Koran, Sure 111, Vers 3

Koranübersetzung:
; er wird in einem flammenden Feuer brennen

Erläuterung:
111:1-5 – Diese makkanische Sura wird außer “Al-Masad”, auch “Al-Lahab” (Die lodernde Flamme), “Abū Lahab” oder “Tabbat”, (Zugrunde gehen) genannt. Abū Lahab war ein Onkel des Propheten väterlicherseits, und sein eigentlicher Name war ‘Abdu-l-‘Uzzā Ibn ‘Abdi-l-Muāṭṭalib. Er war in Makka sehr bekannt, nicht nur wegen seines großen Reichtums, sondern auch wegen seines leicht entflammbaren Zorns, und deshalb wurde er allgemein Abū Lahab (Vater der lodernden Flamme) genannt. Seit der Prophet, Allāhs Segen und Friede auf ihm, damit begonnen hatte, die Menschen zum Islam aufzurufen, war Abū Lahab einer seiner erbittertsten Gegner, und er nutzte jede Gelegenheit, dem Propheten, in dessen unmittelbarer Nachbarschaft er in Makka wohnte, und dem Islam Schaden zuzufügen: Er beschimpfte den Propheten, bezichtigte ihn der Lüge und warf ihm vor, die Menschen in die Irre führen zu wollen. So mag auch sein flammender Eifer bei der Bekämpfung der Muslime zu seinem Spitznamen “Vater der lodernden Flamme” beigetragen haben. Nach einem Ḥadīṯ, der bei Al-Buḫāryy überliefert wird, rief der Prophet eines Tages die Banū Quraiš, denen er selbst angehörte, zu sich und teilte ihnen von einem Hügel aus mit, dass er für sie ein Warner vor gewaltiger Strafe sei. Daraufhin schrie Abū Lahab ihn an: ”Hast du uns aus diesem Grund hier versammelt? Verderben komme über dich!“ Da offenbarte Allāh (t) diese Sura als Antwort auf das Verhalten Abū Lahabs. Diese Worte stellen aber nicht nur das unumstößliche Urteil Allāhs fest, dass Abū Lahab wegen seines Unglaubens und seines Kampfes gegen den Islam der Strafe des Höllenfeuers unwiderruflich verfallen ist, sondern beinhalten auch – zusammen mit dem ersten Vers – einen klaren Beweis für das Prophetentum Muḥammads, Allāhs Segen und Friede auf ihm. Denn Abū Lahab lebte nach der Offenbarung dieser Sura noch einige Jahre, und Muḥammad konnte von sich aus nicht wissen, ob Abū Lahab noch zum Islam übertreten würde oder nicht – viele Bewohner Makkas, die den Propheten, zunächst aufs heftigste bekämpft hatten, wurden später schließlich doch noch Muslime und traten für den Islam mit ihrem Besitz und ihrem Leben ein und stritten für ihn. So mag es sich der Prophet auch und gerade für seinen Onkel, trotz dessen erbitterten Kampfes gegen ihn, aus ganzem Herzen erhofft haben. Dadurch, dass Abū Lahab in diesem Vers jedoch die endgültige Strafe des Höllenfeuers bekanntgegeben wurde, wurde es auch als Tatsache hingestellt, dass Abū Lahab bis zu seinem Tode ungläubig bleiben würde, sowohl in seinem Herzen als auch durch öffentliches Bekenntnis. Dieses Wissen konnte Muḥammad jedoch nur durch die Offenbarung Allāhs erlangen, und deshalb ist diesen Versen ein eindeutiger Beweis für Muḥammads Prophetentum. In den letzten beiden Versen wird eine weitere Person angesprochen, nämlich die Ehefrau Abū Lahabs. Es handelt sich um Umm Ǧamīl ‘Urwa Bint Ḥarb Ibn Umayya, die Schwester des prominenten makkanischen Führers Abū Sufyān, der seinerseits ebenfalls an der Spitze der Feinde des Islam in Makka stand, bis er im Jahre 8 n.H. selbst zum Islam übertrat. Auch diese Ehefrau Abū Lahabs gehörte zu denen, die den Propheten Muḥammad, Allāhs Segen und Friede auf ihm, aufs heftigste bekämpften und ihm Schwierigkeiten bereiteten, wo sie nur konnten. So trug Umm Ǧamīl eines Nachts Dornengestrüpp zusammen, wie man es als Brennholz verwendete, und legte es auf den Weg zu Muḥammads Haus, damit er sich im Dunkeln daran verletzte. Die Kommentatoren erklären dahingehend, dass die Frau Abū Lahabs in der Hölle selbst Brennholz herbeizutragen habe, so wie sie im diesseitigen Leben Verleumdungen unter die Leute trug. Die Frau Abū Lahabs bekämpfte aber nicht nur selbst den Propheten Muḥammad, Allāhs Segen und Friede auf ihm, und die Muslime, sondern hetzte auch ihren Mann immer wieder gegen sie auf und bestärkte ihn in seinem Unglauben und seinem Widerstand gegenüber dem Islam. Und da sie ihm in dieser Welt geholfen hat, soll sie nach Allāhs Willen als Strafe im Höllenfeuer ebenfalls an seiner Seite stehen und das Höllenfeuer für ihn schüren. Der Strick aus Palmfasern ist eine zusätzliche Erschwernis für die Frau Abū Lahabs; denn jener feine Bast ist besonders leicht entzündbar. Unter anderem wird auch überliefert, dass Allāh (t) es fügte, dass Umm Ǧamīl mit einem Strick erdrosselt wurde und so ihre irdische Strafe fand, während im Jenseits um ihren Hals ein Seil aus Feuer gelegt wird.

Arabischer Originaltext:
سَيَصۡلَىٰ نَارٗا ذَاتَ لَهَبٖ


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