Verkündung der Botschaft

In großer Zahl bekehrten sich nun Männer und Frauen zum Islam, bis ganz Makka darüber redete.

Darauf befahl Allah Seinem Propheten, sich offen zu Seiner göttlichen Botschaft zu bekennen, mit seinem Auftrag öffentlich vor die Menschen zu treten und sie zum Glauben an Ihn aufzurufen. Seit seiner Sendung waren inzwischen drei Jahre vergangen, in denen der Prophet, Allahs Segen und Friede auf ihm, den Auftrag Allahs verheimlicht hatte. Nun aber offenbarte Allah: So tue kund, was dir befohlen wurde, und wende dich von den Götzendienern ab. (Quran 15:94)

Ferner offenbarte Er: “Und warne deine nächsten Verwandten und senke deinen Flügel über die Gläubigen, die dir folgen.” (Quran 26:214-215)

Und sprich: Ich bin gewiss der deutliche Warner. (Quran 15:89)

Um sich vor den Leuten ihres Stammes zu verbergen, pflegten die Gefährten des Propheten (s.) zum Gebet in die Schluchten außerhalb Makkas zu ziehen. Eines Tages befand sich Sad Ibn Abi Waqqas mit einer Gruppe Prophetengefährten dort beim Gebet, als eine Schar heidnischer Makkaner bei ihnen erschien, sie grob unterbrach und wegen ihres Gebetes beschimpfte und schließlich handgreiflich wurde. Sad schlug dabei mit dem Kieferknochen eines Kamels auf einen der Ungläubigen ein und verwundete ihn am Kopf. Es war dies das erste Blut, das im Islam vergossen wurde.

Als der Prophet, Allahs Segen und Friede auf ihm, wie Allah es ihm befohlen hatte, den Islam öffentlich zu verkünden begann, wandten sich seine Stammesgenossen zunächst nicht von ihm ab. Sie wiesen ihn erst zurück, als er ihre eigenen Götter schmähte. Mit Ausnahme einer kleinen verachteten Gruppe, die Allah durch den Islam davor bewahrte, erklärten sie ihn alle für untragbar, bekämpften ihn und waren sich in ihrer Ablehnung einig.

Unter den Ungläubigen blieb ihm nur sein Onkel Abu Talib freundlich zugetan. Er gewährte ihm seinen Schutz und stellte sich vor ihn.

Der Prophet führte weiter Allahs Befehl aus und verkündete Seinen Auftrag, ohne dass ihn etwas davon abzuhalten vermochte. Als die Quraisch sahen, dass er ihnen in keinem Punkt, den sie ihm vorwarfen, nämlich der Absage an sie und der Schmähung ihrer Götter, nachgab und dass sein Onkel Abu Talib weiter zu ihm hielt und ihn nicht an sie auslieferte, gingen einige Männer des quraischitischen Adels zu Abu Talib und sprachen: Abu Talib! Der Sohn deines Bruders hat unsere Götter beschimpft, unsere Religion geschmäht, unsere Tugenden lächerlich gemacht und unsere Väter des Irrtums bezichtigt. Entweder du sorgst dafür, dass er uns nicht weiter belästigt, oder du lässt uns freie Hand gegen ihn. Du stehst doch ebenso im Gegensatz zu ihm wie wir, und wir werden dich von ihm erlösen. Abu Talib antwortete freundlich und in aller Höflichkeit, worauf sie ihn wieder verließen.

Der Prophet (s.) aber fuhr fort, die Religion Allahs zu offenbaren und zum Glauben an Ihn aufzurufen, wodurch sich die Beziehungen zwischen ihm und seinen Gegnern weiter verschlechterten und sie sich noch mehr miteinander verfeindeten. Die Quraisch sprachen immer häufiger von ihm und hetzten einander gegen ihn auf. Schließlich gingen sie wieder zu Abu Talib und sprachen: Abu Talib! Du hast ein ehrwürdiges Alter und besitzt hohes Ansehen unter uns. Wir haben dich gebeten, dem Sohn deines Bruders sein Tun zu verbieten, doch du hast ihn uns nicht vom Leibe geschafft. Wahrlich, wir werden es nicht länger dulden, dass er unsere Väter beschimpft, unsere Tugenden lächerlich macht und unsere Götter verunglimpft. Entweder du bringst ihn dazu, dass er uns nicht mehr behelligt, oder wir werden gegen euch beide kämpfen, bis eine unserer Parteien untergeht. Darauf verließen sie ihn wieder.

Schwer lasteten auf Abu Talib die Entfremdung und die Feindschaft seines Volkes, doch konnte er Muhammad (s.) einfach nicht preisgeben und enttäuschen. Nachdem die Quraisch ihre Forderungen gestellt hatten, ließ Abu Talib Muhammad (s.) holen und sprach: O Sohn meines Bruders, die Vertreter deines Stammes waren bei mir. Er erzählte ihm alles und fuhr fort: Verschone uns und bürde mir nicht etwas auf, was ich nicht tragen kann! Da dachte Muhammad (s.), dass sein Oheim ihn im Stich lassen und preisgeben wolle und dass er seine Hilfe und Unterstützung verlieren werde. O mein Oheim, antwortete Muhammad ihm, bei Allah, selbst wenn sie mir die Sonne in meine rechte und den Mond in meine linke Hand legen würden, um mich davon abzubringen bevor Allah dem Islam nicht zum Sieg verholfen hat oder ich für ihn gestorben bin, werde ich nicht davon ablassen. Dann brach er in Tränen aus und erhob sich, doch als er davonging, rief Abu Talib ihn zurück und sprach: Gehe hin, o Sohn meines Bruders, und verkünde, was du willst. Bei Allah, für nichts werde ich dich jemals preisgeben.

Als die Quraisch erfuhren, dass Abu Talib es ablehnte, Muhammad (s.) im Stich zu lassen, und entschlossen war, deshalb mit ihnen zu brechen, gingen sie mit Umara Ibn Al-Walid Ibn Al-Mugira erneut zu ihm und schlugen ihm folgendes vor: Abu Talib! Dies ist Umara, der stärkste und schönste junge Mann im Stamm Quraisch. Nimm ihn! Sein Verstand und seine Hilfe werden dir von Nutzen sein. Nimm ihn als deinen Sohn an und liefere uns dafür deinen Brudersohn Muhammad aus, der sich deiner und deiner Väter Religion widersetzt, die Gemeinschaft deines Volkes gespalten und seine Tugenden lächerlich gemacht hat, damit wir ihn töten. So steht es dann Mann gegen Mann. Bei Allah, erwiderte Abu Talib, wie übel ist das, was ihr von mir verlangt. Ihr wollt mir euren Sohn geben, damit ich ihn euch ernähre, und ich soll euch den meinen geben, damit ihr ihn umbringt! Bei Allah, dies wird niemals geschehen!

Mutim Ibn Abdmanaf Ibn Qusayy hielt ihm entgegen: Wahrlich, Abu Talib, dein Volk hat dich gerecht behandelt und sich bemüht, zu vermeiden, was du verabscheust. Aber ich sehe nicht, dass du auch nur einen Vorschlag von ihm annimmst. Ihr habt mich, bei Allah, nicht gerecht behandelt, gab Abu Talib zurück, sondern seid euch schon längst darin einig, mich aufzugeben und die anderen gegen mich zu unterstützen. So macht denn, was ihr wollt! Die Lage wurde nun noch gespannter und die Auseinandersetzung immer hitziger, die Spaltung im Volk vertiefte sich, und man zeigte offene Feindschaft gegeneinander.

Die Quraisch hetzten gegen die Gefährten des Propheten (s.), die innerhalb ihrer Einzelstämme lebten und sich zum Islam bekehrt hatten. Jeder Stamm fiel über die ihm angehörenden Muslime her, quälte sie und versuchte, sie gewaltsam von ihrem Glauben abzubringen. Den Propheten schützte Allah vor ihnen durch Abu Talib. Als dieser sah, was die Quraisch taten, rief er seine Sippen Haschim und Abdulmuttalib auf, ihm zu helfen, den Propheten zu schützen. Alle mit Ausnahme des verfluchten Feindes Allahs – Abu Lahab – kamen seinem Wunsch nach und stellten sich auf seine Seite. (Rtt)

Über die Verkündung der Botschaft lesen wir folgende Verse im Quran:

Kehren sie sich jedoch (vom Glauben) ab, so haben Wir dich nicht als deren Wächter entsandt. Deine Pflicht ist nur die Verkündigung. Wenn Wir dem Menschen von Unserer Barmherzigkeit zu kosten geben, so freut er sich über sie. Doch wenn ein Unheil sie um dessentwillen trifft, was ihre Hände vorausgeschickt haben: siehe, dann ist der Mensch undankbar. (42:48)

O du Gesandter! Verkünde, was zu dir von deinem Herrn hinabgesandt wurde; und wenn du es nicht tust, so hast du Seine Botschaft nicht verkündigt. Und Allah wird dich vor den Menschen schützen. Wahrlich, Allah weist den ungläubigen Leuten nicht den Weg. (5:67)

Schon vor dir wurden Gesandte verspottet, doch das, worüber sie spotteten, erfasste die Spötter unter ihnen. (6:10).

Und sprich: Gekommen ist die Wahrheit und dahingeschwunden ist die Falschheit; wahrlich, das Falsche verschwindet bestimmt. (Quran 17:81)

Und verkünde den Gläubigen die frohe Botschaft, dass ihnen von Allah große Huld zuteil werde. (33:47)

(—-> Bilal Ibn Rabah, Boykotturkunde, Verfolgungskampagne)