Koran, Sure 24, Vers 35

Koranübersetzung:
Allah ist das Licht der Himmel und der Erde. Sein Licht ist gleich einer Nische, in der sich eine Lampe befindet: Die Lampe ist in einem Glas; das Glas gleich einem funkelnden Stern. Angezündet von einem gesegneten Ölbaum, der weder östlich noch westlich ist, dessen Öl beinahe leuchten würde, auch wenn das Feuer es nicht berührte. Licht über Licht. Allah leitet zu Seinem Licht, wen Er will. Und Allah prägt Gleichnisse für die Menschen, und Allah kennt alle Dinge.

Erläuterung:
24:35 – Hier lesen wir die Worte des bekannten “Lichtverses” in dieser Sura, über den die Gelehrten seit Jahrhunderten viel geschrieben und erklärt haben. Eine endgültige befriedigende Erläuterung ist dennoch nicht erreicht, da man immer wieder vor der Definition des Lichtes mit vielen offenen Fragen steht. Denn wir wissen seit der Schulzeit, dass das physikalische Licht eine Geschwindigkeit von 299.792,2 km/h hat und stellt nur eine Reflektion einer Lichtquelle dar, von der es abhängig bleibt; d.h. wenn die Lichtspendende Quelle verschwindet, so verschwindet auch die Helligkeit mit ihr. Nach den Worten dieses Verses ist Allāh (t) das wahre Licht, das nie verschwindet. Wir kommen noch einen Schritt weiter zum Begriff Licht, wenn wir von der Definition des Qur’ān ausgehen, dass “Licht” für Wissen und “Finsternis” für Unwissenheit identisch sind. (vgl. 2:257, 14:1; 33:43). In diesem Vers spielt das Wort “gleich” insofern eine Rolle, dass Allāh (t) hier nur mittels einer Parabel zu definieren ist; denn nichts ist Ihm gleich (vgl. 42:11), und deswegen kann auch nichts mit Ihm verglichen werden (vgl. Sura 112:4). Die Parabel von Seinem Licht soll deshalb auch nicht Seine Realität ausdrücken, die jedem erschaffenen Wesen unvorstellbar und nicht in menschlicher Sprache auszudrücken ist. Die drei Komponente in dieser Parabel drehen sich um Dinge, die für die Menschen in jener Zeit der Offenbarung verständlich sind: Nische, Lampe und Glas. Die Nische ist gewöhnlich eine Vertiefung in einer Wand. Hier handelt es sich um eine andere Art von Nischen, die einer Durchreiche in einer Trennwand ähnlich ist, in der die Öllampe gestellt wird, damit zwei Räumlichkeiten mit einer einzigen Lichtquelle beleuchtet werden können. Wenn man sich in einem Raum befindet, so sieht er das Licht von einer Seite kommend, was nicht der Fall ist, wenn er in dem anderen Raum steht. Also “weder östlich noch westlich”. Das Glas ist das reflektierende Medium, durch das das Licht vervielfacht und verstärkt durchdrängt und strahlt wie ein funkelnder Stern. Man darf damit nicht rechnen, dass die gemeinte Lampe in diesem Vers irgendwann ausgeht, weil ihr Öl verbraucht ist. Nein! Denn hier geht es um eine andere besondere Quelle, die nie versiegt: Es handelt sich um einen gesegneten Ölbaum, von dem sie gespeist wird. Über die ewige Dauer der Ölquelle hinaus ist ihr Öl so rein, dass es vor lauter Reinheit beinahe von selbst leuchten würde – “auch wenn das Feuer es nicht berührte”. Also Licht über Licht in Hülle und Fülle und in aller Ewigkeit (vgl. unten 24:39-40). Die Örtlichkeit des Ölbaums ist mit dem Ausdruck “weder östlich noch westlich” aufgehoben wie die Aufhebung der Örtlichkeit des Lichtes aus der Nische zwischen den zwei Räumlichkeiten, weil Allāh Selbst, Der hier das Licht der Himmel und der Erde ist, keine Örtlichkeit hat.

Arabischer Originaltext:
۞ٱللَّهُ نُورُ ٱلسَّمَٰوَٰتِ وَٱلۡأَرۡضِۚ مَثَلُ نُورِهِۦ كَمِشۡكَوٰةٖ فِيهَا مِصۡبَاحٌۖ ٱلۡمِصۡبَاحُ فِي زُجَاجَةٍۖ ٱلزُّجَاجَةُ كَأَنَّهَا كَوۡكَبٞ دُرِّيّٞ يُوقَدُ مِن شَجَرَةٖ مُّبَٰرَكَةٖ زَيۡتُونَةٖ لَّا شَرۡقِيَّةٖ وَلَا غَرۡبِيَّةٖ يَكَادُ زَيۡتُهَا يُضِيٓءُ وَلَوۡ لَمۡ تَمۡسَسۡهُ نَارٞۚ نُّورٌ عَلَىٰ نُورٖۚ يَهۡدِي ٱللَّهُ لِنُورِهِۦ مَن يَشَآءُۚ وَيَضۡرِبُ ٱللَّهُ ٱلۡأَمۡثَٰلَ لِلنَّاسِۗ وَٱللَّهُ بِكُلِّ شَيۡءٍ عَلِيمٞ


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