Koran, Sure 11, Vers 044

Koranübersetzung:
Und es wurde befohlen: ”O Erde, verschlinge dein Wasser, o Himmel, höre auf !“ Und das Wasser begann zu sinken, und die Angelegenheit war entschieden. Und das Schiff kam auf dem Dschudyy zur Rast. Und es wurde befohlen: ”Fort mit dem Volk der Frevler!“

Erläuterung:
11:44 – Dies geschah um 2000 v.Chr. Wenn hier die Erde und der Himmel mit dem Ausdruck der näheren Bestimmtheit so im Vokativ angesprochen werden wie einsichtige Lebewesen und wenn ihnen unter den übrigen Gegenständen der Schöpfung durch die Anrede mit den Worten “Erde” und “Himmel” eine besondere Aufmerksamkeit gewidmet ist, wenn ihnen sodann in derselben Weise etwas befohlen wird wie Wesen mit Einsicht und Vernunft, indem es nämlich heißt “verschlinge dein Wasser!” und “halt ein mit Regnen!” dann bildet das einen Hinweis auf die gewaltige Macht Allāhs und einen Hinweis darauf, dass die Himmel, die Erde und so gewaltige Körper sich dergestalt von Allāh leiten lassen, dass Er in ihnen entstehen lassen kann, was Er will, und dass sie sich dabei nicht weigern. Es ist gleichsam als seien sie vernünftige und einsichtige Wesen, die von Seiner Größe und Erhabenheit, Seinem Lohn und Seiner Strafe sowie Seiner Macht über alles, was dieser unterliegt, ein Wissen haben. Und es ist als würden sie die Pflicht kennen, Ihm zu gehorchen und sich von Ihm leiten zu lassen, und als fürchteten sie Ihn und schreckten davor zurück, mit der Unterwerfung unter Ihn und dem sofortigen Nachgeben gegenüber Seinem Willen zu zögern. Sobald also Allāhs Befehl an sie ergeht, ist das Befohlene ohne Zurückhaltung und ohne Verzögerung in der Ausführung begriffen. Das Verschlingen des Wassers ist ein Ausdruck für das Aufsaugen, während das Einhalten das Zurückhalten des Regens bedeutet. “… und die Angelegenheit war entschieden”: und was Allāh Noah über den Untergang seiner Leute versprochen hatte, war verrichtet. “Und das Schiff kam auf dem Ǧūdyy zur Rast”: das heißt auf einem Berg bei Mosul. Und es wurde gesagt: “Fort…”: Wenn Allāhs Mitteilungen im vorliegenden Verse mit Verben in passivischem Aspekt erfolgen und auf die Nennung des göttlichen Subjektes verzichtet ist, so dient das zum Hinweis auf die Erhabenheit und Größe Allāhs und zum Hinweis darauf, dass so gewaltige Dinge, wie sie hier geschildert sind, nur durch das Handeln eines mächtigen Handelnden und nur durch das Schaffen eines unwiderstehlichen Schöpfers geschehen. Ferner soll es darauf hinweisen, dass derjenige, der diese Dinge verrichtet, nur ein einziger Handelnder ist, an dessen Handlungen niemand teilhaben kann. Man kann mit seiner Einbildung nicht so weit gehen, dass ein anderer als Allāh sagen würde: “Erde, verschlinge dein Wasser! Himmel, halt ein mit Regnen!” Weiter kann man sich nicht vorstellen, dass ein anderer als Er diese schreckliche Angelegenheit erledigen würde und dass das Schiff auf dem Rücken des Berges Al-Ǧūdyy sitzen und verharren würde, ohne dass er es sitzen und verharren ließe. Entsprechend den Sinngehalten und Pointen, die wir aufzählen könnten, halten die Rhetoriker diesen Vers für sprachlich meisterhaft und spenden ihm Beifall, und zwar nicht wegen der Assonanz, die zwischen den beiden Wörtern “verschlinge” und “halte ein” besteht. Obwohl diese Assonanz die Rede nicht eben ohne Schönheit belässt, ist sie gegenüber den Schönheiten, die den Kern bilden und gegen die das Übrige Schale ist, gleichsam nicht beachtenswert. (Zam, Gät) (vgl. 26:105-110 und die Anmerkung dazu).

Arabischer Originaltext:
وَقِيلَ يَٰٓأَرۡضُ ٱبۡلَعِي مَآءَكِ وَيَٰسَمَآءُ أَقۡلِعِي وَغِيضَ ٱلۡمَآءُ وَقُضِيَ ٱلۡأَمۡرُ وَٱسۡتَوَتۡ عَلَى ٱلۡجُودِيِّۖ وَقِيلَ بُعۡدٗا لِّلۡقَوۡمِ ٱلظَّٰلِمِينَ


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