Koran, Sure 33, Vers 04

Koranübersetzung:
Allah hat keinem Manne zwei Herzen in seinem Inneren gegeben, noch hat Er jene unter euren Frauen, von denen ihr euch scheidet mit der Formel, sie seien euch verwehrt wie der Rücken eurer Mütter, zu euren Müttern gemacht, noch hat Er eure angenommenen Söhne zu euren Söhnen gemacht. Das ist Gerede aus euren Mündern; Allah aber spricht die Wahrheit, und Er zeigt den Weg.

Erläuterung:
33:4-5 – Das Herz im qur’ānischen Sprachstil ist nicht nur das Organ, das die Medizin “Pumpe” nennt. Es ist vielmehr ein Ort des Persönlichen im menschlichen Körper. Deshalb betont der Qur’ān die Tatsache, dass der menschliche Körper nicht zwei Persönlichkeiten in seinem Innern beherbergt. Dies ist die Schöpfung Allāhs, und zu ihr gehört auch, dass dieselbe Ehefrau nicht gleichzeitig als Mutter und auch nicht ein Sohn einmal als angenommener und dann als leiblicher Sohn erklärt werden. Zu dieser Problematik in der vorislamischen Zeit ist noch folgendes zu berichten: Ein Mann pflegte in der heidnischen Zeit zu seiner Frau zu sagen: “Du bist für mich wie der Rücken meiner Mutter.” Damit war sie für ihn verboten wie seine eigene Mutter. Von diesem Zeitpunkt an war eine geschlechtliche Verbindung mit ihr nicht mehr möglich. So blieb sie in der Schwebe; denn sie galt weder als geschieden, so dass sie einen anderen Mann hätte heiraten können, noch war sie seine Frau. Als nun der Islam daran ging, die gesellschaftlichen Beziehungen neu zu ordnen, und die Familie als die erste Einheit der Gesellschaft einstufte, sah er es als vorrangig an, diese Erniedrigung der Frau zu beenden: Die Mutter ist die Mutter und die Ehefrau ist die Ehefrau und die Natur dieser Beziehung kann niemals durch ein Wort umgewandelt werden. Wenn ein Mann einen anderen als “seinen Sohn” bezeichnet, kann dies Komplikationen mit natürlichen und normalen Beziehungen schaffen, wenn es zu wörtlich verstanden wird. Hier wird darauf hingewiesen, dass es eine menschliche Redeweise ist und nicht zu wörtlich verstanden werden sollte. Die Wahrheit ist die Wahrheit und kann nicht dadurch verändert werden, dass Menschen “Söhne” adoptieren. Die Frauen leiblicher Söhne befinden sich für einen Mann innerhalb der für die Ehe verbotenen Verwandtschaftsgrade (vgl. 4:23), nicht jedoch die Frauen seiner Adoptivsöhne. Die eherechtlichen Einschränkungen beziehen sich auf leibliche Söhne – analog dazu auch auf leibliche Töchter – aber nicht auf Adoptivkinder. Die Gelehrten sind sich darüber einig, dass dieser Vers sich auf Zaid Ibn Ḥāriṯa bezieht, der, wie Ibn ‘Umar erzählte, nicht Zaid Ibn Ḥāriṯa, sondern Zaid Ibn Muḥammad genannt wurde, bis der Vers 5:33 herabgesandt wurde. Zaid wurde mit anderen zusammen in Syrien bei einer kriegerischen Auseinandersetzung von einem Mann namens Tuhāma gefangen genommen. In Makka angekommen, verkaufte dieser ihn an einen Neffen Ḫadīǧas, der ihn Ḫadīǧa schenkte, und sie gab ihn wiederum an ihren Mann Muḥammad weiter. Der Prophet ließ ihn frei und adoptierte ihn. So blieb Zaid eine Weile bei ihm, bis sein Vater und sein Onkel ihn aufsuchten, die ihn loskaufen wollten. Der Prophet sagte zu ihnen – und dies war noch vor seiner Sendung: ”Lasst ihn wählen! Sollte er sich für euch entscheiden, so gehört er euch ohne Lösegeld.“ Zaid jedoch zog es vor, beim Propheten zu bleiben, statt zu seinem Volk zurückzukehren. Daraufhin verkündete der Prophet feierlich: ”O ihr Banū Quraiš! Seid meine Zeugen, dass er (Zaid) mein Sohn ist, den ich beerbe und der mich beerbt.“ Dies stellte Zaids Vater und seinen Onkel zufrieden und sie traten die Rückreise an. Die erste in diesem Zusammenhang durchgeführte Reform bestand darin, dass Zaid, der Adoptivsohn des Propheten, nach seinem leiblichen Vater Zaid Ibn Ḥāriṯa genannt wurde und nicht mehr Zaid Ibn Muḥammad. Gleichzeitig wurde mit diesem Vers die Hochstapelei abgeschafft, einen anderen Mann als Vater anzugeben als den eigenen Vater. (ÜB) (vgl. 9:9-11 und die Anmerkung dazu).

Arabischer Originaltext:
مَّا جَعَلَ ٱللَّهُ لِرَجُلٖ مِّن قَلۡبَيۡنِ فِي جَوۡفِهِۦۚ وَمَا جَعَلَ أَزۡوَٰجَكُمُ ٱلَّٰٓـِٔي تُظَٰهِرُونَ مِنۡهُنَّ أُمَّهَٰتِكُمۡۚ وَمَا جَعَلَ أَدۡعِيَآءَكُمۡ أَبۡنَآءَكُمۡۚ ذَٰلِكُمۡ قَوۡلُكُم بِأَفۡوَٰهِكُمۡۖ وَٱللَّهُ يَقُولُ ٱلۡحَقَّ وَهُوَ يَهۡدِي ٱلسَّبِيلَ


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