Kapitel 49: Die reumütige Umkehr

Abdullah Ibn Masud, Allahs Wohlgefallen auf ihm, berichtete: Ich hörte den Gesandten Allahs, Allahs Segen und Heil auf ihm, sagen: „Allah erfreut sich sehr an der reumütigen Umkehr seines gläubigen Dieners. Die Freude Allahs darüber ist größer als die Freude eines Mannes, der mit seiner mit Speis und Trank beladenen Reitkamelin durch ein ödes und gefährliches Gebiet ritt. Er schlief und stand dann auf, fand aber seine Reitkamelin nicht mehr. Er ging seine Reitkamelin suchen, bis er Durst empfand. Da sagte er zu sich: „Besser gehe ich zu demselben Ort zurück, wo ich gewesen bin, und schlafe dort, bis mich der Tod ereilt.“ Er legte seinen Kopf auf seinen Arm, und wartete auf den Tod. Als er aufstand, fand er seine Reitkamelin, und auf ihr lagen noch sein Reisevorrat, Speis und Trank. Allah ist mehr erfreut über die Reue Seines Dieners als einer von euch es wäre, wenn er seine in einer gewaltigen Wüste verlorene Reitkamelin und seinen Reisevorrat plötzlich wieder findet.“
[Sahih Muslim Nr. 4929 (im arabischen)]

Anas Ibn Malik, Allahs Wohlgefallen auf ihm, berichtete: Der Gesandte Allahs, Allahs Segen und Heil auf ihm, sagte: „Allah ist mehr erfreut über die Reue Seines Dieners als einer von euch es wäre, dem sein Reittier mit seinem gesamten Proviant in einer Wüste davongelaufen ist, und der, nachdem er die Hoffnung, es wieder zu finden, bereits aufgegeben und sich in den Schatten eines Baumes gelegt hatte, sein Tier plötzlich, während er dort liegt, mit baumelndem Zügel direkt vor sich stehend findet, und der überglücklich sagt: „Oh Allah, Du bist mein Diener und ich bin Dein Herr!“, wobei er sich vor lauter Freude derart verspricht.“
[Sahih Muslim Nr. 4932 (im arabischen)]

Abu Huraira, Allahs Wohlgefallen auf ihm, berichtete: Der Prophet, Allahs Segen und Heil auf ihm, sagte: „Nachdem Allah die Schöpfung vollbracht hatte, schrieb Er in seinem Buch nieder – und dieses befindet sich bei Ihm auf dem Thron -: (Wahrlich, Meine Barmherzigkeit überwiegt Meinen Zorn.)“
[Sahih Muslim Nr. 4939 (im arabischen)]

Abu Huraira, Allahs Wohlgefallen auf ihm, berichtete: Ich hörte den Gesandten Allahs, Allahs Segen und Heil auf ihm, folgendes sagen: „Allah ließ die Barmherzigkeit aus einhundert Teilen entstehen, behielt bei Sich davon neunundneunzig Teile und sandte nur einen Teil davon auf die Erde hinab. Aus diesem Teil üben die Geschöpfe Barmherzigkeit unter einander aus, so dass eine Stute ihren Huf von ihrem Tierbaby hochhebt, damit sie es nicht verletzt!“
[Sahih Muslim Nr. 4942 (im arabischen)]

`Umar Ibnal Khattab, Allahs Wohlgefallen auf ihm, berichtete: Es kamen Frauen und Kinder aus der Kriegsgefangenschaft zum Gesandten Allahs, Allahs Segen und Heil auf ihm. Eine Frau von ihnen machte sich zur Aufgabe, dass sie Milch aus ihrer Brust drückte, um den Kindern davon zu geben. Als sie ein Kind sah, nahm sie es, drückte es fest an ihren Leib und stillte es. Der Gesandte Allahs, Allahs Segen und Heil auf ihm, sagte zu uns: „Haltet ihr es für möglich, dass diese Frau ihr Kind ins Feuer werfen würde?“ Wir sagten: „Nein, niemals wird sie es tun können!“ Der Gesandte Allahs, Allahs Segen und Heil auf ihm, sagte: „Ich schwöre bei Allah, dass Allah gegen Seine Diener noch barmherziger ist, als diese Frau gegen ihr Kind.“
[Sahih Muslim Nr. 4947 (im arabischen)]

Abu Huraira, Allahs Wohlgefallen auf ihm, berichtete: Der Gesandte Allahs, Allahs Segen und Heil auf ihm, sagte: „Ein Mann, der niemals etwas Gutes getan hatte, sagte zu seiner Familie, dass wenn er sterben sollte, sie seinen Leichnam verbrennen und die Hälfte der Asche auf die Erde und die andere Hälfte ins Meer verstreuen sollen, denn bei Allah, wenn Allah über ihn etwas verhängt haben sollte, wird Er ihn so bestrafen, wie Er keinen anderen zuvor bestraft hat! Als er starb, wurde mit ihm genauso verfahren, wie er befahl und Allah erteilte der Erde Seinen Befehl, alles, was sie von ihm (dem Mann) in sich verbirgt, hervorzubringen. Er befahl aber auch dem Meer, alles, was es von ihm (dem Mann) in sich verbirgt, hervorzubringen. Dann sagte Er zu dem Mann: „Was hat dich zu dem bewogen, was du getan hast?“ Der Mann sagte: „Die Furcht vor Dir, O Herr! Und Du weißt aber am besten Bescheid.“ Da vergab ihm Allah seine Sünden.“
[Sahih Muslim Nr. 4949 (im arabischen)]

Abu Sa`id Al-Khudry, Allahs Wohlgefallen auf ihm, berichtete: Der Prophet, Allahs Segen und Heil auf ihm, sagte: „Allah hat einem Mann von den Menschen, die vor euch gelebt haben, Besitz und Nachkommenschaft gegeben. Dieser sagte zu seinen Kindern: „Tut, was ich euch befehle, sonst werde ich anderen meine Erbschaft geben! Wenn ich also gestorben bin, verbrennt meinen Leichnam!“ Der Prophet erzählte weiter: Soweit ich weiß, sagte der Mann auch: „Dann zermahlt ihn und verstreut anschließend die Asche in den Wind, denn ich habe niemals etwas Gutes getan. Wahrlich, Allah vermag mich also zu bestrafen.“ Er nahm ihnen das Versprechen ab und sie haben es bei Allah getan. Da sagte Allah zu ihm: „Was hat dich zu dem bewogen, was du getan hast?“ Der Mann antwortete: „Die Furcht vor Dir.“ Nur wegen dieses Wortes wurde ihm vergeben.“
[Sahih Muslim Nr. 4952 (im arabischen)]

Abu Huraira, Allahs Wohlgefallen auf ihm, sagte: Der Prophet, Allahs Segen und Heil auf ihm, berichtete von seinem Herrn, Dem Allmächtigen und Erhabenen: Ein Diener Allahs beging eine Sünde und sagte: „O Allah mein Gott, vergib mir meine Sünde!“ Allah, Der Segensreiche und Hocherhabene sagte: „Mein Diener beging eine Sünde. Er hat aber gewusst, dass er einen Herrn hat, Der die Sünden vergibt und wegen dieser bestraft.“ Dann beging er noch eine Sünde und sagte: „O Herr, vergib mir meine Sünde!“ Der Segensreiche und Hocherhabene sagte: „Mein Diener beging eine Sünde. Er hat aber gewusst, dass er einen Herrn hat, Der die Sünden vergibt und wegen dieser bestraft.“ Dann beging er noch eine Sünde und sagte: „O Herr, vergib mir meine Sünde!“ Der Segensreiche und Hocherhabene sagte: „Mein Diener beging eine Sünde. Er hat aber gewusst, dass er einen Herrn hat, Der die Sünden vergibt und wegen dieser bestraft. Tue, was du willst! Ich habe dir bereits vergeben.“ Abdul Ala (ein Überlieferer) fügte hinzu: Ich bin nicht sicher, ob Allah dies beim dritten Mal oder vierten Mal gesagt habe.
[Sahih Muslim Nr. 4953 (im arabischen)]

Abdullah Ibn Masud, Allahs Wohlgefallen auf ihm, berichtete: Der Gesandte Allahs, Allahs Segen und Heil auf ihm, sagte: „Keiner liebt es mehr gelobt zu werden, als Allah, deshalb lobte Er sich selbst. Und keiner reagiert mit wachsamerer Sorge als Allah. Deshalb verbot Er die Schändlichkeiten.“
[Sahih Muslim Nr. 4955 (im arabischen)]

Abu Huraira, Allahs Wohlgefallen auf ihm, berichtete: Der Gesandte Allahs, Allahs Segen und Heil auf ihm, sagte: „Allah reagiert manchmal mit wachsamer Sorge, und der Gläubige reagiert auch manchmal in wachsamer Sorge. Was aber diese Reaktion bei Allah hervorruft, ist, dass der Gläubige gegen das Verbotene verstößt.“
[Sahih Muslim Nr. 4959 (im arabischen)]

Abdullah Ibn Masud, Allahs Wohlgefallen auf ihm, berichtete: Als ein Mann eine Frau (widerrechtlich) küsste und alsdann dem Propheten davon berichtete, offenbarte Allah daraufhin folgenden Qur’anvers: »Und verrichte das Gebet an beiden Enden des Tages und in Stunden der Nacht. Die guten Taten lassen die bösen Taten vergehen. Das ist eine Ermahnung für diejenigen, die (Allahs) gedenken.« Da sagte der Mann: „O Gesandter Allahs, gilt dies auch für mich?“ Der Prophet antwortete: „Für diejenigen aus meiner Ummah, die dies tun.“
[Sahih Muslim Nr. 4963 (im arabischen)]

Anas Ibn Malik, Allahs Wohlgefallen auf ihm, berichtete: Ein Mann kam zum Propheten, Allahs Segen und Heil auf ihm, und sagte: „O Gesandter Allahs, ich habe eine Straftat begangen, so vollziehe die Strafe über mich!“ Und als die Gebetszeit fällig wurde, betete der Mann mit dem Gesandten Allahs, Allahs Segen und Heil auf ihm. Als der Prophet das Gebet beendet hatte, sagte der Mann wieder zu ihm: „O Gesandter Allahs, ich habe eine Straftat begangen, so vollziehe die Bestimmung des Buches Allahs über mich!“ Der Prophet sagte: „Hast du nicht mit uns gebetet?“ Der Mann sagte: „Doch!“ Der Prophet sagte: „Allah hat dir doch deine Sünde bereits vergeben.“
[Sahih Muslim Nr. 4965 (im arabischen)]

Abu Sa`id Al-Khudry, Allahs Wohlgefallen auf ihm, berichtete: Der Prophet Allahs, Allahs Segen und Heil auf ihm, sagte: „Von den Menschen, die vor euch gelebt haben, war einmal ein Mann, der 99 Menschen getötet hatte. Dieser fragte nach dem gelehrtesten Menschen, den es auf der Welt gebe. Man nannte ihm einen Mönch, und er ging zu ihm und sagte: „Ich habe neunundneunzig Menschen getötet. Gibt es irgendeine Art von Buße für mich?“ Er antwortete: „Nein!“ Daraufhin tötete er auch den Einsiedler und vervollständigte damit die Zahl seiner Opfer auf hundert. Der Mörder fragte nun erneut: „Wer ist der gelehrteste Mensch auf der Welt?“ Man verwies ihn an einen gelehrten Menschen. Er ging also zu ihm und sagte: „Ich habe einhundert Menschen getötet. Gibt es irgendeine Art von Buße für mich?“ Der gelehrte Mann sagte: „Ja!“ Nichts kann zwischen dir und deiner Reue stehen: Begib dich zu dem und dem Land. In diesem Land gibt es (fromme) Leute, die Allah, den Erhabenen anbeten. Schließ dich ihnen an, diene Allah und kehre nicht in dein Heimatland zurück, denn es ist eine schlimme Gegend.“ Der Mann brach zu diesem Land auf. Er hatte gerade die Hälfte des Weges hinter sich gebracht, als er starb. Nun entstand ein Streit zwischen dem Gnadenengel und dem Plagenengel darüber, wer die Verwahrung seiner Seele übernehmen sollte. Der Gnadenengel sprach: „Er hat sich reumütig Allah zugewendet.“ Der Plagenengel entgegnete: „Er hat niemals etwas Gutes getan.“ Da kam ein Engel in Menschengestalt, und sie setzten ihn als Schiedsrichter zwischen ihnen ein. Er wies sie an, die Entfernung zwischen den zwei Ländern auszumessen. Welchem Land er näher sei, zu dem solle er gehören. Sie führten also die Messung durch, und fanden, dass er dem Land, zu dem er gehen wollte, näher sei. Also übernahmen ihn die Gnadenengel.“
[Sahih Muslim Nr. 4967 (im arabischen)]

A´ischa, Gattin des Propheten, Allahs Wohlgefallen auf ihr, berichtete: Wenn der Gesandte Allahs, Allahs Segen und Heil auf ihm, sich auf eine Reise vorbereitete, ließ er immer das Los zwischen seinen Frauen entscheiden, und die Frau, die das Los ermittelte, nahm der Gesandte Allahs, Allahs Segen und Heil auf ihm, mit auf die Reise.A´ischa berichtete weiter: Eines Tages loste er wieder zwischen uns, da er einen Feldzug unternehmen wollte, und das Los fiel auf mich. Kurz darauf brachen wir auf, und ich war mit dem Gesandten Allahs, Allahs Segen und Heil auf ihm. Der Vers über den Schleier war damals bereits offenbart worden. Ich wurde in einer Kamelsänfte befördert, und wenn wir Halt machten, wurde ich in dieser Sänfte vom Kamel herab gehoben. Als der Gesandte Allahs, Allahs Segen und Heil auf ihm, den Feldzug beendet hatte, machten wir uns auf den Heimweg. Wir waren nicht mehr weit von Madina entfernt, da befahl er, dass bei Nacht geritten werden sollte. Der Befehl zum Aufbruch wurde gegeben, und ich entfernte mich vom Lager, um meine Notdurft zu verrichten. Ich war schon fast wieder zurück, da bemerkte ich, dass meine Halskette aus jemenitischem Achat aufgegangen war und ich sie verloren hatte. Ich ging zurück, um sie zu suchen. Aus diesem Grund wurde ich damals aufgehalten. Die Leute, die mein Kamel für die Abreise fertig machten, begaben sich währenddessen zu meiner Sänfte und befestigten sie auf dem Kamel. Sie waren der Meinung, ich würde in der Sänfte sitzen. Damals waren die Frauen im Allgemeinen noch sehr schlank, nicht so schwer und füllig (wie heute), da sie nur wenig essen! Daher bemerkten sie nicht an dem Gewicht der Sänfte, als sie diese hochhoben, dass ich nicht darin saß. Auch war ich damals noch eine sehr junge Frau! Das Kamel wurde angetrieben, und die Leute reisten ab. Als ich meine Halskette fand, hatte die Karawane sich bereits entfernt. Ich kam zum Lagerplatz zurück, und niemand war mehr da. Ich begab mich zum Ort, wo meine Sänfte war und setzte mich dorthin und dachte, sie würden meine Abwesenheit bald bemerken und umkehren. Während ich so da saß und wartete, fielen mir die Augen zu, und ich schlief ein. Safwaan Ibn Al- Muattal As-Sulamy Az-Zakwany war hinter der Karawane zurückgeblieben, um ein bisschen zu schlafen. Am Morgen erreichte er den Lagerplatz, wo ich zurückgeblieben war. Er sah, dass dort eine Schwarzgekleidete Person lag, und kam heran. Vor der Offenbarung des Verses über den Schleier hatte er mich oft gesehen, deshalb konnte er mich leicht erkennen. Ich erwachte, als er rief: „Wir leben für Allah und zu Ihm werden wir zurückkehren!“ Sofort verdeckte ich mein Gesicht mit meinem Obergewand. Bei Allah, er sprach nichts anders außer der Formel: „Wir leben für Allah und zu Ihm werden wir zurückkehren!“ Er saß ab und hielt sein Kamel fest, dass ich aufsteigen konnte. Darauf schritt er los und führte das Kamel am Zügel. Wir erreichten die Karawane des Propheten, als sie zur Zeit der größten Mittagshitze Rast gemacht hatte. Einige von den Leuten spekulierten über die Gründe meines Zurückbleibens und äußerten verleumderische Beschuldigungen. BesondersAbdullah Ibn Ubayy Ibn Salul tat sich durch sein verlogenes Gerede hervor. Wenig später kamen wir nach Madina zurück. Ich erkrankte und hütete einen Monat lang das Bett. In dieser Zeit fanden jene verleumderischen Beschuldigungen eine weite Verbreitung, trotzdem hatte ich davon keine Ahnung. Ich hatte aber während meiner Krankheit das Gefühl, dass mir seitens des Gesandten Allahs, Allahs Segen und Heil auf ihm, nicht dieselbe Liebenswürdigkeit entgegengebracht wurde wie sonst, wenn ich krank war. Er (der Gesandte Allahs, Allahs Segen und Heil auf ihm) besuchte mich, sprach den Gruß und erkundigte sich nach meinem Befinden, indem er sagte: „Wie geht es dir?“ Und das beunruhigte mich. Ich wusste nichts von all den schrecklichen Gerüchten, bis es mir wieder besser ging und ich mit Umm Mistah zu Al- Manaseging, um dort die Notdurft zu verrichten. Wir machten das immer bei Nacht. Damals gab es noch keine Toiletten in der Nähe von unseren Häusern, und wir folgten dem Brauch der alten Araber, das heißt, wir entfernten uns aus dem bebauten und kultivierten Gebiet, um unsere Notdurft zu verrichten. Die Araber verabscheuten damals Toiletten in ihren Häusern zu haben. Umm Mistah war die Tochter von Abu Ruhm Ibnal Mottalib IbnAbd Manaf. Ihre Mutter war die Tochter von Sakhr Ibn Amer und die Tante von Abu Bakr As-Siddiq mütterlicherseits. Ihr Sohn war Mistah Ibn Uthatha IbnAbbad Ibnal Mottalib. Ich schritt mit der Tochter von Abu Ruhm dahin. Als wir fertig waren, und den Rückweg antraten, stolperte Umm Mistah über ihr Kleid und rief erzürnt aus: „Mistah möge zugrunde gehen!“ Ich sagte: „Das ist aber nicht recht, was du da sagst! Beschimpfst du einen Mann, der an der Schlacht von Badr teilgenommen hat?“ Sie sagte: „Ach, weißt du denn nicht, was er sagt?“ Und sie erzählte mir von den verleumderischen Beschuldigungen, die gegen mich erhoben wurden. Ich erkrankte erneut. Nachdem ich nach Hause zurückgekehrt war, trat der Gesandte Allahs, Allahs Segen und Heil auf ihm, bei mir ein. Er grüßte mich und sagte: „Wie geht es dir?“ Ich sagte zu ihm: „Erlaub mir, dass ich zu meinen Eltern gehe!“ Ich wollte mir bei ihnen über jene Gerüchte Gewissheit verschaffen. Der Gesandte Allahs, Allahs Segen und Heil auf ihm, gab mir seine Erlaubnis. Ich ging zu meinen Eltern und fragte meine Mutter: „Was ist es, worüber die Menschen reden?“ Sie erwiderte: „Ach, liebe Tochter, mach dir darüber keine Sorgen! Bei Allah, es ist wohl noch nie vorgekommen, dass eine attraktive Frau, die von ihrem Mann geliebt wird, nicht von dessen Nebenfrauen mit Missgunst und Eifersucht überschüttet wird!“ Ich rief: „Gepriesen sei Allah! Und die Leute sprechen nur darüber!“ In der folgenden Nacht aber musste ich immerzu weinen und konnte keinen Schlaf finden. Als der Morgen anbrach, musste ich immer noch weinen. Der Gesandte Allahs, Allahs Segen und Heil auf ihm, rief Ali Ibn Abu Talib und Usama Ibn Zaid zu sich. Er wollte sie um ihre Meinung fragen, ob er sich von seiner Frau scheiden solle oder nicht, da zu dieser Frage noch keine Offenbarung erfolgt war. Usama wies den Gesandten, Allahs Segen und Heil auf ihm, darauf hin, dass er doch große Zuneigung gegenüber der Familie des Propheten empfinde, äußerte seine Meinung über ihre Unschuldigkeit, und sagte: „O Gesandter Allahs, sie ist deine Frau, und wir wissen nur Gutes über sie!“Ali Ibn Abu Talib sagte: „O Gesandter Allahs! Allah hat dir freie Hand gegeben, und es gibt viele andere Frauen. Aber frag doch ihre Dienerin. Sie wird dir die Wahrheit sagen.“ Der Gesandte Allahs, Allahs Segen und Heil auf ihm, schickte nach Barira, ihre Dienerin, und sagte zu ihr: „O Barira, hast du irgendetwas an A´ischa bemerkt, was dir verdächtig vorkam?“ Sie erwiderte: „Nein, bei Dem, der dich mit der Wahrheit gesandt hat. Nie habe ich etwas beobachtet, was ich ihr vorwerfen könnte. Ich könnte höchstens sagen, dass sie noch sehr jung ist und manchmal den Teig stehen lässt und schläft – und dann kommt die Ziege und frisst ihn auf.“ Am selben Tag bestieg der Gesandte Allahs, Allahs Segen und Heil auf ihm, die Kanzel und fragte die Versammelten, ob jemand ihm beistehen würde, wenn erAbdullah Ibn Ubayy Ibn Salul bestrafen wolle. Der Gesandte Allahs, Allahs Segen und Heil auf ihm, sagte, als er auf der Kanzel stand: „O ihr Muslime, wer steht mir bei, wenn ich einen Mann bestrafe, der schwere Verdächtigungen gegen meine Familie äußerte? Bei Allah, ich weiß nur Gutes über meine Frau. Und dabei wird ein Mann beschuldigt, über den ich nur Gutes sagen kann. Niemals hat er mein Haus betreten, ohne dass ich dabei war.“ Sad Ibn Muaz Al-Ansary erhob sich und sagte: „O Gesandter Allahs, bei Allah, ich stehe dir bei. Wenn dieser Abdullah aus dem Stamm Aus ist, werden wir ihm den Kopf abschlagen. Wenn er aber zu unseren Brüdern, die aus dem Stamm Khazrağ, gehört, dann sag uns, was wir tun sollen, und wir werden deinem Befehl nachkommen.“ Da sprang Sad Ibn Ubada, das Oberhaupt des Stammes Khazrağ, auf. Er war ein rechtschaffener Mann, in diesem Moment aber hatte ihn die Wut gepackt, und er schrie Sad Ibn Muaz an: „Du lügst, bei Allah, Dem Ewigen. Du wirst ihn nicht töten. Das wird dir nicht gelingen.“ Da sprang auch Usaid Ibn Hudair, Vetter von Sad Ibn Muaz auf und rief: „Bei Allah, du bist ein Lügner. Bei Allah, Dem Ewigen, wir werden ihn unbedingt töten. Du bist ein Heuchler, der die Heuchler verteidigt.“ Da gerieten die Aus und Khazrağ dermaßen in Zorn, dass sie dabei waren, miteinander zu kämpfen. Der Gesandte Allahs, Allahs Segen und Heil auf ihm, stand währenddessen auf der Kanzel. Er redete noch immer auf die beiden Parteien ein, bis sie sich schließlich wieder beruhigten. Und er redete mit ihnen nicht mehr davon. Ich weinte den ganzen Tag lang. Meine Tränen liefen ununterbrochen, und in der folgenden Nacht konnte ich wieder keinen Schlaf finden. Meine Eltern glaubten schon, es würde mir das Herz zerreißen. Während meine Eltern bei mir saßen und ich weinte, bat eine Frau von den Ansar um Einlass. Ich ließ sie eintreten. Sie setzte sich und weinte mit mir. So waren die Verhältnisse, als der Gesandte Allahs, Allahs Segen und Heil auf ihm, eintrat und sich niederließ. Seit dem Tag, da die Vorwürfe gegen mich zum ersten Mal erhoben worden waren, hatte er sich nicht mehr zu mir gesetzt. Ein ganzer Monat war vergangen, in dem er keine Offenbarungen gehabt hatte, die ihm Klarheit über diese Angelegenheit hätten geben können. Der Gesandte Allahs, Allahs Segen und Heil auf ihm, sprach das Glaubensbekenntnis und sagte dann zu mir: „OA´ischa, man hat mir dieses und jenes über dich erzählt. Wenn du unschuldig bist, wird Allah dich von aller Schuld freisprechen. Wenn du dich aber schuldig gemacht hast, so bitte Allah um Verzeihung und wende dich ihm in Reue zu. Denn wenn ein Diener Allahs sich zu seinen Verfehlungen bekennt und sie bereut, wird Allah sich ihm wieder zuwenden.“ Nachdem der Gesandte Allahs, Allahs Segen und Heil auf ihm, dies gesagt hatte, hörten meine Augen auf zu tränen. Ich fühlte keine einzige Träne mehr. Ich sagte zu meinem Vater: „Antworte dem Gesandten Allahs, Allahs Segen und Heil auf ihm, an meiner Stelle.“ Er aber entgegnete: „Bei Allah, ich weiß nicht, was ich zum Gesandten Allahs, Allahs Segen und Heil auf ihm, sagen könnte.“ Darauf wandte ich mich mit derselben Bitte an meine Mutter, aber sie sagte auch: „Bei Allah, ich weiß nicht, was ich zum Gesandten Allahs, Allahs Segen und Heil auf ihm, sagen könnte.“ Ich war damals eine sehr junge Frau und kannte den Koran noch nicht sehr gut. Ich sagte: „Bei Allah, ich weiß, dass ihr auf das verleumderische Gerede der Leute hört. Es hat sich in euren Köpfen festgesetzt, und ihr glaubt daran. Und wenn ich beteuere, dass ich unschuldig bin, und Allah weiß, dass ich unschuldig bin, schenkt ihr mir keinen Glauben. Wenn ich aber eine Schuld eingestehen würde, während Allah doch weiß, dass ich unschuldig bin, dann würdet ihr mir glauben. Bei Allah, ich kann meine Lage nur mit der von Josefs (Yusuf) Vater vergleichen, als er sagte: „(Ich muss Geduld haben und Allah um Hilfe anrufen gegen das, was ihr behauptet.)““ Nach diesen Worten wandte ich mich von ihnen ab und legte mich ins Bett. Damals hoffte ich, Allah werde meine Unschuld bestätigen. Bei Allah, ich dachte nicht im Entferntesten daran, dass wegen mir eine Offenbarung erfolgen würde. Ich bin doch viel zu unwichtig, als dass wegen mir etwas im Koran gesagt würde. Aber ich hoffte, dass der Gesandte Allahs, Allahs Segen und Heil auf ihm, im Schlaf einen Traum haben werde, in dem Allah meine Unschuld bestätigen würde. Doch, bei Allah, noch saß der Gesandte Allahs, Allahs Segen und Heil auf ihm, bei uns, und niemand hatte sich entfernt, da kam eine Offenbarung von Allah, dem Allmächtigen und Erhabenen über Seinen Propheten, Allahs Segen und Heil auf ihm. Sie ergriff ihn mit solcher Stärke, die ihm in solchen Fällen befällt, dass ihm der Schweiß von seiner Stirn an einem streng kalten Tag wie die Perlen herabtropfte. Das war wegen der Bedeutung der Offenbarung. Als die Offenbarung vorüber war, lächelte der Gesandte Allahs, Allahs Segen und Heil auf ihm. Und als erstes sagte er anschließend zu mir: „O A´ischa, erfreue dich an der frohen Botschaft! Allah hat deine Unschuld bestätigt.“ Meine Mutter sagte: „A’ischa, steh auf und danke dem Gesandten Allahs, Allahs Segen und Heil auf ihm!“ Ich entgegnete: „Nein, bei Allah. Das werde ich nicht tun. Allein Allah werde ich preisen, der meine Unschuld durch eine Offenbarung bestätigt hat.“ Allah, Der Allmächtige und Erhabene, hatte folgende zehn Verse offenbart: »Diejenigen, die die ungeheuerliche Lüge vorgebracht haben, sind eine (gewisse) Schar von euch. Meint nicht, es sei schlecht für euch; nein! Vielmehr ist es gut für euch. Jedermann von ihnen wird zuteil, was er an Sünde erworben hat. Und für denjenigen unter ihnen, der den Hauptanteil daran auf sich genommen hat, wird es gewaltige Strafe geben. …« »Hätten doch, als ihr es hörtet, die gläubigen Männer und Frauen eine gute Meinung voneinander gehabt und gesagt: „Das ist deutlich eine ungeheuerliche Lüge!”« »Hätten sie doch darüber vier Zeugen beigebracht! Da sie aber die Zeugen nicht beigebracht haben, so sind diese bei Allah die Lügner.« »Und ohne Allahs Huld gegen euch und Seine Barmherzigkeit im Diesseits und Jenseits würde euch für das, worin ihr euch (ausgiebig) ausgelassen habt, gewaltige Strafe widerfahren,« »als ihr es mit euren Zungen aufgegriffen und mit euren Mündern das gesagt habt, wovon ihr kein Wissen hattet, und es für eine leichte Sache gehalten habt, während es bei Allah eine ungeheuerliche Sache ist.« »Und hättet ihr doch, als ihr es hörtet, gesagt: „Es steht uns nicht zu, darüber zu sprechen. Preis sei Dir! Das ist eine gewaltige Verleumdung”!« »Allah ermahnt euch, niemals wieder dergleichen zu tun, wenn ihr gläubig seid.« »Und Allah macht euch die Zeichen klar, und Allah ist Allwissend und Allweise.« »Diejenigen, die es lieben, dass sich das Abscheuliche unter denjenigen, die glauben, verbreitet, für sie wird es schmerzhafte Strafe geben im Diesseits und Jenseits. Allah weiß, ihr aber wisst nicht.« »Und ohne die Huld Allahs gegen euch und Seine Barmherzigkeit, und dass Allah nicht Gnädig und Barmherzig wäre …« Nachdem Allah, Der Allmächtige und Erhabene, mit diesen zehn Versen meine Unschuld bewiesen hatte, sagte Abu Bakr As-Siddiq, Allahs Wohlgefallen auf ihm, der für Mistah Ibn Uthatha, einem der Verleumder, seinen Lebensunterhalt sorgte, da er mit ihm verwandt war. Daraufhin war er arm: „Bei Allah, nie wieder werde ich Mistah etwas geben, nachdem er A´ischa das angetan hat.“ Darauf offenbarte Allah, Der Allmächtige und Erhabene: »Und es sollen diejenigen von euch, die Überfluss und Wohlstand besitzen, nicht schwören, sie würden den Verwandten, den Armen und denjenigen, die auf Allahs Weg ausgewandert sind, nichts mehr geben, sondern sie sollen verzeihen und nachsichtig sein. Liebt ihr es (selbst) nicht, dass Allah euch vergibt? Allah ist Allvergebend und Barmherzig.« Hebban Ibn Musa sagte,Abdullah Ibnal Mubarak sagte: „Das ist der am meisten Hoffnung gebende Vers im Buch Allahs.“ Als Abu Bakr von dieser Offenbarung hörte, sagte er: „Ja, bei Allah, ich will, dass Allah mir verzeiht.“ Und er unterstützte Mistah weiterhin und sagte: „Ich werde nie aufhören, ihn Almosen zu geben.“ A´ischa berichtete weiter: Bevor die Offenbarung meiner Unschuld erfolgt war, hatte der Gesandte Allahs, Allahs Segen und Heil auf ihm, auch Zainab Bint Gahsch, die Frau des Propheten, Allahs Segen und Heil auf ihm, über mich befragt. Sie antwortete damals: „O Gesandter Allahs, ich habe meine Ohren und Augen stets offen gehalten. Aber, bei Allah, ich weiß nur Gutes überA´ischa.“ Zainab war es von den Frauen des Propheten, Allahs Segen und Heil auf ihm, die mit mir um die Gunst des Propheten, Allahs Segen und Heil auf ihm, wetteiferte. Aber sie war eine rechtschaffene und gottesfürchtige Frau. Doch ihre Schwester Hamna Bint Gahsch ergriff für sie, deshalb brachte sie diese große Lüge auf.
[Sahih Muslim Nr. 4974 (im arabischen)]