Koran, Sure 9, Vers 118

Koranübersetzung:
Und auch den Dreien , die zurückgeblieben waren, bis die Erde ihnen in ihrer Weite zu eng wurde und ihre Seelen ihnen zugeschnürt wurden, und sie wussten, dass es keine Zuflucht vor Allah gibt, es sei denn zu Ihm. Da kehrte Er Sich ihnen mit Erbarmen zu, auf dass sie sich bekehren würden. Wahrlich, Allah ist der Gnädige, der Barmherzige.

Erläuterung:
9:118-119 – Diese Offenbarung lässt sich besser erklären durch die Geschichte von Ka‘b Ibn Mālik. Zunächst ein Umriss seiner Biographie: Er heißt Abū ‘Abdullāh Ka‘b Ibn Mālik aus dem ḫazraǧitischen Geschlecht Salīma von Al-Madīna. Neben Ḥassān Ibn Ṯābīt war er einer der bedeutendsten Dichter in der Umgebung des Propheten (a.s.s.). Er nahm an mehreren Kämpfen teil und wurde bei Uḥud verwundet. Im Gegensatz zu Ḥassāns Versen zeigen seine Gedichte eine tiefere und echtere Religiosität. Nachdem er dort an den blutigen Kämpfen der Stämme teilgenommen hatte, trat er – schon vor der Hiǧra des Propheten, Allāhs Segen und Heil auf ihm, zum Islam über. Er gehörte zu den Menschen, die über eine ungewöhnliche literarische Begabung und Macht des Wortes verfügten. Im Besonderen war Ka‘b durch seine scharfen Antworten auf satirische Angriffe der Gegner des Propheten Muḥammad, Allāhs Segen und Friede auf ihm, bekannt. Aber als ein hartgeprüfter Mensch machte er – durch die Kraft seines Glaubens und seiner Wahrhaftigkeit – von einer derartigen Begabung keinen Gebrauch, und daher konnte er nichts über sich selbst sagen. Bemerkenswert bei dieser Geschichte ist die Tatsache, dass er – trotz seiner Verwandtschaft mit dem König von Ġassān – sich weder aus der Nähe des Propheten Muḥammad, Allāhs Segen und Friede auf ihm, entfernte, noch Al-Madīna, die Stadt des Propheten, verließ. Der Gemeinschaft der Muslime, die ihn gemieden hatte, wollte er auf keinen Fall eine Absage erteilen. Während er bei der Schlacht von Badr nicht teilgenommen hatte, beteiligte er sich sonst bei den meisten anderen Kämpfen. Bei der Schlacht von Uḥud, bei der er selbst verwundet wurde, leistete er selbstlos dem ebenfalls verwundeten Propheten Beistand. Nach dem Tod des Propheten Muḥammad, Allāhs Segen und Friede auf ihm, bewahrte Ka‘b weiterhin seine Treue zum Islam und zum islamischen Staat, sowohl während der Amtszeit des ersten Kalifen Abū Bakr Aṣ-Ṣiddīq (632-634), als auch während der Amtszeit des zweiten Kalifen ‘Umar Ibn Al-Ḫaṭṭāb (634-644), aber auch des dritten Kalifen ‘Uṯmān Ibn ‘Affān (644-656), für den er sich, zusammen mit Ḥassān und Zaid Ibn Ṯābit, energisch eingesetzt hatte. Nach einem sehr bewegten Leben und den historischen Ereignissen starb Ka‘b im Jahre 53 n.H. (673 n.Chr.), nachdem er erblindete, um endlich seine ewige Ruhe bei Allāh zu finden. Sein Leben und vor allem seine Prüfung bedeuten für uns Muslime eine Schulung im ehrlichen und liebevollen Verhalten gegenüber unserem Schöpfer und Seinem Gesandten. Seine Gedichte haben bis heute noch einen sehr hohen Wert; von ihrem sehr edlen Klang in Bezug auf die Begeisterung für den Islam haben sie nicht im Geringsten etwas verloren. Ka‘b Ibn Mālik erzählte selbst seine eigene Geschichte so: ”Ich war in keiner Schlacht abwesend, an der der Gesandte Allāhs, Allāhs Segen und Friede auf ihm, teilnahm, außer in der Schlacht von Tabūk. Ich hatte zwar an der Schlacht von Badr nicht teilgenommen, damals aber wurde keinem, der nicht teilnahm, ein Vorwurf gemacht. Es ging damals darum, dass der Gesandte Allāhs, Allāhs Segen und Friede auf ihm, auszog, um die Kamelkarawane der Banū Quraiš anzugreifen. Doch Allāh bestimmte den Zusammenstoß mit dem Feind, ohne einen vorherigen Termin. Mit dem Gesandten Allāhs, Allāhs Segen und Friede auf ihm, war ich auch in der Nacht von Al-‘Aqaba dabei, als wir den Treueschwur für den Islam geleistet hatten. Dies war ein genauso beliebtes Ereignis wie Badr. Nur Badr blieb im Gedächtnis der Menschen haften. Zuletzt ging es bei mir darum, dass ich niemals so stark und wohlhabend war, wie damals, als ich mich von der Kampftruppe zurückzog und daheimblieb. Ich schwöre bei Allāh, dass sich bei mir niemals vordem zwei Reittiere befanden, es sei denn, ich diese für den Kampf zur Verfügung gestellt hatte. Gewöhnlich verfuhr der Gesandte Allāhs, Allāhs Segen und Friede auf ihm, so, dass, wenn er ein bestimmtes Kampfziel hatte, er dieses immer mit einem anderen Ziel tarnte. Nur für diese letzte Schlacht zog der Gesandte Allāhs, Allāhs Segen und Friede auf ihm, bei einer starken Hitzewelle aus und unternahm eine weite Reise, um ein ruhmreiches Ziel zu erreichen und gegen einen Feind zu kämpfen, der über eine große Zahl von Kriegern verfügte. Deshalb offenbarte der Prophet den Muslimen die Sache, damit sie sich für den Kampf gut vorbereiten konnten. Er teilte ihnen sein Ziel genau mit. Und es waren viele Muslime bei ihm, die ihm Beistand leisteten, ohne dass es unter ihnen Leute gab, die sich um den Verwaltungsapparat kümmerten. Jeder Mann, der vorhatte, sich von der Truppe nach Tabūk zu entfernen, dachte, dass er nicht auffallen würde, es sei denn, eine Nachricht könne von Allāh seinetwegen offenbart werden. Der Gesandte Allāhs, Allāhs Segen und Friede auf ihm, rückte für diese Schlacht, gerade in einer Zeit aus, in der die Ernte und die schattenspendenden Bäume sehr gediehen. Der Gesandte Allāhs, Allāhs Segen und Friede auf ihm, und mit ihm die Muslime, rüsteten sich aus, und ich nahm mir vor, mich auch auszurüsten, um mit ihnen auszuziehen. Ich kehrte aber jedes Mal um, ohne etwas unternommen zu haben. Dabei sagte ich zu mir: »Ich weiß, dass ich dazu fähig bin!« Ich hörte nicht auf, mit mir in meiner Entscheidung unschlüssig zu sein, bis die Sache mit den Menschen ernst wurde. Eines Morgens standen der Gesandte Allāhs, Allāhs Segen und Friede auf ihm, und die Menschen mit ihm für den Aufbruch bereit, während ich gar nichts für meinen Aufbruch unternommen hatte. Ich sagte zu mir: »Ich rüste mich aus nach einem Tag oder zwei Tagen und ziehe ihnen nach«. Als sie auszogen, ging ich, um mich auszurüsten. Ich kehrte abermals zurück, ohne dass ich etwas unternommen habe; und auch am darauffolgenden Tag geschah dasselbe, nämlich, dass ich gar nichts unternahm. So verging die Zeit mit mir, bis die Truppe weit entfernt war, und trotzdem lag es mir noch immer sehr am Herzen, mich aufzumachen und ihnen nachzueilen. Hätte ich dies bloß getan! Für mich aber war ein solches Geschick nicht vorherbestimmt! Als ich zu den Menschen auf die Straße ging und die Runde machte – nachdem der Gesandte Allāhs, Allāhs Segen und Friede auf ihm, weggegangen war, betrübte mich die Tatsache sehr, dass ich nur Leute sah, die wegen Heuchelei verachtet wurden, oder solche, die schwach waren, und denen Allāh deshalb vergeben hat. Der Gesandte Allāhs, Allāhs Segen und Friede auf ihm, erwähnte meinen Namen solange nicht, bis er Tabūk erreichte. Er fragte erst, als er mit den Leuten da saß: »Was machte Ka‘b?« Da sagte ein Mann aus dem Stamme der Banū Salama: »O Gesandter Allāhs, ihn haben seine Schönheit und seine schöne Kleidung zurückgehalten!« Da sagte aber Mu‘āḏ Ibn Ǧabal: »Schlimm ist das, was du sagst! Bei Allāh, o Gesandter Allāhs, wir können nur Gutes über ihn berichten!« Der Gesandte Allāhs, Allāhs Segen und Friede auf ihm, schwieg. Als ich von seiner Heimkehr erfuhr, war ich voller Sorgen und fing an, mich an alle Lügensarten zu erinnern. Ich sagte zu mir: »Wie kann ich später sein Missfallen über mich vermeiden?« Dann ließ ich mir von jedem aus meiner Familie, der dazu fähig war, einen Rat geben. Als die Nachricht kam, dass der Gesandte Allāhs, Allāhs Segen und Friede auf ihm, bald ankommen würde, wurde jede Lüge von mir verworfen, da ich wusste, dass ich mit Lügen nicht zum Heil kommen kann. Da entschloss ich mich dann für die Wahrheit. Bald war es soweit, dass der Gesandte Allāhs, Allāhs Segen und Friede auf ihm, nun wieder da war. Er pflegte, wenn er von einer Reise zurückkam, zunächst in die Moschee zu gehen, um dort ein Gebet mit zwei Rak‘a zu verrichten und anschließend mit den Menschen für eine Weile zusammen zu sitzen. Als er dies tat, kamen diejenigen zu ihm, die daheimgeblieben waren, und fingen an, sich bei ihm zu entschuldigen und vor ihm zu schwören. Diese waren etwa mehr als achtzig Männer, und der Gesandte Allāhs, Allāhs Segen und Friede auf ihm, nahm sowohl ihre Entschuldigung als auch ihre Huldigung an – dem Äußeren nach – und bat Allāh für sie um Vergebung, wobei er Allāh ihre geheimsten Gedanken überließ. Nun kam ich zu ihm, und als ich ihn grüßte, lächelte er wie ein Mensch, der nicht zufrieden war, dann sagte er zu mir: »Komm zu mir!« Ich begab mich zu ihm mit langsamen Schritten und setzte mich vor ihn hin. Er sagte zu mir: »Was hielt dich zurück? Hast du nicht einmal ein Gelöbnis dazu abgegeben?« Ich sagte zu ihm: »Gewiss, ich schwöre bei Allāh, dass ich, wenn ich vor einem anderen Menschen von den Leuten dieser Welt gesessen hätte, mich vor seinem Zorn mit irgendeiner Entschuldigung hätte retten können. Ich bin auch ein Mann, dem die Kunst der Sprache und des Diskutierens gegeben wurde. Bei Allāh, ich bin sicher, dass, wenn ich dir heute eine lügenhafte Erzählung machen würde, mit der du bestimmt meinetwegen zufrieden wärst, würde Allāh dich bestimmt gegen mich zornig machen. Wenn ich dir aber die Wahrheit sage, die dich auch gegen mich aufbringt, so rechne ich dabei mit der Vergebung von Allāh. Nein! Bei Allāh, ich hatte keine Entschuldigung dafür vorzubringen. Bei Allāh, ich war nie so gesund und so reich, wie bei diesem Mal, als ich daheimblieb.« Der Gesandte Allāhs, Allāhs Segen und Friede auf ihm, sagte: »Was diesen Mann angeht, so hat er die Wahrheit gesagt. Steh also auf und geh, bis Allāh über dich eine Entscheidung spricht.« Ich stand dann auf und ging. Einige Männer aus dem Stamm Banū Salama kamen mir erregt nach und sagten zu mir: »Bei Allāh, wir wissen, dass du dir niemals zuvor etwas hast zuschulden kommen lassen. Bist du unfähig, dich beim Gesandten Allāhs so zu entschuldigen, wie sich die anderen Daheimgebliebenen entschuldigt haben? Das Bittgebet des Gesandten Allāhs, Allāhs Segen und Friede auf ihm, hätte genügt, um deine Sünden zu vergeben!« Sie hörten nicht damit auf, mich dafür zu tadeln, bis ich nahe daran war, zurückzukehren und meine Aussage mit einer Lüge zu widerrufen. Dann fragte ich sie aber: »Gibt es noch jemanden, dem dasselbe passiert ist wie mir?« Sie sagten: »Ja! Es sind noch zwei Männer, die dieselbe Aussage machten wie du, und ihnen wurde dasselbe gesagt, wie dir.« Ich fragte: »Wer sind diese zwei?« Die Leute nannten mir Murāra Ibn Ar-Rabī‘ Al-‘Amryy und Hilāl Ibn Umayya Al-Wāqifyy. Sie nannten mir also zwei Männer, die sich an der Schlacht von Badr beteiligt hatten, und als Vorbilder in der Gemeinde galten. Als ich dies hörte, verließ ich die Leute; und der Gesandte Allāhs, Allāhs Segen und Friede auf ihm, verbot allen Muslimen, mit uns Dreien von denen, die daheimgeblieben waren, zu reden. Die Menschen vermieden also uns und änderten ihre Beziehung uns gegenüber grundlegend so, als ob mich die ganze Erde verleugnet hätte. Das war nicht dieselbe Erde, die ich kannte. Nach diesem Ereignis vergingen fünfzig Nächte. Was meine beiden Gefährten anging, so blieben sie still in ihren Wohnungen und weinten. Was mich anging, so war ich unter den dreien der jüngste und der standhafteste. Ich pflegte hinauszugehen und mit den Muslimen wie üblich zu beten. Ich lief auf den Märkten herum, ohne dass jemand mit mir ein einziges Wort gewechselt hätte. Ich kam aber auch zum Gesandten Allāhs, Allāhs Segen und Friede auf ihm, als er nach dem Gebet mit den Leuten da saß, und grüßte ihn. Ich fragte mich selbst, ob er seine Lippen zur Erwiderung des Grußes überhaupt bewegt hatte oder nicht! Dann suchte ich manchmal einen Gebetsplatz in seiner Nähe und wechselte mit ihm die Blicke: Wenn ich mich zum Gebet begab, blickte er in meine Richtung. Und wenn ich in seine Richtung blickte, wandte er sein Gesicht ab. Diese ablehnende Haltung der Menschen mir gegenüber trieb mich dazu, dass ich umherlief, bis ich an die Mauer des Obstgartens von Abū Qatāda kam. Da kletterte ich auf die Mauer hinauf. Abū Qatāda ist übrigens mein Neffe und der liebste Mensch mir gegenüber. Ich grüßte ihn und bei Allāh, er erwiderte den Gruß nicht. Ich sagte zu ihm: »Du, Abū Qatāda! Ich flehe dich an bei Allāh! Willst du mir nicht sagen, wie ich Allāh und Seinen Gesandten lieben soll?« Er aber schwieg. Ich kam abermals zu ihm und wiederholte meine Bitte, aber er schwieg. Ich kam nochmals zu ihm und wiederholte meine Bitte, und er erwiderte: »Allāh und Sein Gesandter wissen es am besten!« Da liefen mir die Tränen aus meinen Augen. Ich wandte mich ab und kletterte wieder die Mauer hinab. Während eines Spaziergangs auf dem Markt, sah ich einen nabatäischen Händler aus Syrien, der mit Lebensmitteln kam, um diese in Al-Madīna zu verkaufen. Dieser Mann stellte den Leuten die Frage, ob ihn jemand zu (mir) Ka‘b Ibn Mālik führen könnte. Die Leute zeigten mich ihm. Als er zu mir kam, gab er mir einen Brief des Königs von Ġassān, der folgendes enthielt: »Sodann, mir wurde berichtet, dass sich dein Gefährte (der Prophet) von dir abwandte. Allāh hat dich nicht unbedingt darauf angewiesen gemacht, in einem Gebiet zu leben, indem du dich gedemütigt fühlst oder als wertloser Mensch lebst. So komm zu uns; denn wir sind imstande, dich zu trösten!« Ich sagte zu mir, als ich diesen Brief las: »Das ist noch eine weitere Prüfung!« Ich ging mit dem Brief zum Ofen und verbrannte ihn darin. Als vierzig Nächte von den insgesamt fünfzig Nächten vergangen waren, kam ein Bote des Gesandten Allāhs, Allāhs Segen und Friede auf ihm, zu mir und sagte: »Der Gesandte Allāhs, Allāhs Segen und Friede auf ihm, befiehlt dir, dass du dich deiner Frau nicht näherst.« Ich fragte: »Soll ich sie verstoßen, oder wie soll ich mich verhalten?« Der Bote sagte: »Nein! Nur bleib von ihr fern und berühre sie nicht!« Meinen anderen Gefährten wurde der gleiche Befehl erteilt. Ich wies meine Frau an: »Geh zu deiner Familie und bleib solange dort, bis Allāh eine Entscheidung über diese meine Sache gibt.« Die Frau von Hilāl Ibn Umayya kam aber zum Gesandten Allāhs, Allāhs Segen und Friede auf ihm, und sagte: »O Gesandter Allāhs, Hilāl Ibn Umayya ist doch ein alter und schwächlicher Mann, der keinen Pfleger hat. Wärst du nicht damit einverstanden, dass ich ihn weiterpflege?« Der Prophet sagte: »Nein! Nur unter der Bedingung, dass er dich nicht berührt.« Sie entgegnete: »Er hat bei Allāh zu nichts ein Verlangen. Bei Allāh, bis heute hörte er nicht auf zu weinen, seit dem Vorfall, der mit ihm damals geschah.« Darauf sagten einige Leute aus meiner Familie zu mir: »Wenn du den Gesandten Allāhs wegen deiner Frau um Erlaubnis bitten würdest, würde er ihr vielleicht auch erlauben, dich zu pflegen, so wie er der Frau von Hilāl Ibn Umayya erlaubt hat, ihn zu pflegen?« Ich sagte zu den Leuten: »Bei Allāh, ich werde den Gesandten Allāhs, Allāhs Segen und Friede auf ihm, nicht um eine solche Erlaubnis bitten. Und wie kann ich im Voraus wissen, was der Gesandte Allāhs, Allāhs Segen und Friede auf ihm, dazu sagen wird, wenn ich ihn um eine Erlaubnis wegen meiner Frau bitte, wo ich doch ein junger Mann bin!« Danach vergingen noch zehn Nächte, bis die Gesamtzahl der fünfzig Nächte erreicht war, seit dem Tag, an dem der Gesandte Allāhs, Allāhs Segen und Friede auf ihm, den Leuten verbot, sich mit uns zu unterhalten. Als ich gerade das Morgengebet der fünfzigsten Nacht beendet hatte, und zu diesem Zeitpunkt auf dem Dach meines Hauses saß, befand ich mich in einem Zustand, wie ihn Allāh erwähnte: meine Seele war wie zugeschnürt, und die Erde wurde mir trotz ihrer Weite zu eng; da hörte ich plötzlich die Stimme eines Rufers, der zu der Anhöhe des Berges von Sal‘ gelangt war, und mit seiner lautesten Stimme rief: »Du, Ka‘b Ibn Mālik! Freue dich über eine gute Botschaft für dich!« Ich warf mich sofort nieder und wusste, dass für mich eine Erlösung kam. Diese Nachricht kam, als der Gesandte Allāhs, Allāhs Segen und Friede auf ihm, während des Morgengebets, bekannt gab, dass Allāh unsere Reue annahm. Da gingen die Leute hinaus, um uns zu beglückwünschen. Auch zu meinen beiden Gefährten gingen einige mit der freudigen Nachricht, und zu mir kam ein Mann geritten, während ein anderer Bote sich bemühte, zur Berghöhe zu gelangen, um die Nachricht zu verkünden. Die Stimme des Mannes war schneller als das Reittier. Als derjenige zu mir kam, dessen Stimme mit der frohen Botschaft ich hörte, zog ich für ihn mein Kleid aus und kleidete ihn damit aus Dankbarkeit für seine gute Nachricht. Bei Allāh, ich hatte an jenem Tag kein anderes Kleidungsstück gehabt als dieses. Anschließend lieh ich mir zwei Kleidungsstücke, zog sie an und ging in aller Eile zum Gesandten Allāhs, Allāhs Segen und Friede auf ihm. Unterwegs empfingen mich die Leute scharenweise. Einer nach dem anderen beglückwünschten sie mich für die Annahme meiner Reue, indem sie sagten: »Wir gratulieren, dass Allāh deine Reue annahm!« Nun ging ich in die Moschee und sah, dass der Gesandte Allāhs, Allāhs Segen und Friede auf ihm, dort saß, und um ihn herum saßen die Leute. In diesem Augenblick stand Ṭalḥa Ibn ‘Ubaid auf und eilte zu mir, schüttelte mir die Hand und gratulierte mir. Bei Allāh, es stand kein anderer unter den Männern der Al-Muhāǧirūn außer ihm auf; und ich werde Ṭalḥa dies nie vergessen! Als ich den Gesandten Allāhs, Allāhs Segen und Friede auf ihm, grüßte, sagte der Gesandte Allāhs mit einem vor Freude strahlenden Gesicht zu mir: »Freue dich über das Gute eines Tages, der dir widerfährt, seit dich deine Mutter zur Welt brachte!« Ich fragte ihn: »Ist es von dir, o Gesandter Allāhs, oder ist es von Allāh?« Er sagte: »Es ist doch von Allāh!« Das Gesicht des Gesandten Allāhs, Allāhs Segen und Friede auf ihm, strahlte gewöhnlich wie das Licht eines Mondes, wenn er über etwas erfreut war, und dies war uns bekannt. Als ich vor ihm saß, sagte ich zu ihm: »Aus Reue will ich mein ganzes Vermögen als Spende an Allāh und Seinen Gesandten abgeben!« Der Gesandte Allāhs, Allāhs Segen und Friede auf ihm, sagte: »Behalte etwas von deinem Vermögen zurück; denn dies ist besser für dich.« Ich sagte: »In diesem Fall behalte ich nur meinen Vermögensanteil von Ḫaibar. O Gesandter Allāhs! Wenn Allāh mich gerettet hat, so hat Er dies wegen der Wahrhaftigkeit getan. Zu meiner Reumütigkeit gehört wahrlich, dass ich mein Leben lang nichts anderes sagen werde als die Wahrheit.« Bei Allāh! Ich kenne keinen unter den Muslimen, der – seitdem ich meine Aussage vor dem Gesandten Allāhs, Allāhs Segen und Friede auf ihm, gemacht habe – bezüglich der Wahrhaftigkeit in seiner Aussage besser geprüft worden wäre als ich. Ich habe – seitdem ich meine Aussage vor dem Gesandten Allāhs, Allāhs Segen und Friede auf ihm, gemacht habe – nie zu lügen beabsichtigt; und ich hoffe, dass Allāh mich vor dem Lügen bewahrt, solange ich lebe. Zur Annahme meiner Reue offenbarte Allāh Seinem Gesandten, Allāhs Segen und Friede auf ihm, diese Qur’ān-Verse aus der Sura At- Tauba (9:117ff.). (vgl. ferner 9:43).

Arabischer Originaltext:
وَعَلَى ٱلثَّلَٰثَةِ ٱلَّذِينَ خُلِّفُواْ حَتَّىٰٓ إِذَا ضَاقَتۡ عَلَيۡهِمُ ٱلۡأَرۡضُ بِمَا رَحُبَتۡ وَضَاقَتۡ عَلَيۡهِمۡ أَنفُسُهُمۡ وَظَنُّوٓاْ أَن لَّا مَلۡجَأَ مِنَ ٱللَّهِ إِلَّآ إِلَيۡهِ ثُمَّ تَابَ عَلَيۡهِمۡ لِيَتُوبُوٓاْۚ إِنَّ ٱللَّهَ هُوَ ٱلتَّوَّابُ ٱلرَّحِيمُ


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