Koran, Sure 26, Vers 221

Koranübersetzung:
”Soll ich euch verkünden, auf wen die Satane herniederfahren?

Erläuterung:
26:221-227 – Mit diesem Versblock endet diese wunderbare Sura “Die Dichter”, die nach dem Vers 26:224 genannt ist. Nach der Verneinung des Einflusses der Satane auf den Qur’ān in 26:210-212 erfolgt hier die Angabe über deren wahren Einfluss. Der Prophet (a.s.s.) soll den Menschen diese Botschaft verkünden, die von Dem herabgesandt wurde, Der das Verborgene kennt. Mit den “Lügnern” und “Sündern” sind hier die Zauberer, Wahrsager, Astrologen, Okkultisten, Satanisten u.ä. gemeint, die sich als Kenner des Verborgenen ausgeben oder als Weise, die über Geistermacht verfügen und angeblich das Schicksal der Menschen beeinflussen können. Nach der Aussage unseres Propheten (a.s.s.) nehmen diese Gruppen die von den Ǧinn erlauschte Kenntnis vom verborgenen Wissen und vermischen sie mit hundert Lügen, um diese dann ihren Freunden unter den Menschen mitzuteilen. Erzählen die letzteren diese weiter, so schenken ihnen manche Glauben, aufgrund des wahren, vom Himmel gehörten Wortes. Was die Dichter in diesem Vers angeht, darf nicht falsch verstanden werden. Diesen Begriff muss man zusammen mit den unten in Vers 26:227 erwähnten Ausnahmen lesen, die auch in diesem Vers mit den Worten erwähnt werden: ”Außer denen, die glauben und gute Werke verrichten und Allāhs des Öfteren gedenken …“ . Poesie und andere Künste sind nicht an sich böse, sondern können im Gegenteil im Dienste der Religion und der Rechtschaffenheit genutzt werden. Es besteht jedoch auch die Gefahr, dass die Macht des Wortes in der Reimung für niedrige Zwecke missbraucht würde. Dies ist auch eine Antwort darauf, dass die heidnischen Araber den Qur’ān als ein Produkt der poetischen Phantasie des Propheten Muḥammad (a.s.s.) betrachteten (vgl. 36:69). Die Dichter sorgten im alten Arabien nicht nur für Unterhaltung, sondern verbreiteten auch Nachrichten und schließlich auch Gerüchte. Sie waren in jeder Hinsicht das, was wir heute als “Medien” bezeichnen würden. Die Makkaner verwarfen in ihrer Unschlüssigkeit den Qur’ān als Dichtung und den Propheten nannten sie einen Dichter. Deshalb wollte ihnen der Qur’ān hier aufzeigen, dass der Weg des Qur’ān und des Propheten auf der einen, und der der Dichter auf der anderen Seite grundverschieden sind. Während der Qur’ān ein Ziel verfolgt und einen geraden Weg dazu nimmt, ohne sich von wechselnden Wünschen und Launen beeinflussen zu lassen, ist bei den Dichtern genau das Gegenteil der Fall. Sie sind die Gefangenen ihrer wankelmütigen Gefühle und Launen. Der Prophet (a.s.s.) selber konnte nie genug von der Poesie eines Mannes namens Umaiyya bekommen. Unter den lobenswerten Dichtern zur Zeit des Propheten (a.s.s.) sind besonders Ḥassān und Labīd zu nennen; letzterer war schon in vorislamischer Zeit berühmt. Gläubige und rechtschaffene Dichter fallen nämlich nicht mit in die Kategorie der im Vers 26:224 genannten. Denn diese sind gläubig geworden und ihre Herzen sind eng mit ihrer Überzeugung verbunden. Ihre Beschäftigung mit der Poesie hinderte sie nicht daran, Allāh zu preisen und Seinen Propheten zu rühmen. (ÜB) (vgl. 36:69 und die Anmerkung dazu).

Arabischer Originaltext:
هَلۡ أُنَبِّئُكُمۡ عَلَىٰ مَن تَنَزَّلُ ٱلشَّيَٰطِينُ


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