Koran, Sure 109, Vers 6

Koranübersetzung:
Ihr habt eure Religion, und ich habe meine Religion.“

Erläuterung:
109:1-6 – Diese Sura ist von besonderer Bedeutung; dies kommt in mehreren Aussprüchen des Propheten Muḥammad, Allāhs Segen und Friede auf ihm, zum Ausdruck, in denen er empfiehlt, diese Sura vor dem Einschlafen zu rezitieren. Offenbart wurde sie, als die Ungläubigen in Makka dem Propheten Muḥammad einen Kompromiss vorschlugen: Wenn der Prophet bereit sei, ihre Götzen ein Jahr lang anzubeten, dann wollten sie ihrerseits Allāh (t) ein Jahr lang anbeten. Die ungläubigen Makkaner stellten nämlich keineswegs die Existenz Allāhs in Frage – sie machten sich jedoch völlig falsche Vorstellungen von Ihm, indem sie Seine Einheit und Einzigkeit bestritten, Ihm andere Götter zur Seite stellten und annahmen, dass die Engel Töchter Allāhs seien. Andererseits glaubten sie aber daran, dass Allāh (t) die Himmel und die Erde erschaffen hat, schwuren bei Allāh und riefen Ihn in ihren Gebeten mit Seinem Namen an. (vgl. dazu 29:61). In ihrer Handlungsweise waren die Makkaner dann jedoch inkonsequent und opferten nicht nur für Allāh (t), sondern brachten auch ihren Götzen Opfer dar – Sachwerte und sogar Menschenopfer, um sie gnädig zuzustimmen. (vgl. 6:136). Diese Handlungsweise hielten sie für richtig und noch dazu für die Lehre Abrahams, Allāhs Friede auf ihm; sie glaubten, dass sie rechtgeleitet seien und dass ihre Gottesverehrung besser sei als die der Juden und Christen, die die Propheten Esra bzw. Jesus als Söhne Allāhs betrachteten. Dabei verstanden sie nicht, dass jede Zuschreibung von Partnern in Anbetracht der Herrscherstellung Allāhs ebenso falsch und verwerflich ist. Sie verbargen somit die einzige Wahrheit, nämlich dass Allāh (t) Alleinig, Einzig und unvergleichlich ist, und lehnten sich damit als Ungläubige gegen die wahre Religion Allāhs auf. Dies wird im Islam “Kufr”, “Verdeckung der Wahrheit, Unglaube” genannt, und wer Kufr begeht, heißt “Kāfir”, “Verdecker der Wahrheit”, “Ungläubiger”. Wie das Beispiel der “ungläubigen” Makkaner zeigt, bezeichnet der Begriff “Kāfir” also keineswegs nur denjenigen, der völlig ohne Glauben ist, also – wie man heute sagen würde – einen Atheisten, sondern gemeint ist damit auch derjenige, der zwar einen Glauben besitzt, sich damit aber im Irrtum befindet; man könnte einen Ungläubigen in diesem Sinne also auch als einen “Irrgläubigen” bezeichnen. Als nun der Prophet Muḥammad, Allāhs Segen und Friede auf ihm, in Makka die Rückkehr zur Religion Allāhs, dem Islam, forderte, versuchten die Ungläubigen Makkas, seine wahre Lehre und ihre Irrlehre in Einklang zu bringen und machten den bereits erwähnten Vorschlag: Muḥammad, Allāhs Segen und Friede auf ihm, solle sich vor ihren Götzen niederwerfen, dann würden sie sich vor Allāh (t) niederwerfen. Dieser absurden und lächerlichen Idee wird in dieser Sura eine eindeutige Absage erteilt; denn der Islam lässt keine faulen Kompromisse zu: Er ist ein gerader Weg ohne Kniffe und Tricks.

Arabischer Originaltext:
لَكُمۡ دِينُكُمۡ وَلِيَ دِينِ


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