Quraiza

einer der drei jüdischen Stämme in Al-Madina.

Die Banu Quraiza besaßen wie die Banu An-Nadir große Palmgärten und waren wie sie mit den arabischen Al-Aus verbündet.

Der endgültige Bruch mit Muhammad (s.) erfolgte, als sie sich im Grabenkrieg überreden ließen, die Partei der Quraisch zu ergreifen und damit gegen die Gemeindeverfassung von Al-Madina verstießen. Bei der anschließenden Belagerung durch den Propheten (s.) versuchten sie, Al-Madina unter den gleichen Bedingungen wie die Banu An-Nadir verlassen zu dürfen.

Als sie sich aber schließlich bedingungslos ergaben und wohl auf die Vermittlung ihrer alten Verbündeten, der Al-Aus, hofften, war es ausgerechnet deren Führer Sad Ibn Muath, der das Todesurteil über die Männer des Stammes sprach.

Nachdem der Prophet (s.) von der Grabenschlacht nach Al-Madina zurückkam und die Waffen ablegte, kam Dschibril (Gabriel) zu ihm und fragte ihn: Hast du die Waffen bereits abgelegt? Ja, antwortete der Prophet, und Dschibril fuhr fort: Die Engel haben dies noch nicht getan, und ich komme gerade von der Verfolgung der Feinde zurück. Allah befiehlt dir, o Muhammad, gegen die Banu Quraiza zu ziehen. Ich begebe mich jetzt zu ihnen und werde sie erbeben lassen.

Sogleich ordnete der Prophet, Allahs Segen und Friede auf ihm, an, unter den Muslimen auszurufen: Alle diejenigen, die hören und gehorchen, sollen ihr Nachmittagsgebet nicht verrichten, bevor sie sich nicht bei den Banu Quraiza eingefunden haben. Er schickte Alyy mit der Fahne voraus, und die Muslime folgten ihm eilends nach. Als sich Alyy den befestigten Häusern der Banu Quraiza näherte, vernahm er hässliche Worte über den Propheten, Allahs Segen und Friede auf ihm. Er kehrte um und sprach zum Propheten, als er ihn unterwegs traf: Gesandter Allahs! Du solltest dich diesen schändlichen Menschen nicht nähern. Weshalb? Du hast wohl Schmähungen gegen mich gehört? So ist es., antwortete Alyy. Wenn sie mich sähen, würden sie nicht so über mich reden., fuhr der Prophet (s.) fort.

Und als er ihren Häusern näher kam, rief er: O ihr Brüder der Affen! Hat Allah euch jemals erniedrigt und Seine Rache über euch gesandt? Du bist nicht so töricht, uns dies anzutun, o Abu-l-Qasim!, antworteten ihm die Banu Quraiza.

Der Prophet belagerte sie fünfundzwanzig Tage, bis sie erschöpft waren und Allah ihre Herzen mit Angst erfüllte.

Huyaiyy Ibn Al-Achtab war nach dem Abzug der Quraisch und Banu Gatafan und entsprechend seiner Abmachung mit Kab Ibn Asad in die Schutzfestung der Banu Quraiza geflüchtet. Als sie sich bewusst wurden, dass der Prophet, Allahs Segen und Friede auf ihm, die Belagerung nicht aufheben würde, bevor er sie vernichtet habe, sprach Kab: Volk der Juden! Ihr seht, was über euch gekommen ist. Ich mache euch drei Vorschläge. Entscheidet euch für einen. Entweder wir folgen und glauben diesem Mann. Es ist wahrlich deutlich geworden, dass er ein gesandter Prophet ist und dass er es ist, den ihr in euerer Schrift vorausgesagt findet. Dann werden euer Leben, euer Besitz, euere Kinder und euere Frauen sicher sein. Niemals werden wir das Gesetz der Thora aufgeben und es gegen etwas anderes eintauschen!, reagierten die Leute. Wenn ihr diesen Vorschlag nicht annehmt, so mache ich euch einen zweiten, nämlich, dass wir unsere Frauen und Kinder töten und dann unbelastet mit gezücktem Schwert gegen Muhammad und seine Gefährten ziehen. Gehen wir zugrunde, so lassen wir keine Nachkommenschaft zurück, um die wir uns sorgen müssten. Siegen wir aber, werden wir andere Frauen und Kinder haben., fuhr er fort. Wir sollen diese Armen töten? Was wäre dann noch Schönes am Leben?, sagten sie. Wenn ihr auch dies ablehnt, so schlage ich euch als letztes folgendes vor: Heute Nacht ist die Nacht zum Samstag, und Muhammad und seine Gefährten werden sich wahrscheinlich vor uns sicher fühlen. Steigt deshalb hinunter; vielleicht können wir ihn und seine Leute überraschen. Wir sollen unseren “Sabbat” schänden und tun, was keiner vor uns getan hat., erwiderten die Leute. Ihr habt euch, seit euch euere Mutter gebar, noch nie zu etwas entschließen können!, entgegnete er.

Daraufhin ließen sie dem Propheten, Allahs Segen und Friede auf ihm, durch einen Boten die Bitte überbringen, er möge ihnen den Abu Lubaba, einen Bruder des Stammes Banu Auf, schicken, damit sie sich mit ihm über ihre Lage beraten könnten. Der Prophet sandte Abu Lubaba zu ihnen, und als sie ihn sahen, kamen die Männer herbei, und ihre Frauen und Kinder weinten so sehr, dass er Mitleid für sie empfand.

Glaubst du, fragten sie ihn, wir sollten uns Muhammads Urteil unterwerfen? Ja! antwortete er und deutete auf seine Kehle, womit er ihnen andeutete, dass sie niedergemetzelt würden. Abu Lubaba erzählte später, er habe den Ort noch nicht verlassen gehabt, als er bereits erkannte, dass er Allah und seinem Gesandten gegenüber treulos gehandelt hatte. Er kehrte deshalb nicht zum Propheten zurück, sondern band sich in der Moschee an eine Säule und schwor, er werde dort so lange verweilen, bis Allah ihm sein Tun verziehen habe, und er werde nie mehr die Banu Quraiza und jene Stelle aufsuchen, wo er sich Allah und seinem Gesandten gegenüber ungetreu verhalten habe.

Der Prophet hatte lange auf Abu Lubabas Rückkehr gewartet. Als er dann erfuhr, was mit ihm geschehen war, sprach er: Wäre er zu mir gekommen, hätte ich für ihn um Vergebung gebetet. Jetzt aber werde ich ihn nicht aus seiner Lage befreien, bevor ihm Allah nicht verziehen hat. Die Vergebung für Abu Lubaba wurde dem Propheten, Allahs Segen und Friede auf ihm, zur Zeit der Morgendämmerung offenbart, als er sich im Zimmer seiner Frau Umm Salama aufhielt. Diese erzählte später: Als es dämmerte, hörte ich den Propheten, Allahs Segen und Friede auf ihm, lachen und fragte ihn nach dem Grund dafür. Er erklärte mir, dass dem Abu Lubaba verziehen worden sei. Ich bat ihn, diesem die frohe Nachricht bringen zu dürfen, und der Prophet, Allahs Segen und Friede auf ihm, willigte ein. Von der Tür meines Zimmers aus rief ich zur Moschee hinüber: >Freue dich, Abu Lubaba, Allah hat dir vergeben! <

Da eilten die Leute herbei, um ihn zu befreien, doch er sprach: >Nein, bei Allah, erst, wenn mich der Prophet, Allahs Segen und Friede auf ihm, selbst losbindet! < Auf dem Wege zum Morgengebet befreite ihn dann der Prophet, Allahs Segen und Friede auf ihm.

An diesem Morgen unterwarfen sich die Banu Quraiza dem Urteil des Propheten (s.). Da wandten sich die Al-Aus an Muhammad (s.) und sprachen: O Gesandter Allahs! Die Banu Quraiza sind unsere Verbündeten und nicht die der Al-Chazradsch. Du weißt, wie du vor einiger Zeit mit ihren Verbündeten verfahren bist. Damals hatte der Prophet, Allahs Segen und Friede auf ihm, die jüdischen Banu Qainuqa, Verbündete der Al-Chazradsch, belagert. Diese hatten sich seinem Urteil unterworfen, doch war Abdullah Ibn Ubaiyy von Al-Chazradsch für sie eingetreten, und der Prophet, Allahs Segen und Friede auf ihm, hatte sie ihm überlassen.

Als nun die Al-Aus um das gleiche Recht hinsichtlich der mit ihnen verbündeten Banu Quraiza baten, fragte sie der Prophet, Allahs Segen und Friede auf ihm: Seid ihr damit zufrieden, wenn einer von euch das Urteil über sie fällt? Ja!, sagten sie. So Lasst Sad Ibn Muath entscheiden! Der Prophet hatte Sad, der am Graben von einem Pfeil getroffen worden war, auf den Gebetsplatz in das Zelt einer Frau vom Stamm Aslam, namens Rufaida, bringen lassen, die sich um die Verwundeten kümmerte und die verletzten Muslime versorgte.

Nachdem ihn der Prophet, Allahs Segen und Friede auf ihm, nun zum Richter über die Banu Quraiza ernannt hatte, kamen seine Stammesgenossen zu ihm und hoben ihn auf einen Esel. Da Sad recht beliebt war, legten sie ihm ein Lederkissen unter. Auf dem Weg zum Propheten baten ihn seine Stammesgenossen: Abu Amr, Lass Milde mit deinen Verbündeten walten; denn eben deswegen hat dich der Prophet, Allahs Segen und Friede auf ihm, mit dieser Entscheidung beauftragt. Als sie ihn immer mehr bedrängten, sagte er: Für mich ist die Zeit gekommen, da es mich nicht mehr rührt, wenn ihr mich wegen einer Entscheidung tadelt, die ich im Sinne Allahs fälle.

Beim Propheten und den Muslimen angelangt, fragte sie Sad: Verpflichtet ihr euch bei Allah, die Entscheidung, die ich über die Banu Quraiza fällen werde, anzunehmen? Und nachdem sie ihm dies versprochen hatten, fuhr er fort: So entscheide ich, dass die Männer getötet und die Kinder und Frauen gefangengenommen werden und ihr Besitz aufgeteilt wird.

Schließlich mussten sich die Banu Quraiza ergeben, und der Prophet, Allahs Segen und Friede auf ihm, ließ sie im Gehöft der Bint Al-Harith, einer Frau vom Stamm Banu An-Nadschdschar, einsperren. Sodann begab er sich zum Markt von Al-Madina, dort, wo heute noch der Markt ist, und befahl, einige Gräben auszuheben. Als dies geschehen war, wurden die Banu Quraiza geholt und Gruppe um Gruppe in den Gräben enthauptet.

Darunter befanden sich auch der Feind Allahs Huyaiyy Ibn Al-Achtab und das Stammesoberhaupt Kab Ibn Asad. Insgesamt waren es sechs- oder siebenhundert Männer; einige behaupten sogar, es seien zwischen acht- und neunhundert gewesen.

Als sie damals in Gruppen zum Propheten geführt wurden, fragten sie Kab: Was glaubst du, wird man mit uns tun? Werdet ihr es denn nie begreifen?, rief Kab, seht ihr denn nicht, dass der Rufer niemals aufhört zu rufen und dass diejenigen, die hinweggebracht werden, nie mehr zurückkehren. Es ist der Tod, bei Allah!

Als der Feind Allahs, Huyaiyy Ibn Al-Achtab, herangebracht wurde, war er mit einem bestickten, rötlichen Gewand bekleidet, in das er überall fingerkuppengroße Löcher geschnitten hatte, damit man es nach der Hinrichtung nicht von seiner Leiche rauben würde. Die Hände waren ihm mit einem Strick an den Hals gebunden.

Als er den Propheten, Allahs Segen und Friede auf ihm, sah, sprach er: Ich tadle mich nicht dafür, dass ich dir meine Feindschaft gezeigt habe, aber der, der Allah verlässt, wird verlassen. Und an die Leute gewandt, fuhr er fort: O ihr Menschen! Gegen diesen Befehl Allahs ist nichts einzuwenden. Er hat den Kindern Israels eine Schrift, ein Verhängnis und ein Gemetzel offenbart. Nach diesen Worten setzte er sich und wurde enthauptet.

Der Prophet verteilte den Besitz, die Frauen und die Kinder der Banu Quraiza unter den Muslimen. Er legte fest, welche Anteile an der Beute jeweils den Reitern und den Unberittenen zustanden und behielt selbst ein Fünftel ein. Jeder Reiter erhielt drei Teile, nämlich zwei Teile für das Pferd und einen Teil für sich selbst. Jeder Unberittene bekam einen Teil. Am Tag des Sieges über die Banu Quraiza gab es sechsunddreißig Pferde. Es war dies die erste Beute, die auf diese Weise aufgeteilt und aus der ein Fünftel einbehalten wurde. Diese Regelung des Propheten (s.) wurde auch in den folgenden Feldzügen bei der Aufteilung der Beute angewandt.

Die gefangenen Frauen und Kinder aus dem Fünftel schickte er mit Sad Ibn Zaid von den Al-Ansar in den Nadschd und tauschte sie gegen Pferde und Waffen ein. Eine der gefangenen Frauen, Raihana Bint Amr, behielt der Prophet, Allahs Segen und Friede auf ihm, für sich selbst. Sie blieb in seinem Besitz, bis er starb.

Als er ihr vorschlug, sie zu heiraten und sie aufforderte, den Schleier zu tragen, bat sie ihn, er möge sie lieber als Sklavin in seinem Besitz behalten, da dies für beide einfacher sei. Der Prophet kam ihrem Wunsche nach. Bei ihrer Gefangennahme zeigte sie ihre Abneigung gegenüber dem Islam und hielt am Judentum fest. Der Prophet beachtete sie deshalb eine Zeitlang nicht und war darüber sehr enttäuscht. Eines Tages aber, als er mit seinen Gefährten zusammensaß, hörte er hinter sich das Geräusch zweier Sandalen und sprach: Dies ist Thalaba, der mir die frohe Kunde bringt, dass Raihana den Islam angenommen hat. So war es in der Tat, und der Prophet, Allahs Segen und Friede auf ihm, freute sich darüber. (Rtt)

(—-> An-Nadir, Juden, Qainuqa)