Tabuk

Von Thu-l-Hidschdscha im Jahre 8 bis Radschab im Jahre 9 der Hidschra blieb der Prophet, Allahs Segen und Friede auf ihm, in Al-Madina.

Dann befahl er, Vorbereitungen für den Zug gegen die Byzantiner zu treffen. Als der Prophet, Allahs Segen und Friede auf ihm, seinen Gefährten befahl, sich zum Zug gegen die die Byzantiner zu rüsten, befanden sich die Menschen gerade in großer Not. Die Hitze lastete schwer auf dem Land, und es herrschte eine Dürre. Die Früchte waren reif, und die Männer wollten lieber im Schatten bei ihren Früchten bleiben und ihr Land in dieser Zeit nicht verlassen. Früher hatte der Prophet, Allahs Segen und Friede auf ihm, fast immer nur in Andeutungen von dem Ziel seiner Feldzüge gesprochen und meist ein anderes als das wirkliche Ziel genannt. Dieses Mal aber sagte er es ihnen offen; denn der Weg war weit, die zeitlichen Umstände schwierig und die Zahl der Feinde, gegen die sie ziehen wollten, groß. So befahl er ihnen, sich entsprechend zu rüsten, und erklärte ihnen, dass er gegen die Byzantiner zu ziehen gedenke.

Während der Prophet, Allahs Segen und Friede auf ihm, seine Vorbereitungen traf, sagte er eines Tages zu Dschadd Ibn Qais: Dschadd! Möchtest du dieses Jahr denn nicht gegen die Blonden (arab.: Banu-l-asfar) kämpfen? O Gesandter Allahs! Würdest du mir gestatten, zurückzubleiben, und mich nicht in Versuchung führen? Wahrlich, meine Leute wissen, dass es keinen Mann gibt, der so wie ich den Reizen der Frauen verfallen ist, und ich habe Angst, dass ich mich nicht beherrschen kann, wenn ich die blonden Frauen sehe.

Der Prophet erlaubte ihm zurückzubleiben, und wandte sich von ihm ab. Über Dschadd aber wurde der Quran-Vers offenbart: Und unter ihnen ist so mancher, der sagt: „Erlaube mir (zurückzubleiben), und stelle mich nicht auf die Probe. Hört! Ihre Probe hat sie ja schon ereilt. Und wahrlich, Dschahannam wird die Ungläubigen einschließen. (9:49)

Einige Heuchler, die sich diesem Kampf entziehen wollten, an der Wahrheit zweifelten und Verleumdungen über den Propheten, Allahs Segen und Friede auf ihm, verbreiteten, forderten sich gegenseitig auf, in dieser Hitze nicht fortzuziehen. Über sie offenbarte Allah den Quran-Vers: Sie sagten: Zieht doch nicht in der Hitze aus! Sprich: Das Feuer der Dschahannam ist von stärkerer Hitze. Wenn sie doch nur begreifen könnten! (9:81)

Der Prophet machte eifrig seine Reisevorbereitungen und befahl den Muslimen, sich eilends zu rüsten. Die Reichen trieb er an, für die Sache Allahs Geld und Reittiere bereitzustellen. Einige brachten Reittiere und sicherten sich so ihren Lohn im Jenseits. Die größte Geldsumme von allen spendete Uthman Ibn Affan (r).

Als aber einige arme Muslime, die als die “Weiner” bekannt wurden, zum Propheten kamen und ihn um Reittiere baten, konnte er ihnen keine geben. Da verließen sie ihn wieder, und ihre Augen flossen vor Tränen über, aus Trauer darüber, dass sie die notwendigen Mittel nicht aufbringen konnten.

Als der Prophet (s.) durch das Gebiet von Al-Hidschr kam, ließ er lagern, und die Männer holten sich Wasser aus dem Brunnen. Beim Weggehen aber warnte er sie: Trinkt keinen Tropfen von diesem Wasser und verwendet es nicht für die Waschungen vor dem Gebet! Habt ihr Brotteig damit gemacht, verfüttert diesen an die Kamele und esst nicht davon! Und keiner soll sich in dieser Nacht allein und ohne Begleiter entfernen!“

Die Muslime gehorchten seinem Befehl mit Ausnahme zweier Männer von den Banu Saida. Der eine der beiden ging, um sein Bedürfnis zu verrichten, der andere, um sein Kamel zu suchen. Der erste erkrankte auf seinem Weg an Diphtherie, und den zweiten packte der Wind und schleuderte ihn auf einen der beiden Berge des Stammes Tay. Als man dem Propheten, Allahs Segen und Friede auf ihm, davon erzählte, sprach er: Habe ich euch nicht verboten, euch ohne Begleiter zu entfernen! Dann betete er für den einen, worauf dieser gesund wurde. Den anderen brachten ihm später die Tay nach Al-Madina. Am nächsten Morgen hatten die Muslime kein Wasser und klagten dies dem Propheten, Allahs Segen und Friede auf ihm. Da sprach er ein Bittgebet, worauf Allah eine Wolke sandte und es regnete, so dass die Muslime ihren Durst stillen konnten und so viel Wasser mitnahmen, wie sie brauchten.

Nach der Ankunft des Propheten (s.) in Tabuk kam der Statthalter von Aila, Yuhanna Ibn Ruba, schloss mit ihm einen Friedensvertrag und zahlte die Dschizya (Kopfsteuer).

Auch die Bewohner von Dscharba und Athruh fanden sich ein und entrichteten ihre Abgaben. Der Prophet (s.) schrieb eine Urkunde für sie, die sie noch heute besitzen.

Für Yuhanna ließ er folgendes Dokument aufsetzen: Im Namen Allahs, des Allerbarmers, des Barmherzigen! Dies ist eine Sicherheitsschreiben von Allah und von Muhammad, dem Propheten und Gesandten Allahs, für Yuhanna Ibn Ruba und die Bewohner von Aila, ihre Schiffe und Karawanen zu Wasser und zu Land. Sie, so wie alle Syrer, Yemeniten und Seeleute, die sich bei ihnen aufhalten, stehen unter dem Schutze Allahs und Seinem Propheten Muhammad. Wer den Vertrag bricht, indem er etwas Neues hinzufügt, den schützt sein Besitz nicht. Er gehört dem, der ihn sich nimmt. Sie dürfen nicht am Zugang zu einem Brunnen und weder zu Wasser noch zu Lande an der Benutzung eines Weges gehindert werden.“

Danach schickte der Prophet, Allahs Segen und Friede auf ihm, den Chalid Ibn Al-Walid zu Ukaidir nach Duma. Ukaidir gehörte zum Stamm der Kinda, herrschte als König über Duma und war Christ. Der Prophet sagte Chalid voraus, er werde Ukaidir auf der Jagd nach wilden Kühen treffen. Chalid machte sich auf den Weg, bis er in Sichtweite der Festung kam. Es war eine mondhelle Sommernacht, und Ukaidir hielt sich mit seiner Frau auf dem Dach auf. Die ganze Nacht über schabten die Kühe mit ihren Hörnern am Tor der Festung, und seine Frau fragte ihn: Hast du jemals schon so etwas gesehen? Nein, bei Allah!, sagte er. Wer lässt sie dies tun?, fragte sie. Niemand!, antwortete er und stieg vom Dach ab, ließ sein Pferd satteln und ritt mit einigen seiner Familienangehörigen, die ihre Wurfspeere dabeihatten, hinaus.

Außerhalb der Festung stieß die muslimische Reiterschar auf sie, nahm sie gefangen und tötete Ukaidirs Bruder. Ukaidir trug ein mit Gold bedecktes Brokatgewand. Chalid nahm es ihm weg und schickte es dem Propheten, Allahs Segen und Friede auf ihm, bevor er selbst mit Ukaidir bei ihm ankam.

Anas Ibn Malik berichtete: „
Ich sah das Gewand des Ukaidir, als es zum Propheten gebracht wurde. Die Muslime betasteten und bestaunten es. Der Prophet aber sprach: Darüber staunt ihr! Bei Dem, in Dessen Hand meine Seele ist, die Mundtücher des Sad Ibn Muath im Paradies sind wahrlich schöner! Dann brachte Chalid den Ukaidir selbst. Der Prophet schenkte ihm das Leben, schloss einen Vertrag mit ihm auf Zahlung der Dschizya und ließ ihn in seinen Ort zurückkehren.

Er blieb nur etwas über zehn Tage in Tabuk und zog dann nach Al-Madina zurück. (Rtt)