Koran, Sure 106, Vers 3

Koranübersetzung:
So sollen sie denn dem Herrn dieses Hauses dienen

Erläuterung:
106:1-4 – Diese Sura steht in unmittelbarem Zusammenhang mit der Sura 105; denn Allāh (t) macht in dieser 106. Sura Seine Güte und Barmherzigkeit gegenüber dem arabischen Stamm der Banū Quraiš deutlich: Er bewirkte ihre Vereinigung und Stärke, indem Er das Heer des Jemeniten Abraha, wie Sura 105 berichtet, vernichtend strafte. Das verwerfliche Vorhaben Abrahas, die Al- Ka‘ba zu zerstören, wurde also nicht nur von Allāh (t) vereitelt, sondern führte sogar noch zu Vorteilen für die Banū Quraiš: Ihre Rolle als Wächter der Al-Ka‘ba und ihre Stellung auf der arabischen Halbinsel gewannen in den Augen der übrigen Araber an Ansehen, und niemand wagte mehr, sie anzugreifen. Dies hatte auch positive Auswirkungen auf die Handelskarawanen der Banū Quraiš. Auf diese Einheit und Macht der Banū Quraiš nehmen die beiden ersten Verse dieser Sura Bezug. Aus diesen Versen ergibt sich also, dass Allāh (t) mit der Vereitelung des Vorhabens von Abraha auch die Stärkung und Sicherheit Makkas und seiner Einwohner, der Banū Quraiš, sowie die ihrer Karawanen zur Winter und zur Sommerzeit bezweckt hatte. Im Winter pflegte eine Karawane der Banū Quraiš südwärts in den Jemen zu ziehen, weil es dort angenehm warm ist, während eine Karawane im Sommer in den Norden nach Syrien zog, wo es im Sommer angenehm kühl ist. Die Einnahmen aus diesen beiden großen Handelskarawanen bildeten die Lebensgrundlage der Banū Quraiš. Macht und Ansehen und die daraus resultierende Sicherheit ihrer Karawanen waren also von enormer Bedeutung für sie. Dass Allāh (t) den Banū Quraiš zu dieser Vormachtstellung verhalf, war ein deutlicher Gnadenbeweis ihnen gegenüber. Für die Banū Quraiš hätte sich nun ein selbstverständliches Dankbarkeitsgefühl gegenüber Allāh (t) als dem Spender dieser Wohltat ergeben sollen. Als die Banū Quraiš das Prophetentum Muḥammads leugneten und seine Botschaft nicht annehmen wollten, brach eine große Hungersnot infolge einer Dürrezeit aus. Da kamen ihre Anführer zu Muḥammad, Allāhs Segen und Friede auf ihm, und baten ihn, für sie bei Allāh (t) Fürsprache einzulegen. Als Muḥammad dieser Bitte nachgekommen war, ging durch Allāhs Nachsicht die Trockenperiode zu Ende, und die Hungersnot war vorbei. Hier handelt es sich allgemein um ungestörtes Leben in Makka, frei von Furcht und Angst. Dieser Zustand war im vorislamischen Arabien keineswegs der Normalfall; so war es z.B. üblich, Sklaven zu machen von einzelnen Personen oder sogar Gruppen, die ohne Schutz reisten oder sich außerhalb ihres Wohngebietes aufhielten, indem sie dann von einer stärkeren Schar eines anderen Stammes überfallen, entführt und in die Sklaverei verkauft wurden. Dass die Einwohner von Makka auch davor sicher waren, darauf nimmt 29:67 ausdrücklich Bezug. Da die Al-Ka‘ba in Makka für alle heidnischen Araber ein gemeinsames Heiligtum und ein Wallfahrtsort war, waren sie sich auch über die Unverletzlichkeit des Gebietes von Makka einig, und Makka war eine Stätte des Friedens und der Sicherheit, so wie es Abraham, Allāhs Friede auf ihm, einst von Allāh (t) erbeten hatte.

Arabischer Originaltext:
فَلۡيَعۡبُدُواْ رَبَّ هَٰذَا ٱلۡبَيۡتِ


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