Koran, Sure 4, Vers 065

Koranübersetzung:
Doch nein, bei deinem Herrn; sie sind nicht eher Gläubige, bis sie dich zum Richter über alles machen, was zwischen ihnen strittig ist, und dann in ihren Herzen keine Bedenken gegen deine Entscheidung finden und sich voller Ergebung fügen.

Erläuterung:
4:65 – Dieser Vers wurde in einem ganz bestimmten Zusammenhang offenbart. Zur Zeit des Propheten (a.s.s.) hatten ein Jude und ein Heuchler Streit miteinander. Der Fall wurde schließlich dem Propheten zur Entscheidung vorgetragen, der die Sache zugunsten des Juden entschied. Daraufhin trat der Heuchler zusammen mit dem Juden an einen Gefährten des Propheten (a.s.s.) heran und meinte, dass er mit dem Urteil des Propheten nicht zufrieden sei. Deshalb ersuche er nun den Gefährten, den Fall zu entscheiden. Als der Gefährte des Propheten das hörte, sagte er, dass für den Fall, dass eine Person sich Muslim nennt und trotzdem nicht die Entscheidung des Propheten akzeptiert, die Sache mit dem Schwert entschieden wird. Nachdem er das gesagt hatte, erschlug er den Heuchler mit seinem Schwert. Die Angehörigen des Erschlagenen berichteten dem Propheten (a.s.s.) von dem Vorfall, woraufhin aus diesem Anlass der Vers offenbart wurde. Mit diesem Vers ist deutlich gemacht worden, dass es, um ein wirklicher Muslim zu werden, nicht ausreicht, strittige Fälle dem Propheten (a.s.s.) zur Entscheidung vorzulegen oder sie mit Hilfe der Gesetzgebung des Propheten lösen zu lassen. Es ist darüber hinaus erforderlich, dass man, nachdem eine Entscheidung getroffen worden ist, vollkommen mit ihr zufrieden ist. Zwar ist es erforderlich, dass man ein Gefühl von Unzufriedenheit im Herzen hat, wenn die Entscheidung unvorteilhaft ausgefallen ist; doch sollte man sowohl verstandesmäßig als auch vom Standpunkt der islamischen Grundsätze her keine Einwände gegen sie haben. Die Rechtsgelehrten haben aus diesem Vers gefolgert, dass man sich selbst außerhalb der Grenzen des Islam stellt, wenn man Zweifel gegenüber einer Entscheidung des Propheten (a.s.s.) hat oder es ablehnt, diese zu akzeptieren. Natürlich darf man darüber diskutieren, ob eine Vorschrift wirklich vom Propheten (a.s.s.) selbst gegeben worden ist, und wenn ja, was ihr Sinn und ihre Bedeutung ist. Doch sobald es außer Zweifel steht, dass der Prophet diese Vorschrift wirklich gegeben hat, sollte es keine weitere Fragerei darüber geben. (Nia) Die Entscheidung Allāhs darüber im Qur’ān wurde im 4. Jahr n.H. in Al-Madīna offenbart. (vgl. dazu 4:80).

Arabischer Originaltext:
فَلَا وَرَبِّكَ لَا يُؤۡمِنُونَ حَتَّىٰ يُحَكِّمُوكَ فِيمَا شَجَرَ بَيۡنَهُمۡ ثُمَّ لَا يَجِدُواْ فِيٓ أَنفُسِهِمۡ حَرَجٗا مِّمَّا قَضَيۡتَ وَيُسَلِّمُواْ تَسۡلِيمٗا


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