Koran, Sure 85, Vers 10

Koranübersetzung:
Diejenigen, die die gläubigen Männer und die gläubigen Frauen heimsuchen und es dann nicht bereuen – für sie ist die Strafe der Dschahannam, und für sie ist die Strafe des Brennens .

Erläuterung:
85:4-10 – Im 4. Jahrhundert ging vom römischen Byzanz eine starke missionarische Bewegung aus, die auch Südarabien erfasste. Kaiser Konstantin II. sandte Bischof Theophilos mit Geschenken zum Hofe des Ḥimyariten-Königs nach Safar. Dieser trat später zum Christentum über und gestattete den Bau einer christlichen Kirche in seiner Hauptstadt. In den nachfolgenden Jahren nahmen weite Teile der Bevölkerung Südarabiens den neuen Glauben an. Die christlichen Gemeinden errichteten in mehreren Siedlungen Kirchen, darunter in Aden, Moka, Ma’rib und im Ḥaḍramaut. Um 400 trat jedoch der mächtige himyaritische Herrscher Abūkarib Asad vom Christentum zum Judentum über, dem auch seine Nachfolger angehörten. Daraus ergaben sich in der Folgezeit ständige, nicht überbrückbare Spannungen zwischen Christen und Juden. Der 517 auf den Thron gelangte jüdische Ḥimyariten-König unterdrückte und verfolgte die Christen. Er griff sie in ihrem Zentrum Safar an und zerstörte die Kirche. Ähnlich erging es den Gemeinden im Hafen Muza und in anderen Siedlungen. Schließlich zog König Yūsuf Ḏu Nuwāz auch nach Naǧrān, einem Zentrum des Christentums im Süden Arabiens und vernichtete auf grausame Weise die unter Führung eines Bischofs namens Arethas stehende Gemeinde, die aus 20.000 Christen bestand. Die Christen Südarabiens ersuchten Äthiopier und Römer um Hilfe. Daraufhin entsandte der in Aksum in Äthiopien residierende christliche König Ella Ashaba 523 mit Billigung von Byzanz ein 70.000 Mann starkes Expeditionsheer nach Südarabien. Dieses griff die Ḥimyariten in der Tihāma an, verfolgte die Fliehenden und schlug sie in den Bergen vernichtend. Yūsuf Ḏu Nuwāz, der letzte jüdische König der Ḥimyariten, fiel. Damit endete die Herrschaft der Ḥimyariten in Südarabien. Auf die Bekehrung Naǧrāns durch den syrischen Wanderprediger Faymiyun soll sich auch die Sura 24 des Koran beziehen. In der klassischen Lebensbeschreibung des Propheten Muḥammad durch Ibn Isḥāq (gest. 768), der Sira, findet sich eine Darstellung dieser Bekehrung. Auf die Christenverfolgung in Naǧrān bezieht sich diese Sura. Nach der Überlieferung waren die Leute von Naǧrān so fanatisch, dass sie jeden in der Stadt zwangen, das Christentum anzunehmen. So ist es zu verstehen, dass Yūsuf Ḏu Nuwāz, als er vor Naǧrān anlangte, Arethas und seinen Leuten die Wahl zwischen Judentum und Tod ließ. Als Arethas und die Seinen nicht widerriefen, befahl er, breite Gräben auszuheben. Nachdem diese Gräben mit Holz gefüllt worden waren, mussten die Christen auf das Holz treten, und die Holzstöße wurden angezündet. Das war der Grund dafür, dass man Naǧrān später “Graben” (arab.: Al-Uḫdūd) nannte. (vgl. Wo, S. 636f.) (vgl. 21:68-70; 44:37; 50:14)

Arabischer Originaltext:
إِنَّ ٱلَّذِينَ فَتَنُواْ ٱلۡمُؤۡمِنِينَ وَٱلۡمُؤۡمِنَٰتِ ثُمَّ لَمۡ يَتُوبُواْ فَلَهُمۡ عَذَابُ جَهَنَّمَ وَلَهُمۡ عَذَابُ ٱلۡحَرِيقِ


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