Koran, Sure 26, Vers 075

Koranübersetzung:
Er sagte: ”Seht ihr denn nicht, was ihr da angebetet habt

Erläuterung:
26:69-77 – Nach der Geschichte von Moses und den Kindern Israels (vgl. oben 26:60-68) erfolgt nun eine Berichterstattung über Abraham (a.s.) und sein Volk, die chronologisch weit zurück liegt als die Geschichte der Kinder Israels. (Der Prophet Abraham wurde im Jahre 2160 v.Ztw. geboren und starb 1985 v.Ztw.). Für die Banū Quraiš in Makka ist die Geschichte von Moses von großer Bedeutung in Bezug auf die Allmacht Allāhs (vgl. die Anmerkung zu 26:60-68). Hier in diesem Versblock hat die Geschichte von Abraham (a.s.) eine besondere Beziehung zu den Makkanern, in deren Ortschaft er mit seinem Sohn Ismael die Al-Ka‘ba, das Haus Allāhs, gebaut haben, das als Wahrzeichen der Reinheit des Glaubens vor ihren Augen steht. In dieser qur’ānischen Geschichte Abrahams erfahren die Makkaner von seinem Kampf gegen die Götzendiener, während sie selbst dreihundertsechzig Götzenfiguren in dem Haus des Einzigen Gottes verehren. Dieser Zustand ist ohne jeden Zweifel beschämend – nicht nur für die Makkaner, die in der Gnade Allāhs nach Sura 106 leben, sondern auch für Juden und Christen, die in deren Umgebung und in Yaṯrib (später: Al- Madīna) lebten. Und deswegen weist der Qur’ān an verschiedenen Stellen daraufhin, dass der Islam nichts anderes als die Religion Abrahams ist, der weder ein Götzendiener, noch Jude, noch Christ war; denn diese beiden letzten Religionen entstanden erst Jahrhunderte nach seiner Zeit. Dieses historische Argument konnte weder von den Götzendienern noch durch Juden oder Christen widerlegt werden; denn die Götzendiener selbst mussten zugeben, dass der Götzendienst in Arabien erst Jahrhunderte nach Abraham (a.s.) entstanden ist, und ähnlich geht es Juden und Christen mit ihren Religionsformen. Die makkanischen Banū Quraiš schämten sich nicht mit denselben Worten zu argumentieren wie das Volk Abrahams in diesem Versblock damals argumentierte, und zwar mit dem Brauch der Vorväter. Auf diese Weise lehrt der Qur’ān, dass es, wenn es um den Glauben geht, keine Höflichkeitsbezeugungen geben darf, auch nicht gegenüber Vätern und Vorvätern. (vgl. 2:258-260; 6:75-83; 19:41-50, 81-82; 21:51-70; 26:78-82; 37:83-113;60:4-5 und die Anmerkung dazu).

Arabischer Originaltext:
قَالَ أَفَرَءَيۡتُم مَّا كُنتُمۡ تَعۡبُدُونَ


Koranaudio