Koran, Sure 60, Vers 03

Koranübersetzung:
Weder eure Blutsverwandtschaft noch eure Kinder werden euch nützen. Er wird zwischen euch am Tage der Auferstehung entscheiden. Und Allah sieht alles, was ihr tut.

Erläuterung:
60:1-3 – Allāh (t) ruft damit die Gläubigen zu einer bestimmten Verhaltensweise auf, die ganz verständlich ist. Den Feind zum Beschützer zu nehmen ist keine würdige Sache für diejenigen, die an Allāh glauben und unter Seinem Schutz stehen. Aus der Sunna des Propheten (a.s.s.) haben wir gelernt, dass wir Muslime das lieben, was Allāh und Sein Prophet lieben und dass wir das hassen, was Allāh und Sein Prophet hassen. Allāh (t) liebt Seine Feinde nicht, und so dürfen wir sie nicht lieben und darüber hinaus nicht zu Beschützern nehmen. In der Ḥadīṯ-Sammlung von Al-Buḫāryy (s. Geschichtsteil) wird ein Ereignis aufgeführt, das der direkte Anlass zur Offenbarung dieser Sura sein soll. Dieses Ereignis wird ebenfalls in der Ḥadīṯ-Sammlung von Muslim beschrieben. Dort heißt es: Der Prophet bereitete insgeheim die Eroberung von Makka vor, nachdem die makkanischen Götzendiener das Abkommen von Al-Ḥudaibiyya gebrochen hatten. Nur wenige Gefährten wussten von seiner Absicht, darunter der makkanische Auswanderer und Badr-Kämpfer Ḥāṭib Ibn Abī Balta‘a. Er schrieb einen Brief, in dem er die Absicht des Propheten den Makkanern preisgab, und gab ihn einer makkanischen Frau mit, die in Al-Madīna um Unterstützung nachsuchte. Der Prophet (a.s.s.), der in einem Bittgebet Allāh (t) bat, Er möge seine Absicht den Makkanern nicht bekannt werden lassen, erhielt von Allāh Kunde über diesen Brief. Daraufhin sandte er drei muslimische Reiter hinter der Frau her. Sie holten sie ein an der Stelle, die der Prophet ihnen beschrieben hatte, und verlangten von ihr die Abgabe des Briefes. Als sie erklärte, sie habe keinen Brief mit, drohten ihr die Reiter – vollbewusst über die zuverlässigen Angaben des Propheten (a.s.s.) – an, sie mit eigenen Händen zu entblößen und durchzusuchen. Darauf holte sie den Brief aus einem Versteck unter ihrer Kleidung heraus und gab ihn ihnen ab. Sie brachten ihn dann dem Propheten zurück. Als ‘Umar von diesem Ereignis erfuhr, sagte er zum Propheten: ”Dieser Mann hat einen Verrat begangen, so lass mich ihn töten!“ Der Prophet fragte Ḥāṭib, was ihn dazu bewegt habe, worauf Ḥāṭib antwortete: ”An meinem Glauben an Allāh und Seinen Gesandten hat sich nichts geändert. Ich wollte nur den Makkanern eine Wohltat erweisen und hoffte, dass Allāh sie durch diese Wohltat veranlasst, meine Angehörigen in Makka nicht zu verfolgen. Deine Gefährten haben alle in Makka Verwandte, durch die Allāh die schlimmsten Verfolgungen ihrer muslimischen Angehörigen in Makka abwendet.“ Der Prophet sagte darauf: ”Er hat die Wahrheit gesagt. Ihr sollt nur Gutes sprechen.“ ‘Umar aber sagte wiederholend: ”Er hat Verrat begangen, so lass mich ihn töten!“ Der Prophet erwiderte: ”Du weißt nicht; denn es kann sein, dass Allāh Sich den Gefährten von Badr offenbarte und zu ihnen sprach: Tut was ihr wollt, Ich habe euch eure Sünden vergeben.“ ‘Umar brach in Tränen aus und sagte: ”Allāh und Sein Gesandter wissen es besser.“ Die Gläubigen wurden immer anhand von Ereignissen wirkungsvoll belehrt, wie sie sich richtig verhalten sollten, und wie sie die Gefahren von der muslimischen Gemeinde abwenden konnten. Dies war die Position der muslimischen Gemeinschaft in Al-Madīna nach der Auswanderung und vor der Einnahme Makkas. Über den historischen Rahmen hinaus bezieht sich dies auf die mögliche Verfolgung Gläubiger zu allen Orten und Zeiten. (ÜB) (vgl. dazu 58:22; 70:11-14; 80:34-37).

Arabischer Originaltext:
لَن تَنفَعَكُمۡ أَرۡحَامُكُمۡ وَلَآ أَوۡلَٰدُكُمۡۚ يَوۡمَ ٱلۡقِيَٰمَةِ يَفۡصِلُ بَيۡنَكُمۡۚ وَٱللَّهُ بِمَا تَعۡمَلُونَ بَصِيرٞ


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