (1) zurückhält, und das Loch ist von dieser Größe:” und er zeigte mit Daumen und Zeigefinger einen Kreis. Ich sagte zu ihm: Oh Gesandter Allahs, werden wir alle vernichtet, auch wenn unter uns gute Menschen sind? Er (s.a.s.) sagte: “Ja, wenn Schlechtes und Bestechung um sich greifen.” (Al-Bukhari und Muslim)

(1) Das Erscheinen von Gog und Magog (im Qur’an (18:94) erwähnte zerstörerische Kräfte) gilt als ein Anzeichen des Jüngsten Tages.

Hadith 190: Abu Sa’id al-Khudri (r) überlieferte, dass der Prophet (s.a.s.) zu uns sagte: “Setzt euch nicht an die (Ränder der) Wege.” Die Gefährten bemerkten: Oh Prophet Allahs, wir haben keinen anderen Platz, an dem wir sitzen und Angelegenheiten besprechen können. Er (s.a.s.) sagte: “Wenn das so ist, dann erledigt eure Angelegenheiten den Sitten der Wege entsprechend.” Sie fragten: Oh Gesandter Allahs, was ist die Sitte der Wege? Er (s.a.s.) sagte: “Haltet eure Blicke niedergeschlagen, belästigt niemanden, antwortet auf den Friedensgruß, gebietet das Gute und verbietet das Üble.” (Al-Bukhari und Muslim)

Hadith 191: Ibn ‘Abbas (r) berichtete: Eines Tages sah der Gesandte Allahs (s.a.s.) einen Mann, der einen goldenen Ring am Finger trug. Der Prophet (s.a.s.) nahm den Ring von seinem Finger und warf ihn weg, wobei er sagte: “Wer auch immer ein Stück glühender Kohle auf seine Hand legen will, der lege sie darauf.” Nachdem der Prophet (s.a.s.) gegangen war, wurde der Mann aufgefordert, den Ring aufzuheben und ihn auf andere Weise zu verwenden. Daraufhin sagte er: Bei Allah: Nun, da der Prophet (s.a.s.) diesen Ring weggeworfen hat, werde ich ihn niemals aufheben. (Muslim)

Hadith 192: Abu Sa’id al-Hasan al­ Basri (r) erzählte, dass ‘Aidh ihn ‘Amru den ‘Ubaidullah ihn Ziyad besuchte und zu ihm sagte: Oh mein Sohn, ich hörte Allahs Gesandten (s.a.s.) sagen: “Der schlimmste Herrscher ist derjenige, der zerstört.” Pass auf, dass du (‘Ubaidullah) nicht so wirst. Da sagte dieser zu ihm: Setz dich, du bist wie die Spreu unter den Gefährten des Propheten (s.a.s.). ‘Aidh erwiderte: Gab es etwa Spreu unter den Gefährten des Propheten (s.a.s.)? Diese gab es, doch vielmehr nur unter deren Nachfolgern und anderen. (Muslim)

Hadith 193: Hudhaifa (r) berichtete, dass der Prophet (s.a.s.) sagte: “Bei Allah, in Dessen Händen mein Leben ist, entweder ihr gebietet das Gute und verbietet das Üble, oder Allah wird gewiss Strafe über euch senden; und dann werdet ihr beten, aber eure Bitten werden nicht erhört werden.” (At-Tirmidhi)
Dies ist ein guter Hadith (hasan).

Hadith 194: Abu Sa’id al-Khudri (r) überlieferte, dass der Prophet (s.a.s.) sagte: “Der beste Dschihad ist ein wahres Wort zu einem ungerechten Herrscher.”
(Abu Dawud und At-Tirmidhi) Nach At-Tirmidhi ist dies ein guter Hadith (hasan).

Hadith 195: Abu ‘Abdullah Tariq ibn Schihab al-Badschali (r) erzählte: Während der Prophet (s.a.s.) gerade eine Reise fortsetzen wollte und seinen Fuß in den Steigbügel setzte, erkundigte sich ein Mann bei ihm, welche Art von Dschihad die beste sei. Er (s.a.s.) sagte: “Ein wahres Wort zu einem ungerechten Herrscher.” (An-Nasa’i)
Dieser Hadith ist zuverlässig überliefert (isnad sahih).

Hadith 196: Es berichtete Ibn Mas’ud (r), dass der Gesandte Allahs (s.a.s.) sagte: “Der allererste Fehler, der unter den Juden gemacht wurde war, dass einer von ihnen, als er einen anderen traf, begann zu sagen: Fürchte Allah und unterlasse was du tust, da es ungesetzlich ist. Als er den Fehlgehenden jedoch am nächsten Tag traf und keine Verhaltensänderung festzustellen war, sagte er nichts zu ihm, und nichts hinderte ihn, mit ihm zu essen, zu trinken und in seiner Gesellschaft zu sitzen. So also kehrte Allah die Herzen dieser ab, wegen ihres Beisammenseins mit anderen (mit schlechtem Herzen).” Dann rezitierte der Prophet (s.a.s.): (Verflucht wurden die Ungläubigen unter den Kindern Israels durch die Zunge Davids und Jesus, des Sohnes der Maria. Dies, weil sie sich widersetzten und (Gottes Gesetze) immer wieder übertraten. Sie pflegten einander nicht vom unrechten Tun abzuhalten. Schlecht ist fürwahr, was sie zu tun pflegten. Du siehst, (wie) viele von ihnen sich denen zuwenden, die ungläubig sind. Schlecht ist fürwahr, was sie für sich selbst vorausgeschickt haben, so dass der Unwille Allahs über sie gekommen ist und sie in ihrer Strafe verweilen werden. Wenn sie nur an Allah und an den Propheten und an das geglaubt hätten, was ihm offenbart worden ist, dann hätten sie sie nicht zu Freunden genommen. Doch viele von ihnen sind sündig.) (Sure 5:78-81). Weiterhin sagte er (s.a.s.): “Gewiss ist es nicht so, wie ihr denkt: Bei Allah, ihr werdet das Gute gebieten und das Üble verbieten und den Übertretern die Hand festhalten und sie überreden, gerecht zu handeln und sie zur Gerechtigkeit anhalten, damit Allah euch nicht zusammen mit anderen strafen und wie sie (die Juden) verfluchen wird.” (Abu Dawud und At-Tirmidhi)
Nach At-Tirmidhi ist dies ist ein guter Hadith (hasan). Die zitierte Fassung stammt von Abu Dawud.

Die Version bei At-Tirmidhi lautet: Der Prophet (s.a.s.) sagte: “Als das Volk Israel sich in Sünde verstrickte, versuchte es zunächst seine Gelehrten zurückzuhalten, doch niemand achtete auf sie. Seine Gelehrten gesellten sich schließlich auch zu ihm, und aßen und tranken mit ihm zusammen. Also ließ Allah ihre Herzen denen der anderen gleich werden, und sie wurden alle verflucht durch David und Jesus, den Sohn der Maria, weil sie ungehorsam waren und sich Ausschweifungen hingaben.” Der Prophet (s.a.s.) setzte sich, nachdem er zuvor gelegen hatte auf und sagte: “Bei Dem, in Dessen Händen mein Leben ist, bis ihr sie dazu bringt, gerecht zu handeln.”

Hadith 197: Abu Bakr as-Siddiq (r) sagte (zu den Anwesenden): Oh ihr Menschen, ihr lest den Qur’anvers: (Oh ihr Gläubigen! Ihr seid nur für euch selbst verantwortlich. Wer irregeht, kann euch keinen Schaden zufügen, solange ihr (selbst) rechtgeleitet seid. Zu Allah wird euer aller Rückkehr sein. Dann wird Er euch Kunde davon geben, was ihr zu tun pflegtet.) (Sure 5:105). Und ich habe gewiss den Gesandten Allahs (s.a.s.) sagen hören: “Wenn die Leute jemanden unrecht handeln sehen und ihn nicht davon zurückhalten, ist es nur gerecht, wenn Allah sie alle straft.” (Abu Dawud, At-Tirmidhi und An-Nasa’i)
Dieser Hadith ist zuverlässig überliefert (isnad sahih)