Quran

(m) Etymologisch ist das Hauptwort Quran (in den europäischen Sprachen üblich “Koran”) vom Zeitwort qaraa (er las) abgeleitet und bedeutet demnach “die Lesung” (par excellence).

Der Quran ist das Buch Allahs, das Er Seinem Propheten Muhammad (s.) in arabischer Sprache offenbarte.

Als Fundament des Islam zählen der Quran und die Sunna des Propheten Muhammad, Allahs Segen und Friede auf ihm.

Wörtlich bedeutet Quran “das Gelesene”.

Er gilt als die erste und wichtigste Gesetzesquelle für die Muslime.

Der Quran ist für die Gläubigen die Gesamtheit der offenbarten Schrift Allahs, die der Prophet Muhammad, Allahs Segen und Friede auf ihm, über den Engel Gabriel in arabischer Sprache erhalten hat.

Seine erste Offenbarung erlebte Muhammad, Allahs Segen und Friede auf ihm, etwa im vierzigsten Lebensjahr. Im Verlauf der nächsten dreiundzwanzig Jahre wurden dem Propheten, Allahs Segen und Friede auf ihm, alle weiteren Offenbarungen zuteil.

Der Quran besteht aus 114 Suren bzw. Kapiteln und ist in einzelne Verse eingeteilt.

In der Zeit des Propheten, Allahs Segen und Friede auf ihm, wurden die Offenbarungen teils im Gedächtnis seiner Gefährten aufbewahrt, teils auf Palmblättern, Steintafeln, Holzbrettern oder auf Leder niedergeschrieben und aufgehoben. Die Zusammenfassung der einzelnen Offenbarungen geschah unter der Leitung von Zaid Ibn Thabit, dem ehemaligen Schreiber und Sekretär des Propheten Muhammad, Allahs Segen und Friede auf ihm.

Folgende Verse des Quran besagen, dass er das Wort Allahs verlautbart: Sprich: Es steht mir nicht zu, ihn (den Quran) aus eigenem Antrieb zu ändern. Ich folge nur dem, was mir offenbart wurde. Ich fürchte, falls ich meinem Herrn ungehorsam bin, die Strafe eines gewaltigen Tages. (Sura 10, Vers 15)

Und dieser Quran hätte nicht ersonnen werden können, außer durch Allah. Vielmehr ist er eine Bestätigung dessen, was ihm vorausging, und eine Darlegung des Buches – darüber herrscht kein Zweifel – vom Herrn der Welten. (Sura 10, Vers 37)

Oder wollen sie etwa sagen: Er hat ihn erdichtet? Sprich: Bringt denn eine Sura gleicher Art hervor und ruft, wen ihr nur könnt, außer Allah, wenn ihr wahrhaftig seid. (Sura 10, Vers 38)

Sprich: Wenn sich auch die Menschen und die Dschinn vereinigten, um diesem Quran etwas Gleiches hervorzubringen, brächten sie doch nichts Gleiches hervor, selbst wenn sie einander beistünden. (Sura 17, Vers 88)

Der Quran beinhaltet neben den religiösen Anweisungen ebenso rechtliche, geschichtliche und sittliche Vorschriften, die das gesamte Leben des einzelnen und der Gemeinschaft regeln.

Worte, Stil und Inhalt des Quran sind nachweisbar übermenschlich. So konnten die Philologen, die sich darüber einig sind, dass die Sprache aus Prosa und Dichtung besteht, die Sprache des Quran niemals einem der beiden Begriffe unterordnen; deshalb nimmt die arabische Sprache als einzige der Welt eine dreifache Einteilung vor: nämlich in “Quran”, “Prosa” und “Dichtung”.

Einige Gelehrte gehen noch ein Stück weiter und subsumieren der arabischen Sprache die Aussprüche des Propheten Muhammad (s.), die Hadithe, als vierte und zugleich in sich gegliederte Gruppe.

In seinen Aussagen und Argumenten durchbricht der Quran das menschliche Gesetz und erhebt sich über alle weltlichen Normen und Prinzipien. Er besitzt Überzeugungskraft und erzeugt eine große gefühlsmäßige Stärke beim Menschen. Er ist das einzige Buch, in dem die Menschen beim Lesen irgendeines Kapitels sofort erkennen, was der Schöpfer von ihnen verlangt; Allah (t) verlangt den ganzen Menschen als Seinen Diener und Ergebenen.

Das Buch Allahs benötigt weder das übliche Vorwort noch eine Einleitung, damit der Leser imstande ist, den Buchstoff gedanklich zu verarbeiten.

Der Quran ist auch nicht systematisch nach Sachgebieten unterteilt; trotzdem besteht kein Grund zu der Befürchtung, dass ein Leser, der zum Beispiel das Ende des Buches aufschlägt, seinen Sinn nicht ohne die Kenntnis des Anfangs erfassen kann. Denn der Quran gibt unmissverständlich Auskunft über das, was Allah (t) Seinen Geschöpfen offenbart – jede Sura spricht unmittelbar für sich.

Gleichwohl, welchen Teil der Leser sich vergegenwärtigt, er erfährt den Kern der Einheit Allahs (Tauhid) und die Kernaussage “Es ist kein Gott außer Allah”.

Dennoch finden wir in der Gesamtstruktur aller Suren und überall im Quran einen wunderbaren Plan, den kein Mensch hätte ersinnen können. Jeder einzelne seiner Verse und Sätze steht in engem Zusammenhang mit allen anderen Versen und Sätzen, so dass jeder Einzelteil die anderen erläutert und ergänzt. Daraus folgt, dass der tiefere Sinn des Quran nur dann erfasst werden kann, wenn man jede einzelne seiner Aussagen als ein Korrelat aller anderen in ihm enthaltenen Aussagen ansieht und bestrebt ist, seine Gedankenfolgen durch wechselseitige Verweisungen der einzelnen Stellen untereinander zu erklären. Hierbei muss das Besondere immer dem Allgemeinen und das Beiläufige dem Wesentlichen untergeordnet werden.

Sobald man diese Regel treu befolgt, erkennt man, dass der Quran sich selber aufs Beste auslegt.

Der Quran ist absolut unfehlbar, denn er ist übernatürlicher und übermenschlicher Herkunft.

Nach Vers (Aya) 9 der 15. Sura Al-Hidschr bezeugt Allah (t) Seine Urheberschaft und übernimmt die Gewähr für die Unversehrtheit des Quran. Damit ist der Quran in der Lage, sich selbst als Wort des Erhabenen Schöpfers auszuweisen. Der Gläubige leitet deshalb in aller Selbstverständlichkeit die Quran-Aya mit den Worten ein: qala-llah (Allah hat gesagt) , und bestätigt damit, dass er die Wahrheit und das bindende Gesetz ist, welches ohne “wenn und aber” befolgt werden muss; für ihn ist Muhammad (s.) “hatamu-n-nabiyyin” (Letzter aller Propheten), wie dies in der Aya 40 der Sura Al-Ahzab (Nr. 33) betont wird.

Es ist für einen Gläubigen unmöglich, den Propheten Muhammad (s.) ebenso wie alle anderen Propheten, die im Quran erwähnt werden, der Falschheit und der Lüge zu bezichtigen. Umgekehrt bedeutet das: Derjenige, der an das Buch Allahs glaubt, wird niemals an das glauben, was im Widerspruch zum Quran steht, wie zum Beispiel an die vom Quran verneinte Dreifaltigkeit Allahs, Seine Vaterschaft zu Jesus (a. s.) – obschon der Quran gleichzeitig die jungfräuliche Empfängnis Marias anerkennt – oder an die Kreuzigung Jesu, den Allah (t) tatsächlich vor den Händen seiner Feinde gerettet hatte.

Der Muslim anerkennt den göttlichen Wert des Quran und seine Heilskraft für sein Leben im Diesseits und im Jenseits.

Als Norm und Maßstab für jeden Muslim ist es Pflicht aller Gläubigen, ob Männer oder Frauen, den Quran zu lesen und zu verstehen.

Um den Quran verstehen zu können, genügt es nicht, seine Worte mit der Zunge zu sprechen und mit den Augen zu verfolgen; vielmehr muss der Mensch sich in das göttliche Wort mit dem Licht des Herzens und mit der inneren Stimme eines aufrichtigen Gewissens versenken. Dies ist deshalb notwendig, weil der Quran für alle Menschen und für alle Zeiten Aussagen trifft; jeder – ob gläubig oder ungläubig – ist im Quran angesprochen und findet in ihm die richtige Bewertung seiner Lage, wenn er beispielsweise die Worte Allahs zu Beginn der zweiten Sura Al-Baqara liest.

Mit nachweisbarer Sicherheit deckt sich der Inhalt des heute vorhandenen Quran-Textes mit der Offenbarung, die der Prophet Muhammad (s.) vom Engel Gabriel (a. s.) erhalten hatte.

Außerdem kannten viele Menschen beim Tode des Propheten (s.) noch den gesamten Quran-Inhalt auswendig, wie es über Jahrhunderte hinweg bis zum heutigen Tage der Fall ist. Dies erleben wir Muslime fast tagtäglich beim Gebet, wenn ein Vorbeter einen Fehler bei der Rezitation der Quran- Verse (Ayat) begeht und sofort von den hinter ihm stehenden Betenden die korrekte Aussprache und den genauen Inhalt des Satzes in allen Einzelheiten zu hören bekommt und somit zur Wiederholung des Satzes in korrigierter Form gezwungen ist.

Diese Gewährleistung der Unversehrtheit des Quran bleibt solange bestehen, wie Allah (t) das Leben auf Erden zulässt.

Jeder Versuch, den Quran zu fälschen – wie geringfügig dies auch sein mag – wird fehlschlagen bis zum Tage der Auferstehung. (DM)


(vgl. dazu Quran 2:23-24; 6:105-107; 10:37-40; 11:13-14; 13:1, 37; 16:102-103;17:88-89; 18:1; 19:97; 21:24; 32:23-25; 38:29; 46:8-10; 64:8; 65:10-11; 69:38-52; 75:16-19; 98:1-3)