Koran, Sure 93, Vers 06

Koranübersetzung:
Hat Er dich nicht als Waise gefunden und aufgenommen

Erläuterung:
93:6-8 Hier zählt Allāh (t) vor Seinem Propheten die Gnaden und Wohltaten auf, die Er ihm gewährt hat, und erinnert ihn daran, dass Er es ist, Der seit Beginn seines Wachstums nichts fehlen ließ. Allāh (t) will ihn damit auf das vorbereiten, was Er für später mit ihm vorhat. Muḥammad (a.s.s.) soll aus den vorangehenden Gnadenerweisen ermessen können, was er noch von Allāhs Güte zu erwarten hat, damit er sich auf den besten Ausgang sowie das Zunehmen des Guten und des Ansehens einstellen könnte und nicht kleinmütig und ungeduldig würde. “Hat er dich nicht … gefunden”: Hier ist vom “Finden” im Sinne eines Wissens um die Lage Muḥammads die Rede. Gemeint ist: Warst du nicht ein Waise? Muḥammads Vater starb nämlich, als Muḥammad ein Embryo von sechs Monaten war, und seine Mutter starb, als er sechs Jahre alt war. Darauf bestellte Allāh Muḥammads Vaterbruder Abū Ṭālib zum Bürgen über ihn und erweckte in Abū Ṭālib ein Gefühl der Zuneigung für ihn, so dass Abū Ṭālib ihn gut erzog. “Auf dem Irrweg”: Gemeint ist, dass Muḥammad sich damals noch gegenüber dem Wissen um die offenbarten Gesetze und dem, was nur durch Belehrtwerden erkannt werden kann, auf dem Irrweg befand und keine Ahnung davon hatte. So sagt Allāh (t): “Du wusstest damals nicht, was eine Offenbarungsschrift ist.” (42:52). Indessen sagt man auch, dass Muḥammad (a.s.s.) sich in seiner Jugend auf einem Bergpfad bei Makka verirrte und dass Abū Ǧahl ihn zu seinem Großvater ‘Abdulmuṭṭalib zurückbrachte. “Und rechtgeleitet”: und dich mit dem Qur’ān und den offenbarten Gesetzen bekannt gemacht. Oder: und dafür Sorge getragen, dass du deinem Großvater und deinem Onkel väterlicherseits nicht länger durch Verirrung entzogen warst. Wenn man behauptet, dass Muḥammad vierzig Jahre hindurch genauso lebte wie seine Stammesgenossen, und wenn man das in dem Sinne meint, dass er genau wie sie der Wissenschaften ermangelte, die man nur durch Belehrtwerden gewinnen kann, so ist das gut. Wenn man es aber in dem Sinne meint, dass er nach der Religion und dem Unglauben seiner Stammesgenossen lebte, dann Allāh behüte! Denn die Propheten müssen vor und nach dem Eintritt ihres Prophetentums vor schändlichen Sünden schwerer und leichterer Art bewahrt (ma‘ṣūm) bleiben, und wie steht es da wohl mit dem Unglauben und der Unkenntnis des Schöpfers? Die Antwort darauf gibt das Wort: “Und wir dürfen Allāh keine Teilhaber beigesellen.” (12:38). In den Augen der Ungläubigen wäre es für den Propheten (a.s.s.) ein hinreichender Mangel gewesen, wenn er vor dem Eintritt des Prophetentums im Unglauben gelebt hätte. “Und reich gemacht”: und dich entweder durch das Vermögen deiner Gattin Ḫadīǧa oder durch die Beute, die Allāh dir zukommen ließ, reich gemacht. Im letzten Sinne hat der Prophet gesagt: ”Mein Unterhalt ist unter den Schatten meiner Lanze gestellt.“ Indessen sagt man auch, es sei gemeint: Allāh hat dir Zufriedenheit verliehen und dein Herz reich gemacht. (Zam, Gät) (vgl. dazu 6:94; 19:95).

Arabischer Originaltext:
أَلَمۡ يَجِدۡكَ يَتِيمٗا فَ‍َٔاوَىٰ


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