Koran, Sure 2, Vers 256

Koranübersetzung:
Es gibt keinen Zwang im Glauben. Der richtige Weg ist nun klar erkennbar geworden gegenüber dem unrichtigen. Wer nun an die Götzen nicht glaubt, an Allah aber glaubt, der hat gewiss den sichersten Halt ergriffen, bei dem es kein Zerreißen gibt. Und Allah ist Allhörend, Allwissend.

Erläuterung:
2:256 – Dieser Vers besagt, dass der Glaube an den Islam und seine Lebensweise niemandem aufgezwungen wird. Der Islam garantiert, nachdem er den Menschen die Grundsätze der religiösen Vorstellungen darlegt, dieses Recht und untersagt seinen Anhängern, ihre Mitmenschen zum Glauben zu zwingen. Er versucht die Menschen nicht mit materiellen Argumenten zu überzeugen, und schon gar nicht mit Drohungen und Gewalt. (ÜB) (vgl. 16:35-37 und die Anmerkung dazu). 2:256 – In der Religion gibt es keinen Zwang; das heißt: Allāh (t) lässt den Glauben nicht durch Zwang und Nötigung geschehen, sondern durch Befähigung und freie Wahl. Dementsprechend hat Er gesagt: “Und wenn dein Herr gewollt hätte, wären die, die auf der Erde sind, alle zusammen gläubig geworden. Willst du nun die Menschen dazu zwingen, dass sie gläubig werden? (10:99). Das heißt: Wenn Er gewollt hätte, hätte Er sie zum Glauben gezwungen. Aber das hat Er eben nicht getan, sondern den Glauben auf die Grundlage freier Wahl gestellt. “Der rechte Weg des Glaubens ist klar geworden vor der Verirrung”: Der Glaube ist vom Unglauben durch deutliche Hinweise unterschieden. “Wer nun an Aṭ-Ṭāġūt nicht glaubt”: Wer sich frei dafür entscheidet, nicht an den Satan oder die Götzen, sondern an Allāh zu glauben. “Da hält sich damit an dem festesten Band”: Diese Ausdrucksweise hängt zusammen mit dem starken, fest gedrehten Strick. Es ist das Band, bei dem man sich vor dem Reißen, das heißt der Zertrennung sicher fühlt. Es wird hier das durch Einsicht und Schlussfolgerung gewonnene Wissen des Glaubens mit etwas konkret Wahrgenommenem verglichen, so dass derjenige, der dies hört, es sich so vorstellt, als würde er es unmittelbar betrachten. So werden seine Überzeugung und seine Gewissheit darüber gefestigt. Man sagt, es handle sich hier um eine Kundgabe im Sinn eines Verbotes, nämlich: Übt in der Religion keinen Zwang aus! Doch sagen einige Leute, dies sei getilgt durch Allāhs Wort “Führe den Kampf gegen die Ungläubigen und die Heuchler und sei hart gegen sie!” (9:73; 66:9). Man sagt auch, das Verbot des Zwanges gelte speziell hinsichtlich der Leute der Schrift, da sie sich durch das Entrichten von Tribut gegen Zwang gefeit hätten. In einem Ḥadīṯ ist es überliefert, dass einer der Al-Anṣār von den Banū Sālim Ibn ‘Auf zwei Söhne hatte, die das Christentum angenommen hatten, bevor der Gesandte Allāhs geschickt wurde. Beide kamen nach Al-Madīna, und ihr Vater war dauernd um sie und sprach: “Bei Allāh! Ich werde euch nicht eher weglassen, als bis ihr euch zum Islam bekehrt habt.” Die beiden weigerten sich indessen, und nun kamen sie alle drei mit ihrer Streitfrage vor den Gesandten Allāhs. Der Mann von den Al-Anṣār sagte: “O Gesandter Allāhs! Soll ein Teil von mir ins Höllenfeuer kommen und ich es mit ansehen?” Darauf kam der vorliegende Vers herab, und der Vater ließ die beiden gewähren. (Zam, Gät) 2:256 – Dieser Vers ist eine Fortsetzung der vorhergehenden Abhandlung über den Ǧihād. Es wurde hervorgehoben, dass es nicht das Ziel des Krieges ist, die Menschen mit Gewalt zu Muslimen zu machen. Ziel des Krieges ist einzig, Unordnung abzuschaffen. Was die Annahme des Glaubens des Islam anbelangt, so ist das dem Einzelnen eine Glaubenssache, und Glaubensmeinungen betreffen des Menschen Geist. Gewalt kann Körpern angetan werden aber nicht dem Geist. Darüber hinaus wird Gewalt von der Lehrschule angewendet, deren Argumente auf wackligen Fundamenten ruhen. Was den Islam anbelangt, so sind all seine Lehren klar. Der Qur’ān hat eine klare Linie der Unterscheidung zwischen dem Richtigen und dem Irrigen gezogen, zwischen Wahrheit und Falschheit, zwischen Licht und Finsternis. Daher kann jeder Mensch mit gesundem Menschenverstand die Einladung des Islam annehmen. Ein anderer Aspekt der Sache ist, dass Allāh (t) und Sein Prophet, wie auch Seine Gesetzgebung (Šarī‘a) die Anwendung von Gewalt zulassen, wenn sie für die Erhaltung des Lebens und der menschlichen Werte die einzige Lösung ist. Der Qur’ān sagt, dass wer immer die falschen Götter (Ṭāġūt) verwirft und an Allāh glaubt, der wird davon Nutzen ziehen, weil er eine starke Unterstützung erhält, die nicht zerbricht, und mit deren Hilfe der Mensch seine Schwierigkeiten in diesem Leben überwinden und Erfolg im Jenseits gewinnen kann. Wenn daher die Geschöpfe Allāhs Vorteile durch die Annahme des Islam haben, so will Allāh ihnen den Islam nicht aufzwingen. Kernpunkt der Sache ist, dass es in der wahren Religion keinen Zwang gibt. Es hängt ausschließlich von des Menschen Willen ab, ob er den Islam annimmt. (Nia)

Arabischer Originaltext:
لَآ إِكۡرَاهَ فِي ٱلدِّينِۖ قَد تَّبَيَّنَ ٱلرُّشۡدُ مِنَ ٱلۡغَيِّۚ فَمَن يَكۡفُرۡ بِٱلطَّٰغُوتِ وَيُؤۡمِنۢ بِٱللَّهِ فَقَدِ ٱسۡتَمۡسَكَ بِٱلۡعُرۡوَةِ ٱلۡوُثۡقَىٰ لَا ٱنفِصَامَ لَهَاۗ وَٱللَّهُ سَمِيعٌ عَلِيمٌ


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